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16 | 04 | 2025 | Reisen | ![]() | ![]() |
16 | 04 | 2025 | Reisen |
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Michel Utz ist mit der Angelrute in Südamerika unterwegs. In einer kleinen Serie berichtet er uns von seinen Erlebnissen in den Weiten Argentiniens und Chiles.
Ich fische gerade glücklos am wunderschönen Bach Ruca Malén nordwestlich von Bariloche. Schöne Regenbogenforellen stehen im Freiwasser, verschmähen jedoch grundsätzlich alles, was ich ihnen anbiete. Dann höre ich durch die Bäume ein Gespräch auf Englisch. Da muss ich kurz «Hello» sagen. Beim Näherkommen fällt mir auf, dass die Wurftechnik der beiden um einige Längen besser ist als meine. Umso besser. Wenn das Profis sind, werden sie mir sicher weiterhelfen können!
Das australische Paar Craig und Anna scheint erfreut zu sein, mich zu sehen, und es entwickelt sich ein längerer Austausch über die Gewässer in der Region. Auch sie reisen für mehrere Monate durch Patagonien und widmen diese Zeit ganz dem Fischen. Gefangen haben sie hier auch noch nichts, fragen mich aber, ob ich schon am Filo Hua Hum gewesen sei.
Ich hatte zwar davon gelesen, aber mich aufgrund der Abgelegenheit gegen einen Besuch entschieden. Mein Mitsubishi L300 ist ja nicht gerade ein Offroader. Die beiden erzählen mir nun Geschichten von Erfolgen mit der Trockenfliege, grossen Fischen, wunderbarer Landschaft, und obwohl ich eigentlich mit der Region schon abgeschlossen hatte, scheinen sich nun einige Tage Aufenthalt am verheissungsvollen Gewässer aufzudrängen.
Etwa sechs Stunden und hundert holprige Kilometer später befinde ich mich mitten im Herzen des «Lake District», und doch fühlt es sich aufgrund der schwierigen Anfahrt an wie der hinterste Winkel der Erde. Aber der Campingplatz hat einen Hauch von Luxus: WLAN, warme Duschen und sogar einen kleinen Laden mit Lebensmitteln. Das Wichtigste: Das private Land, durch das der Bach fliesst, gehört der Familie, die auch den Campingplatz betreibt. Mit dem Fahrrad kann ich die gesamte Strecke abfahren und überall fischen – perfekt!
Gleich am ersten Tag finde ich einen Pool mit etwa einem Dutzend grosser Forellen, die jedoch wie ihre Artgenossen am Ruca Malén meine Trockenfliegen ignorieren. Ich wechsle auf immer kleinere Muster, da ich von sehr vorsichtigen Forellen ausgehe. Nach einiger Zeit ohne Biss probiere ich es mit einem Streamer. Von da an kann ich in schnelleren Partien und Rauschen regelmässig Bach- und Regenbogenforellen fangen. Die Grösse lässt etwas zu wünschen übrig, aber in dieser wunderschönen Umgebung braucht es keine Riesen, um das Fischen zu einem Erlebnis zu machen!
Nach einigen Tagen habe ich grosse Teile des Bachs von seinem Ausfluss aus dem Lago Nuevo bis zur Mündung in den See Hua Hum befischt und, bis auf eine Ausnahme, nur mittelgrosse Fische gefangen. Ich fange an, mich nach Abwechslung zu sehnen und überlege mir meine nächsten Optionen.
Plötzlich ruft mir jemand etwas vom Ufer her zu: „Hey, Mitschel? Is it you?“. Man trifft sich offenbar immer zweimal im Leben. So ist es auf jeden Fall mit mir und dem australischen Paar. Sie seien so begeistert von diesem Bach, dass sie nach eigener Aussage einfach nochmal hierhin kommen mussten. Ich bin ziemlich erstaunt, als sie mir erneut von grossen Erfolgen auf der Trockenfliege erzählen. Ob mein Misserfolg mit der Trockenfliege wohl auf meine Technik zurückzuführen ist? «No, Mitschel!
Your fly is too small!» Ich fische zu klein, na sowas? Tatsächlich, sie beide haben grosse Heuschreckenimitate an einem eher dickem 0,28er-Tippet montiert. Craig meint, die grossen Forellen würden nur für ordentliche Happen an die Oberfläche kommen. Er selbst habe einige Stunden zuvor eine zehnpfündige Forelle vor dem Netz verloren. Das wünscht man niemandem, tut mir leid, Craig!
Die beiden sind noch nicht ausser Sicht, da habe ich meine Streamerrute bereits demontiert. Ans Ende des Vorfachs binde ich einen selbstgebundenen «Heugümper». Und tatsächlich! Fische, die meine Avancen bisher abgewiesen haben, steigen zur Oberfläche und lassen sich fangen.
Ich befische gezielt langsame Bereiche in der Nähe von unterspülten Ufern oder versunkenen Ästen. Gar nicht so einfach, da eine Fliege über drei verschiedene Strömungen hinweg zu präsentieren. Der Wurf passt, eine kleine Korrektur zur rechten Zeit, und schon löst sich ein Schatten vom Wurzelstock und bewegt sich auf die Fliege zu. Bitte, Petrus, lass die Fliege noch eine Sekunde länger ohne zu furchen weiterlaufen! Der Wunsch geht in Erfüllung, und die Forelle schlürft die Fliege ohne Eile ein. Sofort merkt sie, dass etwas nicht stimmt, und schiesst wie ein Pfeil auf einen versunkenen Baum am Ufer zu. Doch mit etwas Geschick und Glück kann ich diesen Prachtsfisch mit deutlich über 50 cm landen. Ein unglaubliches Erlebnis, das ich auch den guten Leuten aus «Down Under» zu verdanken habe!
Der Vollständigkeit halber möchte ich noch erwähnen, dass dann doch nicht nur grosse Fliegen funktionieren. Eine besonders selektive Regenbogenforelle zum Beispiel liess sich nach Versuchen mit verschiedensten Fliegen mit einem kleinen «Ämmä-Bäsä» überlisten. Das ist eine Fliege, die mein Grossvater vor mehreren Jahrzehnten gebunden hatte. Was wären wir Fischer nur ohne die Einflüsse und Ratschläge von älteren Generationen, Freunden und dem lokalen Wissen von spontanen Kontakten am Wasser?
Für das Fischen in Patagonien gibt es sehr ausführliche Regulatorien bezüglich der erlaubten Techniken, der Entnahme von Fischen und des Desinfizierens von Angelgeräten. Die Auflistung davon würde den Rahmen sprengen, besonders da sich die Regeln in Argentinien und Chile sowie in den einzelnen Provinzen unterscheiden. Wenn Du nach Patagonien reist, kannst Du Dich gerne bei mir melden und ich werde Dir eine Übersicht und die entsprechenden Links zukommen lassen.
Instagram: @alpinecapitalfishing oder @swissfishingcouple
> Teil 1 | Die Magie des Limay
Peter Wohlmuth
Hi ich war mal in Brasilien fischen da ist auch so spannend wie bei dir. Ich wünsche dir ein Petri Heil