04 | 04 | 2024 | Reisen | 0 | 3381 |
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Gerlos:
Sechs Bäche, sechs Gesichter
Gerlos im Zillertal ist in erster Linie für seinen Wintertourismus bekannt. Doch die sommerliche Fischerei hat auch dem Fliegenfischer viel zu bieten. «Petri-Heil» hat dem Hotel Platzer einen Besuch abgestattet.
Gerlos ist ein Hotspot des Tiroler Tourismus. Im Winter geht halb Holland hier Skifahren und auch im Sommer lebt und wuselt es im Zillertal. An der langen Hauptstrasse reiht sich ein Hotel ans nächste, dazu zahlreiche Restaurants und Sportgeschäfte, Boutiquen und vieles mehr. Als ich mit meiner Familie an einem Sonntagmorgen Ende Juni in Gerlos ankomme, ist richtig viel los. Gleich neben dem Hotel haben sich die Schützenkompanien der Umgebung zur grossen Feierlichkeit eingefunden und wo man hinblickt, sieht man Trachten. Doch wir sind ja nicht der Trachten wegen hier, sondern fürs Fischen. Und dieses wird im «Wohlfühlhotel Platzer» ganz offensichtlich ebenfalls grossgeschrieben. Wie im Tirol nicht unüblich, besitzt jeweils ein Hotel die Privatrechte für die Fischerei in der Umgebung.
Schönachtal: ein passender Name
Ich beginne meinen Aufenthalt mit einem kleinen Ausflug auf eigene Faust. An der Rezeption werde ich kompetent beraten und mit dem Barriereöffner ausgestattet, welcher es erlaubt, auch in die Seitentäler hochzufahren. Auf einer Revierkarte können die Fischer jeweils anzeigen, an welchem Seitenbach sie sich heute aufhalten. Das Schönachtal scheint noch frei zu sein und so wähle ich dieses für meinen Start. Schlagartig wird mir klar, woher der Name kommt. Ein prächtiges, enges Hochtal auf etwa 1100 Metern beginnend und langsam ansteigend, mit saftigen Wiesen und gesäumt von eindrücklichen Gipfeln und mittendrin ein herrlicher Bach, wild und weitgehend naturbelassen. Es ist ein heisser Sommertag, die Sonne brennt und schlägt ganz offensichtlich den Fischen auf den Magen. Dank einem angenehmen Wind lässt sich unter den Augen einer neugierigen Kuhherde gut fischen und auch wenn nicht gleich hinter jedem Stein ein Biss kommt, bin ich dank einer Handvoll Fische mit dem Auftakt ganz zufrieden.
Nach ein paar Stunden kehre ich wieder zurück und mache mit dem Guide Kurt Plössner, welcher von allen Kurtl genannt wird, Bekanntschaft. Er zeigt mir in einer kurzen Ausfahrt noch die weiteren Seitentalgewässer, so der Krummbach, der Wimmerbach und der Schwarzachbach und weiss viel Interessantes zu erzählen. So schwört er beispielsweise auf kleine, schwarze Trockenfliegenmuster. Er hat sich den kommenden Tag reserviert, um mit mir den einen und anderen Bach fischend zu besichtigen.
Das Abendessen ist ein weiteres Highlight. Wie es sich in einem feinen Hotel gehört, sitzt niemand mit den Watstiefeln und der Fischerweste am Esstisch. Unsere Tischnachbarn sind eine Gruppe Franzosen. Formvollendet unterhalten sie sich übers Essen und die Getränke, wie es eben nur unsere westlichen Nachbarn können. Seit mehr als zehn Jahren verbringen sie hier jedes Jahr mindestens eine Woche, die Fischerei – und das Essen! – sei nun mal viel besser als in den französischen Alpen.
Derweil wird Gang um Gang aufgetragen, ein üppiges 5-Gang-Menü rundet den Tag perfekt ab und von der Weinkarte bestellen wir einen roten Burgunder zu einem so guten Preis, dass ich zuerst meine, es handle sich um einen Druckfehler.
Wiesenbach voller Saiblinge und Forellen
Am nächsten Morgen erwartet mich Kurtl um 8 Uhr bei seinem Offroad-Jeep und es beginnt ein Tag voller Erlebnisse. Wir beginnen beim Wimmerbach, ein wunderschöner, kleiner Wiesenbach voller Saiblinge und Forellen. Kurtl lehrt mich das Trockenfliegenfischen stromabwärts und zeigt mir detailliert, wo ich mich in den Bach begeben soll, um die Fische gleich ums Eck nicht zu verscheuchen. Kurz darauf, als ich mir eine kurze Pause gönne, holt er selbst einen schönen Saibling in den Feumer, ist aber mit der Beissaktivität nicht ganz zufrieden. Der Grund dafür ist bald ausgemacht: Gut 150 Meter oberhalb von uns steht ein weiterer Fischer, der auch unsere befischten Stellen bereits passiert hat. Deswegen gibts einen Planwechsel, wir fahren an den oberen Teil der Schönach, wo ich gleich zu Beginn eine hervorragende Beisszeit erlebe, die mit der zunehmenden Hitze mehr und mehr nachlässt. Kurtl lässt mich fischen und geht derweil zu einem Baggerführer, der weiter unten eine Prallwand des Bachs sichert und bittet ihn, gleich noch einen schönen Gumpen auszuheben.
Der Bach ist hier oben nicht gross und beherbergt viele kleinere Bach- und Regenbogenforellen, aber auch grössere Fische bis 40 Zentimeter. Die noch grösseren Fische würden jeweils stromabwärts abwandern und sich im Hauptbach, der Gerlos, ein neues Zuhause suchen. Später kehren wir ein und bekommen von einer Wirtin, die um keinen derben Scherz verlegen ist, ein treffliches Mittagessen aufgetragen.
Grosse Fische im Hauptgewässer
In der Zwischenzeit hat Kurtl sein Fahrzeug gewechselt und jetzt geht es mit einem Quad wieder runter ins Tal auf einen Augenschein an der gegenüberliegenden Seite, im Krummbachtal. Nach ein paar Fischen im unteren Teil des Krummbachs nehmen wir schliesslich das Hauptgewässer ins Visier, welches keine zwei Minuten Gehdistanz zum Hotel aufweist.
Die Gerlos ist ein grosser, klarer Bach mit vielen und teils auch sehr grossen Fischen drin. Dies wird deutlich, als wir einen Abschnitt besichtigen, an welchem das Fischen verboten ist, weil dort Passanten gerne die Fische füttern. Wir steigen deutlich weiter unten in die Gerlos ein und Kurtl bläut mir ein, nie stromabwärts zu fischen. Grund dafür ist der plötzliche Schwall, der vom Kraftwerk jederzeit ausgelöst werden kann und welcher die Gerlos innert kürzester Zeit massiv anschwellen lässt. Deshalb muss man das Geschehen stromaufwärts stets im Blick haben.
Die Zeit verrinnt schnell, die Fische sind in Beisslaune und fast unbemerkt vollzieht sich ein Wetterwechsel. Eine gewaltige Sturmböe fährt urplötzlich durchs Tal und lässt die Tannenzapfen durch die Luft fliegen, danach folgt ein ordentlicher Platzregen und es wird schlagartig kühler. Nach einer Viertelstunde hat sich die Störung verzogen und wir versuchen es noch mit der Nymphe, gleich im Dorf. Dann ein Donnerknall und Kurt erklärt das Fischen auf der Stelle für beendet. Mit dem Wetter ist auch in Österreich ganz und gar nicht zu spassen.
«Nimm dir fünf Tage Zeit»
Bevor wir uns im prächtigen Zimmer ein letztes Mal in die Federn legen, verbringen wir in der Lounge des Hotels noch heitere Stunden mit meinem Guide Kurtl. Der begnadete Fliegenfischer ist ein fulminanter Erzähler und eine Frohnatur. Er zeigt uns mit Freude die Fotos aus seinem Zuhause, aus welchem er ein privates Fischereimuseum geschaffen hat, und weiss eine Vielzahl denkwürdiger Anekdoten zum Besten zu geben. Und zur Fischerei vor Ort meint Kurtl: «Zwei Tage sind zu kurz. Das reicht nicht, um in den richtigen Rhythmus zu kommen. Und es gibt soviel weiteres zu sehen und zu entdecken. Jeder der Bäche und auch jeder Abschnitt der Gerlos ist anders und erfordert seine Anpassungen und eine spezifische Herangehensweise. Und zu guter Letzt soll man sich ja auch erholen können. Nimm dir also für deinen nächsten Besuch mindestens fünf Tage Zeit.» Und dabei haben wir von den beiden Stauseen, welche die Gerlos verbindet und die auch mit der Spinnrute befischt werden dürfen, und dem Langerersee, einem Bergsee, der nur nach einem längeren Marsch zu erreichen ist und an welchem Sternstunden auf den Fischer warten, noch gar nicht geredet.
Fischer-Info
Das **** Wohlfühlhotel Platzer bietet als Mitglied von Abenteuer Fischwasser ein Fliegenfischer-Rundumpaket mit fachkundigen Guides und Zufahrtsmöglichkeiten zu den Gewässern.
Nebst dem Hotel Platzer in Gerlos findet sich eine ganze Reihe weiterer Fischereidestinationen in Österreich und Südtirol bei «Abenteuer Fischwasser». Eine breite Palette vom Ausflug für Anfänger übers Rundumpaket bis zur anspruchsvollen Bergbachfischerei ist unter www.fischwasser.com zu finden.
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