Felchen [– Es geht wieder los]
27 | 02 | 2023 PraxisText: Markus Iten 03289
27 | 02 | 2023 Praxis
Text: Markus Iten 0 3289

Felchen – Es geht wieder los

Zu Beginn der Saison kann Felchenfischen ein Kinderspiel sein. Damit es mit dem Fang auch an schwierigeren Tagen funktioniert, bringen wir hier ein paar Tipps von Markus Iten alias «Felchenfreak».


Die grosse Frage zu Beginn des Fischertags ist: Wo steht der Fisch? Meine Suche beginnt jeweils direkt vor dem Bootsplatz. Ich fahre auf den See hinaus bis zu einer Tiefe von 28 Meter und beobachte mein Echolot. Ich merke mir die Tiefen, wo Fisch-Echos angezeigt werden. In einer schrägen Linie fahre ich wieder zum Ufer hin. Das Suchen auf diese Art kann sich mehrmals in einem Zickzack-Muster wiederholen. Aber ich weiss danach, in welcher Tiefe die Musik spielt. Natürlich mache ich sofort einen Stopp, wenn ein schöner Schwarm sichtbar wird. Stellt sich kein Erfolg ein, geht die Suche weiter. Ich fahre dann etwa in 16 Meter Tiefe eine Zickzack-Linie ab und werde meistens fündig. Wenn gar nichts geht, erweiterte ich die Suche zum Ufer hin bis auf 6 Meter Tiefe, dies vor allem während der Laichzeit von Weiss­fischen, so ab April. Felchen sind Feinschmecker und fressen gerne Laich. Jetzt muss man beachten, dass der Kegel vom Echolot in dieser Tiefe sehr klein ist, d. h. man kann keine Fischschwärme auf der Anzeige erwarten. Ein einzelnes, grosses Echo genügt mir voll. Früher wunderte ich mich, warum es im Mai Phasen gab, wo man praktisch keine Felchenechos auf dem See fand. Die Lösung war aber ganz einfach: Sie waren in Ufernähe bei den Laichplätzen der Weissfische! Überdies tummelt sich genau dort auch vieles Kleingetier im frisch wachsenden Seegras. 

 Unverzichtbar in jeder Felchenfischer-Trickkiste: Ganz kleine Nymphen können einen schwierigen Tag retten. © Markus Iten

Unverzichtbar in jeder Felchenfischer-Trickkiste: Ganz kleine Nymphen können einen schwierigen Tag retten. © Markus Iten

An einem 1. Mai kam mein Sohn Christoff mit mir auf den See. Ich suchte wie gewohnt den See ab, fand aber praktisch keine Echos. Ich suchte bis in Ufernähe und wurde auf 8,3 Meter fündig­: Ein grosses Echo erschien auf dem Monitor. Es wurde ein Tag, der in unsere Geschichte einging. Der erste Biss liess nicht lange auf sich warten und eine Felche von über 40 cm lag im Boot. Das muntere Fangen ging so weiter, es waren alles Felchen zwischen 40 und 56 cm. Wir waren dabei so nah am Ufer, dass wir uns mit einem Mann in seinem Garten problemlos unterhalten konnten.


Echolot

Ich bin mit einem Kollegen aus den ersten Stunden der Felchenfischerei auf den See gegangen, um über alte Zeiten zu sprechen und dabei noch ein paar Felchen zu fangen. Er hatte denselben Monitor am Echolot wie ich. Wir fuhren auf den See hinaus, er stoppte und liess den Anker hinunter. Ich fragte ihn, was das solle, da hätte es ja gar keine Fischanzeigen. Seine Erklärung erstaunte mich: Sein Echolot sei defekt, er brauche es nur noch für das Anzeigen der Struktur und der Tiefe. Auf sein OK hin stellte ich die Empfindlichkeit höher ein, und plötzlich waren Fische auf der Anzeige. Mein Kollege war einer von vielen Fischern, die ein gutes Echolot besitzen, dieses aber nicht richtig benutzen. 

 Der Blick aufs Echolot lohnt sich vor allem, wenn die Fische nicht recht wollen. Mit genau justiertem Gerät kann man sie so punkt­genau anfischen. © André Suter

Der Blick aufs Echolot lohnt sich vor allem, wenn die Fische nicht recht wollen. Mit genau justiertem Gerät kann man sie so punkt­genau anfischen. © André Suter

Wichtig ist einfach, dass die Empfindlichkeit hoch eingestellt ist. Auch muss man wissen, dass nur die Signale am rechten Bildrand aktuell sind. Links davon ist alles bereits Vergangenheit. Auch vergessen viele, den Geber richtig zu justieren. Es gibt fast keinen Fischertag bei mir, wo ich nicht eine Feinjustierung vornehme. Wenn das Blei die gleiche Farbe wie die Fischechos anzeigt, bin ich mit meiner Hegene am richtigen Ort, direkt unter dem Boot. Es nützt nichts, wenn ich mit einer blauen Anzeige vom Blei auf eine gelb/orange Fischanzeige fische. 

Eine Feinjustierung läuft so ab: Ich lasse das Blei hinunter, bis es knapp über dem Boden hängt, justiere den Geber, bis das Blei gelb/orange angezeigt wird. Jetzt weiss ich, dass der Geber die aktuelle Situation direkt unter dem Boot anzeigt. Wenn aber beim nächsten Mal mein 100 kg schwerer Fischerkollege vorne den Bug nach unten drückt, ist halt wieder eine Neujustierung fällig.

 Fürs Felchenfischen braucht es kein teures Echolot. Entscheidend ist, dieses genau und optimal einzustellen und bei Bedarf auch zu justieren.

Fürs Felchenfischen braucht es kein teures Echolot. Entscheidend ist, dieses genau und optimal einzustellen und bei Bedarf auch zu justieren.


Bei mir ist der Monitor geteilt: Der rechte, schmale Bildteil zeigt die normale Anzeige vom Echolot und das linke Bild ist vierfach ver­grös­sert. Man sieht deutlich, wie gross der Unterschied bei den beiden Anzeigen ist und wie man die Bewegungen von Blei und Fischen verfolgen kann. Ist der See ganz ruhig, sieht man sogar die einzelnen Nymphen.


Aus der Trickkiste

Manchmal kann man auf der Anzeige vom Echolot die Felchen beobachten, wie sie zur Hegene schwimmen, aber nicht zupacken. Da muss dann in die Trickkiste gegriffen werden, um die Felchen zu reizen. Man lässt das Blei mit kleinen Zupfern auf dem Grund herumhüpfen und wirbelt diesen auf. Ein für die Felchen spannendes Wölklein schwebt dadurch über den Seegrund. Man kann auch ein paarmal den Anker anheben und fallen lassen, das hat die grössere Wirkung. Man kennt ja auch die «Ankerbisse», die manchmal sofort nach dem ersten Mal Ankersetzen folgen. Man gibt mit dem Daumen einen Schnipp in den Rutengriff und die Nymphe zuckt. Auch helfen kann ein leichtes Trommeln mit Zeige- und Mittelfinger auf der Rute, die Nymphen vibrieren dann leicht.
Felchen sind neugierige Fische und reagieren auch auf Lärm. Ein alter Fischer hat mir folgenden Trick verraten: Wenn nichts läuft, tritt er ein paarmal ganz fest auf den Boden des Bootes. 

 Der Autor mit einer kapitalen Zürichsee-Felche. Wer viele kleine Kniffe beim Felchenfischen beherrscht, darf häufiger mit grossen Fischen rechnen. © Markus Iten

Der Autor mit einer kapitalen Zürichsee-Felche. Wer viele kleine Kniffe beim Felchenfischen beherrscht, darf häufiger mit grossen Fischen rechnen. © Markus Iten


Ankern

Auch richtiges Ankern will gelernt sein. Ein Boot nähert sich einem Felchenspot, der Blick des Fischers ist starr auf das Echolot fixiert. Plötzlich wird er fündig, stellt den Motor in den Leerlauf und lässt den Anker runter. Das Boot driftet munter weiter, und wenn der Anker endlich unten ist, steht das Boot nicht mehr über der Stelle mit den Fisch­anzeigen. Nach 10 Minuten erfolgloser Fischerei wird der Anker wieder heraufgeholt und eine neue Suche wird gestartet. 

Wenn ich Felchen gefunden habe, fahre ich ein paar Meter im Rückwärtsgang retour und lasse erst dann den Anker herunter. Das heisst aber noch lange nicht, dass ich jetzt über den Felchen stehe, da Strömung, Wind und Wellen auch noch ihren Einfluss geltend machen. Wenn sich das Boot eingependelt hat, beginne ich mit dem Fischen. Es kann einen Moment dauern, bis die Felchen wieder auf dem Echolot erscheinen. Wenn nicht, versetze ich das Boot nur um ein paar Meter in die Richtung, aus der ich gekommen bin. Das Versetzen von nur wenigen Metern kann oft den Jackpot knacken. Erfolg und Misserfolg liegen manchmal sehr nahe beieinander.

 Frühlingsfisch Felche: Seit Mitte Februar sind die Fische Woche für Woche hungriger geworden. Jetzt im März sind sie so richtig aktiv. © André Suter

Frühlingsfisch Felche: Seit Mitte Februar sind die Fische Woche für Woche hungriger geworden. Jetzt im März sind sie so richtig aktiv. © André Suter


Markus Iten

  Felchenfreak
«Du bist nicht ganz normal»

Markus Iten alias «Felchenfreak» hat sein geballtes Wissen übers Felchenfischen zusammengefasst und im Eigenverlag als Buch herausgegeben. Der Zusatztitel «Du bist nicht ganz normal» rührt von einem Kommentar eines Fischerfreunds; Iten könne einfach keine Geheimnisse für sich behalten und alle Fischer würden davon profitieren. Das Buch ist bereits vergriffen, deshalb bringt «Petri-Heil» immer wieder Auszüge davon.

 

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