04 | 09 | 2017 | Reisen | 0 | 5428 |
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Dharavandhoo – Die Insel am Sailfish-Highway
Die Malediven sind der Inbegriff paradiesischer Tropen. Traumhafte, palmengesäumte Strände und glasklares Wasser. Diese Inselgruppe am Äquator bietet eine absolut spektakuläre Fischerei auf diverse atemberaubend schnelle Fische des Salzwassers.
Blauer Marlin und Segelfisch, Giant Trevallys, weitere verschiedenartige Stachelmakrelen, Goldmakrele, Wahoo, Grouper und als Highlight der Hundszahn-Thun fordern Flexibilität des Fischers und eine Bootscrew mit guten Kenntnissen der Gewässer rund um die Atolle. Ausser dem Segelfisch erreichen diese Fische nicht die Rekordmasse anderer Hotspots rund um den Globus, die Artenvielfalt der für das Sportfischen interessanten Fische dieser entlegenen Inselkette macht dies jedoch mehr als wett. Hinzu kommt, dass dieses Reiseziel relativ einfach zu erreichen ist und die Unterkünfte ausserhalb der Touristeninseln die echten Malediven erleben lassen. Massentourismus und mondäne Auswüchse sucht man da erfreulicherweise vergebens. Das geruhsame Leben verbunden mit einer atemberaubenden Jagd auf Giant Trevally und Schwertträger ist genau der richtige Gegenpol zum hektischen Treiben unseres europäischen Alltags.
Der Segelfisch-«Highway»
Der Segelfisch ist der schnellste Sprinter der Ozeane und besucht die Malediven auf seiner langen Wanderung. Einige Male im Jahr spielt sich direkt vor Dharavandhoo, einer Insel am Rand des Baa Atolls, ein spektakuläres Ereignis ab. Dort versammeln sie sich zu wahren Fressorgien, bevor die Wanderung quer durch die Malediven fortgesetzt wird.
Auf der Suche nach Nahrung ziehen ganze Schulen unserer begehrten Beute von West nach Ost oder, je nach Monsun, auch anders rum. Durch die jahreszeitlich unterschiedlichen Strömungen und dem damit verbundenen Upwelling, dem Auftrieb an nährstoffreichem Tiefenwasser in die sonnenbestrahlten Flachwasserregionen, wird ein explosionsartiges Wachstum des Planktons und damit der Nahrungskette ausgelöst. So liegt denn auch die Hanifaru Bay, ein wichtiges Tauchrevier auf Walhai und Manta, in nächster Nähe zur Hibaru Lodge. Der Segelfisch scheint grundsätzlich das ganze Jahr vorhanden zu sein. Doch Erfahrungen zeigen, dass es vor allen in den Monaten November bis März zu einer Konzentration der Bestände kommt. Das Fanggebiet beginnt erstaunlicherweise keine fünf Minuten vor der Insel. Manchmal wagen sich die Segelfische ins flache Wasser direkt am Korallenriff, wo sie sich furchtlos dem Boot nähern. Massgeschneidert für spezielle Fischereimethoden wie das Spinn-, Drift- und Fliegenfischen.
Von Taktiken und Ködern
Den dort vorkommenden Schwerträgern, dem Segelfisch, seltener auch dem Blauen Marlin, wird oft mit Lebendködern nachgestellt. Bei dieser, an die kommerzielle lokale Fischerei angelehnten Methode, wird ein Köderfisch mittels Einfachhaken befestigt und im Drift bei gehaltener Rute nachgezogen. Grundsätzlich gehen auch tote Köderfische am Rig. Die Attacke des Segelfischs kommt wortwörtlich schlagartig. Erst versucht er mittels Schlägen des Schwerts Fühlung aufzunehmen und den Fisch aus der Bahn zu werfen. Behält man da die Nerven wird er, richtig hungrig, nun mit der Beute in horrendem Tempo davon schwimmen und sie schlucken. Da ist das gute Timing massgebend über Erfolg und Misserfolg. Es kann mit dieser Technik verständlicherweise auch mächtig Frust aufkommen!
Schwachpunkt Vorfach
Es muss bei dieser Art der Fischerei immer auch mit einem Hundszahnthunfisch oder Wahoo gerechnet werden. Das Mono-Vorfach ist dann aber zu schwach oder wird mit einem Biss gekappt. Kommt Stahlvorfach zur Anwendung, sinkt hingegen die Chance auf einen Schwertträger massiv.
Erfahrene Meeresspinnfischer können auch mit der Spinnrute erfolgreich sein: Ist ein Segelfisch ausgemacht, nähert man sich der maximalen Wurfweite. Stickbait oder Köderfisch am System verrichten ihre Arbeit als Köder zuverlässig.
Für die eher bequeme Fraktion der Sportfischer bietet sich das Schleppfischen mit Kunstködern an. Phasenweise fängt man so Goldmakrelen und Wahoo in grossen Mengen, ab und zu beisst aber auch ein Segelfisch. Diese Methode wird bei den wenigen professionellen Anbietern meist nur auf dem Weg zu einem neuen Riff oder Atoll angewendet. Ist der Segelfisch nicht präsent, bietet sich in erster Linie der ganzjährig vorhandene Giant Trevally an. Diese «Rakete des Riffs» wird mit grossen Poppern und vor allem mit Stickbaits gefangen. Das Boot driftet dabei der Kante des Riffdachs entlang. Dies, soweit strömungsbedingt möglich, genau in Wurfdistanz. Die kraftvollen Würfe verlangen, über Stunden angewendet, vom Fischer viel Stehvermögen und einige körperliche Fitness. Kommt der langersehnte Einschlag, folgt immer gleich eine atemberaubende Flucht, wenn der Giant Trevally versucht das Riff zu erreichen. Nach der ersten erfolgen meist weitere Fluchten, die nicht mehr ganz so ausgeprägt sind.
Boot und Tackle
Für die Fischerei stehen original maledivische Dhonis zur Verfügung. Diese grossen Holzboote sind perfekt für die örtliche Sportfischerei geeignet. Sie liegen ruhig im Wasser, das während der Hochsaison ohnehin oft spiegelglatt ist. Grundsätzlich stellen die Anbieter sämtliches zweckmässiges Fischereigerät kostenlos zur Verfügung. Für die aktive Fischerei mit Popper- und Stickbait empfehle ich aber, eigenes Tackle anzuschaffen. Für Segelfisch und Giant Trevally sind nur hochwertige Rollen mit extrem starker Bremse und hohem Einzugsvermögen geeignet. Das Schnurfassungsvermögen sollte mindestens 250 Meter 0,40er betragen. Der zweitwichtigste Teil der Ausrüstung ist die geflochtene PE Schnur samt Vorfach. Die Hauptschnur muss von bester Qualität sein. Ich vertraue hier seit Jahren auf die Momoi Ryujin. Da das ein bis mehrere Meter lange und 170 bis 200 lb starke Vorfach oft mittels FG Knoten um das Vorfach gebunden wird, muss dieses weich sein, um genug Grip zu bieten.
Für die Drifttechnik reicht folgende Montage: Hochwertiger 260 lb Wirbelkarabiner an der Hauptschnur, drei Meter weiches Shockleader 170-200 lb und folgend der Einzelhaken, der mittels Aluhülsen und Schutzschlauch gecrimpt wird. Ebenso unkompliziert ist die Montage für das Popperfischen.
Das geeignete Vorfach für die Malediven hat die Tragkraft von 170 lb und wird mittels FG Knoten mit der Hauptschnur verbunden. Am anderen Ende des Vorfachs liegt ein Solidring 250 lb, der gecrimpt ist. Daran wird der Köder mittels starken Sprengrings befestigt.
Da ausschliesslich mit kräftigen Sprengringen gearbeitet wird, ist eine gute Sprengringzange für Ringe bis Grösse 11 Pflicht. Auch die massivsten Teile für die Hechtfischerei sind da völlig nutzlos. Zebcos Black Cat Range hat da beispielsweise eine preisgünstige Zange im Sortiment. Nicht vergessen sollte man das Material für das leichte Spinn- und Fliegenfischen, das watend in Lagunen und vom Strand praktiziert werden kann. Sämtliche Trevallys und Barschartige wie auch der Bonefish bieten da tolle Abenteuer.
Anreise und Lodge
Flüge aus der Schweiz gibt es Nonstop mit der Edelweiss Air oder mit Zwischenstopp mit vielen weiteren Airlines auf die Hauptinsel Male. Von da aus führt die Reise mit Kleinflugzeug in wenigen Minuten zum Endziel. Die zauberhafte Fischerlodge ist nicht vergleichbar mit den Luxusresorts, die dort fast jede Insel in Beschlag genommen haben. Da lebt man in kleiner Gesellschaft und erlebt inmitten der einheimischen Bevölkerung die echten Malediven. Alkohol und übermässig Fleischgerichte sucht man vergebens. Stattdessen werden reichlich köstliche Fisch- und Geflügelgerichte und leckere tropische Salate in verschiedensten Varianten angeboten. Selbst gefangener Fisch wird nach Wunsch schon auf dem Boot als Sushi zubereitet oder im Freien über der Glut von Kokosschalen köstlich gegrillt.
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