Fischen an der Solothurner Aare
22 | 03 | 2023 Schweiz | PraxisText & Fotos: Ivan Valetny 03748
22 | 03 | 2023 Schweiz | Praxis
Text & Fotos: Ivan Valetny 0 3748

Fischen an der Solothurner Aare

Obwohl die klassische Flussfischerei auf Forellen an vielen Mittelland­gewässern leider so gut wie vorbei ist, gibt es an der Aare noch immer interessante fischereiliche Möglichkeiten; Fluss­fischen 2.0 gewissermassen. In diesem Bericht liegt der Fokus auf der ertragreichsten­ und am meisten befischten Aarestrecke A1.


Die Solothurner Aarestrecke A1 beginnt an der Einmündung der Leugene bei Staad und endet bei der Kantonsgrenze unterhalb des Stauwehrs Flumenthal. Es ist eine tiefe und ruhig fliessende Aarestrecke, die normal zwischen 100 m³/s bis 200 m³/s Wasser führt, der Rekord lag bei 707 m³/s im Sommer 2021. Dieser Aareabschnitt wird gerne und intensiv befischt und ist ein Paradebeispiel für ein Fliessgewässer, welches trotz immer kleinerem Forellenbestand seine fischereiliche Attraktivität durchaus neu gefunden hat. 

Bis nach Altreu ist das Fischereirecht gleichermassen zwischen dem Solothurnischen und dem Bernischen Patent geteilt. Wo die Kantonsgrenze in der Flussmitte verläuft, darf man auf dem ganzen Fluss und an beiden Flussufern fischen.

Im Kanton Solothurn gilt das Patentsystem für die Patentgewässer Aare (A1-A6), Emme (+Emmekanal), Dünnern, Lüssel, Lützel, Birs und den Chastelbach. 

 Um Solothurn hat das Fischen vom Boot aus eine grosse Bedeutung. © stock.adobe.com

Um Solothurn hat das Fischen vom Boot aus eine grosse Bedeutung. © stock.adobe.com


Stellensuche

Es gibt direkt der Aare entlang weitläufige Feldwege mit Fahrverbot für Autos. Es hat auch immer wieder Schneisen, die von Ufervegetation bereinigt werden, was praktisch für Uferfischer ist. In der Stadt Solothurn finden sich nur ein paar wenige Stellen, die sich für das Uferfischen eignen, als Bootsfischer ist man hier klar im Vorteil. Hier wurde das Gewässer auch nicht so stark kanalisiert und es wurden etwas mehr Unterwasserstrukturen belassen.

In Altreu sind mittlerweile die meisten Bereiche für Uferfischer gesperrt worden. Auch kommt man dort wegen Schilfgürtel kaum zum Wasser. Von der anderen Seite ist es einfacher, ans Wasser zu gelangen, ist aber mit einem Spaziergang verbunden. Hat man ein Velo dabei, spielen die oft langen Wege in diesem Aareabschnitt nicht mehr eine so grosse Rolle.

Die beliebtesten Stellen sind um die Archer Brücke, da man dort gut parkieren kann. Ausserdem noch der Emmespitz, wo die Emme in die Aare fliesst, da muss man aber eine grössere Strecke zu Fuss gehen. Ich mag die Strecke um Zuchwil, da man hier immer wieder freie Stellen zum Fischen hat.

Die Fische in einem kanalisierten Fluss können überall und nirgends sein, vor allem die Raubfische. Es lohnt sich, Strecke zu machen und nicht zu lange an einem Spot zu bleiben, dann findet man nach einer Weile den einen oder anderen Bereich, der regelmässig Raubfischbesuch hat.

 Schöne Egli erwischt man in der Regel mit dem Carolina-Rig, etwas Ausdauer und dem richtigen Köder.

Schöne Egli erwischt man in der Regel mit dem Carolina-Rig, etwas Ausdauer und dem richtigen Köder.


Auf Aare-Egli

Das Egli ist mit total 12'194 gefangenen Exemplaren in diesem Abschnitt die mit Abstand am meisten befischte Fischart. Im Sommer gibt es an flachen Stellen sogar Jagden an der Oberfläche, aber tendenziell kleben die Egli auch im Sommer am Grund. Deshalb bringen grundnah angebotene Montagen am ehesten Erfolg.

Das Carolina-Rig erfreut sich in diesem Bereich grosser Beliebtheit, da man so die tiefen Bereiche vom Ufer und Boot erreichen kann. Ich verwende am liebsten 5 cm Creaturebaits mit 10 g Bullet-Gewichten, bei mehr Strömung funktionieren 14 g aber besser. Meistens reicht ein leichtes Anzupfen und eine Kurbelumdrehung aus, um den Köder in der Strömung ideal zu animieren. Aber wegen Hängergefahr sollte er nicht zu lange in der Strömung treiben.

Das Texas-Rig wird seltener eingesetzt. Meiner Erfahrung nach eignet es sich bestens, um nahe an der Kante zur Steinpackung die grösseren Egli mit 7 cm Creaturebaits zu reizen, ebenso in Aussenkurven und in der Nähe von Strukturen wie im Schatten von Bäumen oder Bootsplätzen, also da, wo man grössere stationäre Egli vermuten kann.

 Wenn man einen Schwarm aktiver Egli findet, kann man in der Dämmerung mit dem Jig oder Dropjig-Rig bei jedem Wurf ein Egli drillen.

Wenn man einen Schwarm aktiver Egli findet, kann man in der Dämmerung mit dem Jig oder Dropjig-Rig bei jedem Wurf ein Egli drillen.

Der Jig und besonders das Dropjig-Rig mit einem zu­sätzlichen Dropshotköder über dem Jig sind sehr gut geeignet, um die etwas aktiveren Egli zu fangen, ideal­ also für die Dämmerungszeiten. Kurz anjiggen für einen schönen Ködersprung des Pintail Gummifischs, ein bis zwei Kurbelumdrehungen reichen meistens aus. Gerne auch gegen die Strömung geführt, so sinkt der Gummifisch verführerisch langsam und reizt die Egli besonders stark.

Aber hier an der Aare funktioniert auch ein reines Dropshot mit 10 g bis 20 g Blei, je nach Strömung, nicht zu schwer, um Hänger zu vermeiden. In stärker strömenden Bereichen kann man das Rig auch einfach treiben lassen. In ruhigen Aussenkurven mit wenig Hängergefahr lohnt es sich aber, auch mal mit schwererem Blei langsam zu fischen und längere Pausen einzustreuen. Damit kann man manchmal die ganz grossen Egli aus der Reserve locken.

Die Zweiergambe mit zwei kleinen Schaufelschwanzgummis ist ein Klassiker in der Aare und fängt immer wieder. Hier gerne auch bis 30 g Bleie verwenden und nach dem Auswurf mit stärkeren Sprüngen einkurbeln oder ebenso vom treibenden Boot aus gezupft. Mit solchen Montagen kann man an einem guten Tag schnell Massenfänge verzeichnen.

Oft findet man recht bald heraus, ob es kleinere Egli am Spot hat oder ob auch grössere da sind. Meiner Erfahrung nach ziehen die Schwärme mit den grösseren immer wieder umher und es lohnt sich deshalb, den Ort zu wechseln, wenn nur kleine Egli beissen. Allgemein konnte ich beim Streckemachen oft besser fangen, da man dabei immer wieder Egli antrifft, die noch nicht verangelt sind und deshalb hemmungslos zuschnappen.

Zum Fischen auf die Aare-Egli ist die beste Zeit von Juni bis Oktober. Auch im Mai und November ist es nicht schlecht und man hat Chancen auf ein paar Egli. Von Dezember bis April sind sie sehr passiv und warten, bis es wieder wärmer wird. Die Nahrungsaufnahme beschränkt sich auf ein Minimum und wenn sie etwas fressen, sind es meist kleine Flohkrebse. In dieser Zeit hat man bessere Chancen auf einen eventuellen Winterhecht.

 Abendstimmung an der Aare bei Grenchen. Weissfische, Egli und Wels fühlen sich hier wohl.

Abendstimmung an der Aare bei Grenchen. Weissfische, Egli und Wels fühlen sich hier wohl.


Auf Aare-Hecht

Der Hecht ist mit 272 gefangenen Exemplaren in diesem Abschnitt gut vertreten, aber nicht einfach zu befischen. Hechte stehen hier überall verteilt und man muss Strecke machen, um auf sie zu treffen. Ausserdem hat es recht viele kleinere Hechte, die grösseren muss man sich erarbeiten.

Schleppen mit zwei Ruten funktioniert, aber man muss so ausbleien, dass man möglichst nah am Grund ist, jedoch ohne zu viele Grundkontakte zu produzieren. Auch muss man dabei auf andere Boote und die Kursschiffe achten.

Das ist vielen Petrijüngern zu anstrengend, und deshalb sind die Fangzahlen im Vergleich zum Bielersee relativ niedrig, obwohl der Bestand deutlich mehr hergeben würde. Der Gummifisch am Jig ist meine erste Wahl, um die Aarehechte an den Haken zu kriegen. Ich empfehle 9 cm, 10 cm und 13 cm lange und eher schlanke Gummifische. Diese treiben beim Führen in der Strömung nicht zu stark ab. Grünvarianten fangen bei mir am besten. Bei angetrübtem Wasser und/oder bedecktem Wetter gerne etwas knallig oder mit UV-aktiven Farben. Die Wahl des richtigen Jiggewichts ist auch entscheidend. 10 g bis 20 g sind meistens ausreichend, regelmässige Wechsel, je nach Strömungsbereich machen Sinn. Bei höherem Wasserstand oder in einem schnelleren Bereich kommen auch mal 25 g zum Einsatz, damit der Grundkontakt gewährleistet ist. Wegen Hänger muss man sich im Flussbett keine Sorgen machen, in Ufernähe aber sollte man nicht zum Grund absinken lassen, da man in der Stein­packung aus Blockwurf gerne hängen bleibt. Um die Brücken hat man oft viele Hänger wegen Gegenstände, die leider in die Aare geworfen wurden.

Wobbler müssen entweder sinkend und entsprechend tiefer geführt werden oder eher Tiefläufer sein. Die Hechte kleben gerne am Grund, um in Lauerstellung Energie zu sparen. Längere Twitchpausen von 2 bis 3 Sekunden bringen hier oft den ersehnten Biss. Mit dem Wobbler lohnt es sich meiner Erfahrung nach eher in flacheren Bereichen wie Innenkurven und in der Nähe von Krautfeldern, wenn es warm genug ist für aktive Hechtjagden auf quirlige Wobbler.

Von Mai bis November ist für mich die beste Zeit, um den Aare-Hechten nachzustellen. In dieser Zeit fressen sie gerne und viel, aber man muss sie dennoch finden.

Auch von Dezember bis Februar kann man seinen Hecht fangen, aber meist sind sie in dieser Jahreszeit inaktiver durch den langsameren Stoffwechsel. Jetzt kann man gut und gerne mehrere Tage nacheinander als Schneider nach Hause gehen; aber dann kommt doch wieder ein Tag, an dem der eine oder andere auch grössere Hecht unsanft auf den Gummifisch draufknallt.

 60er-Hecht auf giftgrünen 9 cm Gummifisch am 9 g Jigkopf, funktioniert gut in ruhigen und nicht zu tiefen Bereichen.

60er-Hecht auf giftgrünen 9 cm Gummifisch am 9 g Jigkopf, funktioniert gut in ruhigen und nicht zu tiefen Bereichen.


Wels

423 Welse wurden im Jahr 2020 entnommen, das sind deutlich mehr als Hechte. Wegen der Nachtfischerlaubnis in der Aare vom Bielersee über die ganze Länge des Kantons Solothurn kann man laue Sommernächte am Wasser verbringen. Das Welsfischen liegt in diesem Aareteil im Trend. An schönen Wochenendabenden sieht man an vielen Stellen Knicklichter und Stirnlampen, welche die Schwärze der Nacht erhellen. Aber auch vom Boot wird gerne auf Wels geklopft. Die langsame Strömung und einige Meter Tiefe bieten den Welsen sehr gute Lebensbedingungen. Da die Wassertemperatur im Sommer hier seit Jahren steigt, kann sich der Wels jedes Jahr erfolgreich fortpflanzen und der Bestand ist deutlich gewachsen. Ich konnte schon einige Male einen Wels als Beifang beim Egli- und Hechtfischen fangen, das kommt hier im Sommer häufiger vor. Dann hat man plötzlich beide Hände voll zu tun und die Bremseinstellung wird getestet.


Alet

Unglaubliche 1238 Alet wurden entnommen, sicherlich noch viele mehr als Beifang wieder freigelassen. Man sieht überall Alet stehen und fangen kann man sie auch gut. Das Erfreuliche an den Alet ist, dass sie auch im Winter noch recht aktiv am Futtern sind, zwar eine Etage tiefer als im Sommer, aber man kann auch dann einige der scheuen Fische überlisten, wenn man vorsichtig vorgeht. Eine einfache Zapfenmontage mit Brot oder eine eingelegte Sauerkirsche ist top, aber auch ein Wurm an der Grundmontage funktioniert. Ich selbst habe immer wieder Alet als Beifang beim Kunstköderangeln erleben dürfen, sei es auf getwitchte Wobbler beim Egli- und Forellenfischen oder gar auf 10 cm Gummifische beim Hechtangeln, manchmal sind sie grössenwahnsinnig. Dass sie Allesfresser sind, beweisen sie eindrücklich mit solchen Aktionen.


Bachforelle

Leider ist die Fangzahl der Bachforelle mit 112 Stück weiterhin auf niedrigem Niveau. Fürs Forellenfischen muss man heute viel Ausdauer haben, vereinzelte Forellen können überall und nirgends stehen, Gewässerkenntnis hilft, sie zu finden. Nichtsdestotrotz kann man mit etwas Glück immer noch richtige Brocken fangen. Getwitchte Wobbler funktionieren gut auf die aktiv raubenden Forellen. Kenner verwenden auch gerne Gummifische am Jigkopf und fangen so noch die ruhenden Forellen in Grundnähe. 


Rotfeder

Sage und schreibe 260 Rotfedern wurden 2020 in diesem Flussteil entnommen. Ich kann aus Erfahrung sagen­, dass es primär die krautigen Innenkurven im Sommer sind, wo die Rotfedern ihr Futter suchen. Es gibt riesige Exemplare und sie bieten an der leichten Rute einen ganz besonderen Drill. Eine Brotflocke an einer einfachen Zapfenmontage zwischen den Krautfahnen bringt hier oft den Erfolg. Wie alle Weissfische schmecken sie ausgezeichnet, wenn man sie cuttert und mit etwas Brot, Zwiebel und Ei fein zu Burger oder Bällchen verarbeitet und anbrät. Dazu etwas Weissweinsauce und eine schöne Gemüsegarnitur als Beilage; was will man mehr von einem Angeltag in unserer schönen Natur­. In diesem Sinn viel Spass und Erfolg an diesem vielversprechenden Gewässer.



Mit dem Boot auf der Solothurner Aare A1

Boote mit ausserkantonalen Kennzeichen sind ohne Gebühr gestattet. Die erlaubte Geschwindigkeit auf der Aare beträgt maximal 15 km/h. Dasselbe gilt auch für den Berner Teil. Es hat diverse mit Schildern markierte Bereiche, wo man einen Abstand von 30 m zum Ufer einhalten muss.

Vom Schützenhaus Feldbrunnen bis zum Wehr Flumenthal gilt ein Fahrverbot für Schiffe mit mehr als 8 PS Leistung, ausser man hat eine Sonderbewilligung vom Justizdepartement. Vom 1. November bis 31. März darf dort ausserdem nur vom Ufer gefischt werden und Bootsfahrten sind wohl zum Schutz der Wasservögel verboten.

Eine Stelle zum Einwassern des Boots mit dem Auto befindet sich unter der Hauptstrassebrücke auf der Archer Flussseite der Aare bei Grenchen. Der dortige Parkplatz, der nur einige Meter von der flachen Kiesrampe entfernt ist, ist kostenpflichtig. Auf der anderen Flussseite hat es hingegen kostenfreie Parkplätze.

 Hier kann man zwischen Arch und Grenchen sein Boot einwassern und das Auto parkieren.

Hier kann man zwischen Arch und Grenchen sein Boot einwassern und das Auto parkieren.

Beim TCS Camping Solothurn kann man kostenpflichtig ein- und auswassern mit Barriereöffnung zu den jeweiligen Öffnungszeiten des TCS-Büros. Der Preis liegt bei CHF 10.– pro Barriereöffnung, also CHF 20.–
pro Angelausflug. Es hat kostenfreie Parkplätze in einiger Entfernung.



Patentsystem
im Kanton Solothurn für die Aare A1

Es gibt Tagespatente, Wochenpatente, Monatspatente und Jahrespatente. Mit dem Jahrespatent kann der Inhaber oder die Inhaberin (ohne Jugendpatent) ein Gastpatent für einen Gast erwerben. Dieser Gast hat dann die Erlaubnis, unter Aufsicht des Patentinhabers, alle erlaubten Angelmöglichkeiten im Kanton Solothurn in Anspruch zu nehmen, auch ohne eigenen SaNa-Ausweis. Beide dürfen dabei maximal je zwei Ruten gleichzeitig verwenden. Die Fangzahl beschränkt sich aber nur auf das Kontingent des Patentinhabers. Erwachsene mit Wohnsitz ausserhalb des Kantons Solothurn müssen einen Aufschlag von 50% bezahlen.

Alle Details zu den Patent­varianten und Preisen sind unter folgendem Link verfügbar, wo man nach einer Registrierung auch sein gewünschtes Patent online beziehen kann: efj.so.ch

Das Fischereireglement des Kantons Solothurn findest Du unter: so.ch

 Beim Kraftwerk Flumenthal gilt ein Betretungsverbot für Fischer.

Beim Kraftwerk Flumenthal gilt ein Betretungsverbot für Fischer.

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