01 | 09 | 2022 | Praxis | 4 | 5846 |
01 | 09 | 2022 | Praxis |
4 5846 |
Grosshecht im Freiwasser
Das Werfen auf Hechte im Freiwasser verspricht alles andere als schnellen Erfolg. Ungezählte Würfe, Schneidertage und viel Zeit auf dem Wasser sind damit verbunden. Doch irgendwann kommt der Biss, der all das auf einen Schlag vergessen lässt. In diesem Beitrag zeige ich Dir, worauf Du achten musst, um einen Grosshecht an die Leine zu kriegen.
ein Beitrag von fischen.ch
Der wichtigste Punkt beim Freiwasserwerfen ist vielleicht etwas überraschend die Wahl des Angelplatzes. Mit Freiwasser meine ich hier die Bereiche ausserhalb abfallender Kanten und Strukturen. Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen ist eine leidige Sache, doch wenn man weiss, dass da auch wirklich eine oder sogar mehrere Nadeln zu finden sind, macht es das Unterfangen wesentlich erträglicher.
Wie findet man also heraus, ob Hechte am gewählten Platz sind? Die Suche mit Echolot, Unterwasserkarten, Schleppfischen und natürlich die über Jahre gewonnene Erfahrung und Kenntnis des Gewässers sowie die Berichte von Kollegen sind ganz wichtige Orientierungspunkte. Doch in jedem Gewässer gibt es mehrere mögliche Spots, und längst nicht alle sind dauernd besetzt. Hier spielen vor allem die Windrichtung und das Vorhandensein von Beutefischen eine grosse Rolle.
Gerade die Windrichtung kann matchentscheidend sein. Besonders wenn der Wind schon seit Tagen ans gleiche Ufer drückt, lohnt es sich, die dem Wind zu- wie auch abgewandte Seite genauer anzuschauen. Beutefische finden sich oft an der windzugewandten Seite des Gewässers. Gibt es einen Bereich, in dem über längere Zeit Felchen, Egli oder Weissfische über 18 Zentimeter aufzufinden sind? Dann wird auch der Grosshecht nicht weit weg sein. Denn Fische in dieser Grösse stellen sein bevorzugtes Futter dar.
Ein solcher Hotspot kann sich übrigens über mehrere hundert Meter erstrecken. Wenn immer sich die Möglichkeit für kontrolliertes Driften bietet, sollte man diese auch nutzen. Ein Driftsack oder gar ein Elektromotor bieten dabei willkommene Dienste.
Die Hechtsuche dem Wetter anpassen
Hat man mal den Spot gefunden, wo Futterfische vor Ort sind und der Wind stimmt, ist das erste Teil des Puzzles gelöst. Damit ist aber der Fang noch bei weitem nicht garantiert, denn ein weiterer Faktor bestimmt ganz massgebend, ob die Hechte auch in Fresslaune sind, nämlich das Wetter.
Hierzu stelle ich Euch ein paar sommerliche Wetterkonstellationen vor. Gewitter habe ich dabei weggelassen. Zwar kann ein aufziehendes Gewitter für Sternstunden sorgen, doch gerade auf grossen Gewässern wie dem Bodensee ist es dann jeweils höchste Zeit, sich unverzüglich aufs sichere Land zu begeben.
Wolken & glatte Oberfläche Bei dieser Situation kommt nur wenig Licht ins Wasser, wobei die UV-Strahlung gut eindringen kann, da diese trotzdem durch die Wolken durchkommt. Beissfenster verteilen sich über den ganzen Tag.
Wolken & Wind Durch die bewegte Oberfläche kommt noch weniger Licht ins Wasser. Die Sicht der Hechte ist eingeschränkt, was ein grosser Vorteil für uns Fischer ist. Denn je weniger genau der Räuber unseren Köder sieht, desto eher interpretiert er ihn als potenzielle Beute.
Sonne & glatte Oberfläche Kaiserwetter sorgt tagsüber für die schwierigsten Bedingungen, um einen grossen Hecht zu fangen. Extrem viel Licht im Wasser, Badegäste und Sportboote verunmöglichen eine erfolgreiche Fischerei auf Grosshechte? Falsch! Nutze an solchen Tagen unbedingt die Dämmerungsphasen, denn die Hechte haben den ganzen Tag kaum was gefressen, sind genervt durch die Hitze und den Lärm und haben richtig Hunger. Also sind sie jetzt aktiv auf Futtersuche. Schönwetterabende bieten meiner Meinung nach die besten Voraussetzungen, einen grossen Hecht zu fangen, und bieten erst noch die schönste Kulisse.
Sonne & Wind Eine schwierige Kombination, auch hier gilt es, sich an die Dämmerungsphasen zu halten. Tagsüber findet man jetzt die Hechte meistens inaktiv am Grund.
Fassen wir zusammen: Bei bedecktem Himmel – ob mit oder ohne Regen – kann man immer mal wieder mit Beissphasen rechnen; bei sonnigem Wetter hingegen stehen die Chancen in der Dämmerung am besten.
Die fängige Tiefe und Präsentation
Langsam setzt sich das Puzzle zu einem Ganzen zusammen. Man hat also das Gebiet identifiziert und anhand der Bedingungen auch Hinweise, wann genau man es versuchen sollte. Nun hat man eine Wassertiefe von vielleicht 30, 40 Metern: In welcher Tiefe soll man nun seinen Köder präsentieren? Der Hecht ist ein Augenräuber und orientiert sich dabei stets nach oben. In der Regel sollte der Köder – bei mir kommen bei dieser Fischerei fast immer Gummifische zum Einsatz – also immer oberhalb des Hechts präsentiert werden. Einen Köder, der ihm unterhalb präsentiert wird, nimmt er nicht wahr.
Kann man aufgrund der Witterung auf eine mögliche Beissphase der Hechte schliessen, also bei Dämmerung und/oder bedecktem Himmel, so wähle ich die Bebleiung des Köders so, dass dieser bei konstantem Einholen auf 3 bis 5 Meter Tiefe läuft.
Muss man hingegen mit eher inaktiven Hechten rechnen, so geht es eine Etage tiefer. Diese stehen meistens direkt unter der Sprungschicht und lauern auf vorbeiziehende Beute. Meinen Gummifisch präsentiere ich jetzt auf etwa 8 bis 9 Meter.
Dazu verwende ich einfach schwerere Jigköpfe. So kann ich den Köder auf Tiefe halten und dabei immer noch sprunghaft führen. Denn um den Biss eines grossen Hechts zu provozieren, ist das Laufverhalten des Köders ganz entscheidend.
Um inaktive oder lauernde Hechte zu fangen, verwende ich ausschliesslich Köder, die hochfrequent laufen. Hierfür gut geeignet sind Gummifische mit einem kleinen Schaufelschwanz (Paddle-Tail) und schlankem Körper sowie V-Tails mit viel Gewicht.
Diese präsentiere ich sprunghaft und zügig mit sehr wenigen, kurzen Pausen von maximal 2 bis 3 Sekunden. So imitiere ich einen flüchtenden, verletzten Beutefisch, der nur langsam vom Fleck kommt. Für den Hecht eine interessante Beute, für die es sich lohnt, einmal mit Vollgas zu beschleunigen.
Bei aktiven Hechte, die gerade am Rauben sind, verwende ich bullige Köder mit einer rollenden Aktion. Gummifische wie z.?B. der Shadteez oder Bullteez von Westin sind hierfür perfekt. Diese präsentiere ich monoton geleiert ohne Veränderung im Laufverhalten. Einzig bei der Geschwindigkeit variiere ich solange, bis ich einen Biss bekomme.
Ködergrösse und -Farbe
Im Sommer müssen es nicht die ganz grossen Köder sein. Ich konnte feststellen, dass eine Anpassung an die vorhandenen Beutefische mehr Fische bringt als Köder, die ein grösseres Beuteschema imitieren. Im warmen Wasser hat der Hecht viel Energie und zieht mehrere kleine Fische einer grossen, schwer verdaulichen Beute vor.
Die Köderfarbe spielt meiner Meinung nach bei dieser Fischerei eine eher untergeordnete Rolle. Verwende hauptsächlich Farben, auf die Du schon Fische gefangen hast und denen Du somit auch vertraust.
Als Faustregel gilt jedoch auch hier: Verwende bei klarem Wasser und viel Licht natürliche Farben. Bei weniger Licht oder trübem Wasser empfehle ich hingegen Köder mit viel Kontrast und Schockfarben.
Material
Rute & Rolle
Als Rute empfehle ich eine 2,4 bis 2,7 m lange Rute mit einem dem Ködergewicht angepassten Wurfgewicht.
Beim Einsatz von mittelgrossen Ködern (15 bis 20 cm) benutze ich eine Spinnrute mit einem Wurfgewicht bis maximal 130 Gramm in Kombination mit einer Stationärrolle. Wichtig ist, dass die Rute über eine schnelle Aktion und ein hartes Rückgrat verfügt, damit man den Anhieb gut setzen kann.
Da das Werfen mit solchen Ködern eine starke Belastung für die Rolle darstellt, empfehle ich stabile Stationärrollen der 5000er-Grösse oder sogar noch grösser.
Hauptschnur & Vorfach
Bei der geflochtenen Hauptschnur empfehle ich einen eher dicken Durchmesser, bspw. eine 0,25er mit etwa 20 Kilo Tragkraft. Beim Werfen wirken starke Kräfte auf die Knoten und es wäre doch schade um die guten Köder, wenn sie noch während des Wurfs abreissen. An die dicke Geflochtene knüpfe ich ein Fluorocarbon- oder Hardmonovorfach von mindestens 0,9 mm. Grosse Hechte sind nicht nur schwer, sondern haben auch richtig scharfe Zähne und verfügen über genügend Kraft, um dünnere Vorfächer mühelos zu durchtrennen. Ein Element in Deinem Setup, das Du auf keinen Fall unterschätzen darfst, ist der Karabiner; wähle einen richtig stabilen von mindestens 25 Kilo Tragkraft. Er ist das letzte Stück zwischen Vorfach und Köder und kann, wenn er zu schwach gewählt wird, unter Umständen sogar aufgebissen werden.
4 Kommentare
Janic Stebler | 05 | 09 | 2022 |
Lieber Eddie.
Fluorocarbon und Hardmono sind ab 0.90mm absolut Hechtsicher.
Ich persönlich fische ausschließlich 0.96mm Fluorocarbon Hardmono Mix.
Mit diesem Schnurdurchmesser garantiere ich dir, dass dies zu 99% Hechtsicher ist.
Mit Petrigruss
Janic Stebler
Antworten an: Janic Stebler
eddie | 26 | 09 | 2022 |
Hallo Janic
machst Du diese selber und bindest oder quteschts Du sie?und welche Marke nimmst Du L.g.eddie
Rejemy | 07 | 09 | 2022 |
Ich kann Janic nur zustimmen...fische nur noch mit Fluorocarbon mind 0.9 und die Hechte beissen viel häufiger als mit Titan- oder Stahlvorfach.
Grüsse gehen raus
Rejemy
eddie
Fluocarbon?Lese ich richtig..... alles andere als Stahlvorfach ist n i c h t hechtsicher!!