15 | 08 | 2018 | Praxis | 0 | 5815 |
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Hechte im Kraut – Fluch oder Segen?
Mit der richtigen Taktik kann man da fantastische Fangtage erleben: Simon Torenbeek liebt es, im Unterwasser-Dschungel zu fischen, denn schon des Öfteren hielt das grüne Dickicht dicke Überraschungen für ihn bereit.
Die meisten Hechtfischer wissen, dass man an Stellen mit viel Pflanzenwuchs gut fangen kann. Es ist aber auch bekannt, wie nervig das Fischen mitten im Grünzeug sein kann – nämlich immer dann, wenn man andauernd grüne Büschel vom Haken sammeln muss. Es gibt jedoch Möglichkeiten, um in diesem Unterwasser-Dschungel effektiv zu fischen und die grünen Räuber aus dem übrigen Grün herauszufiltern.
Vor allem aufgrund des ständig klarer werdenden Wassers gibt es immer mehr Pflanzen. Tagsüber produzieren sie jede Menge Sauerstoff – genau das, was die Fische benötigen. Ausserdem bieten Pflanzen auch Zuflucht und Schutz – nicht nur für Hechte. Auch alle anderen Wasserlebewesen profitieren von den Pflanzen. Viele Insekten bedeuten viele Weissfische, und diese machen die Stelle zu einem attraktiven Standort für Raubfische. Ein ausgedehntes Pflanzenbeet ist für einen Hecht ein optimaler Platz, um seine Beute aus dem Hinterhalt zu attackieren. Und dabei handelt es sich nicht nur um kleinere Hechte.
Grünes finden, Grüne fangen
Pflanzenfelder sind nicht schwer zu finden. In den meisten Gewässern sind die Uferzonen den ganzen Sommer und Herbst lang mit Pflanzen übersät. Einige Gewässer sind in diesem Zeitraum sogar komplett mit Grünzeug zugewachsen. In anderen Gewässern sind es hingegen entweder die tiefen oder flachen Bereiche, in denen vermehrt Pflanzen wachsen. Oft können Sie durch das Beobachten der hier lebenden Wasservögel wie zum Beispiel Blässhühner, Gänse, Enten, Reiher und Schwäne erkennen, ob es auch mitten im Gewässer flache und mit Pflanzen bewachsene Stellen gibt. Wenn man vom Boot aus fischt, lohnt es sich immer, die Vögel im Auge zu behalten und diese Plätze zu erkunden.
Von aussen nach innen
In klarem Wasser wachsen die Pflanzen nicht zwangsläufig nur im Flachen. Logischerweise lässt klares Wasser das Sonnenlicht viel einfacher und tiefer eindringen, sodass man sich nicht über starkes Pflanzenwachstum in vier Metern und noch grösseren Tiefen wundern sollte. In der Regel kann man die meisten Pflanzen jedoch in einer Wassertiefe von zweieinhalb Metern und flacher erwarten.
Sobald Du einen üppigen Pflanzenteppich entdeckt hast, wird es Zeit, ihn ausgiebig auszufischen. Ich versuche immer, möglichst von aussen nach innen zu fischen. Damit meine ich, dass ich zuerst die Bereiche rings um das Krautfeld befische, ehe ich meinen Köder tatsächlich mitten ins Grünzeug werfe. Das Äussere eines Pflanzenfeldes befische ich mit ruhiger und etwas tiefer laufenden Ködern wie Jerkbaits oder Gummis. Vor allem wenn ich auf grossen Gewässern vom Boot aus fische, versuche ich zuerst immer, von der tiefen Seite der Kante zu den Pflanzen im Flacheren hin zu fischen. Die Vergangenheit hat mir gezeigt, dass die Hechte oft an diesen Plätzen jagen.
Denke daran, dass die Pflanzenbeete auch den Beutefischen Schutz bieten. Das erschwert den Räubern die Jagd. An den Rändern, wo das Grünzeug viel dünner ist oder es gar nicht mehr wächst, können die Räuber die Situation viel besser überblicken und deshalb wesentlich einfacher jagen. Ich denke auch, dass hier oft die grösseren Hechte stehen, weil sie von Artgenossen ja nichts zu befürchten haben.
Sobald ich die Ränder des Pflanzenfelds abgefischt habe, werfe ich meinen Köder etwas weiter ins Grünzeug. Dabei lasse ich am liebsten das Boot langsam über das Krautfeld hinwegtreiben oder verankere es von Zeit zu Zeit, um den Pflanzenteppich präzise abfischen zu können.
Heisse Plätze im Kraut
Auch so ein Pflanzenteppich hat noch ein paar eigene Hotspots. Oft sieht man zwischen den Feldern noch offene Stellen, den Wechsel zu einer anderen Pflanzenart oder anderen Strukturen. Diese Stellen verdienen zweifellos mehr Aufmerksamkeit als der Rest des Grüns.
Diese Vorgehensweise ist natürlich keine allgemeingültige Taktik, aber wenn möglich, gehe ich auf diese Weise eine pflanzenreiche Stelle an. Im Frühling und Frühsommer sind die Pflanzen noch nicht so hoch gewachsen, sodass man problemlos über ihnen hinwegfischen kann. Im Herbst sterben die Pflanzen ab. Somit ergibt sich eine weitere interessante Situation: Die abgestorbenen Pflanzenteile enthalten viele Nährstoffe für Weissfische, und das zieht natürlich auch die Raubfische an.
Dreck am Haken
Es gibt viele Möglichkeiten, den Köder auch in pflanzenreichen Bereichen gut zu präsentieren – ohne sich dabei ständig über Grünzeug am Haken ärgern zu müssen. Es ist jedoch gut zu wissen, dass es bei dieser Fischerei dazugehört, gelegentlich Pflanzenreste vom Drilling zu holen. Wenn der Haken den ganzen Tag hängerfrei und sauber bleibt, fischt man nicht nahe genug an den Hindernissen – in diesem Fall den Pflanzen.
Ganz gleich, ob man in pflanzenreichen Bereichen vom Ufer oder vom Boot aus auf Hechte fischt, ist es wichtig, recht kräftiges Gerät zu verwenden. Wenn man einen grossen Hecht an einer leichten Rute mit dünner Schnur hakt, kann das aufgrund der vorkommenden Pflanzen im Drill zu einem echten Problem werden. Grundsätzlich ist robustes Gerät an pflanzenreichen Stellen nützlich, da die Haken des Köders viel Grünzeug einsammeln und dieser Krautklumpen beim Einkurbeln jede Menge Widerstand bietet.
Ich benutze eine Rute mit einem Wurfgewicht von mindestens 80 Gramm, vorzugsweise sogar noch etwas kräftiger. Viele der von mir verwendeten Köder wiegen mindestens 60 Gramm. Sie lassen sich mit einer kräftigen Rute viel einfacher werfen. Ich bevorzuge eine Baitcaster-Combo, weil sie etwas robuster ist und ich mit ihr genauer werfe als mit einer Spinnrute mit Stationärrolle.
Starke Schnüre
Zudem ist es ratsam, mit geflochtener Schnur mit einer Tragkraft von 50 lb oder mehr zu fischen. Die Geflochtene schneidet wesentlich besser durch die Pflanzen als zum Beispiel Nylon. Im Drill eines grossen Fischs kann das durchaus wichtig sein – vor allem dann, wenn der Fisch voll in die Pflanzen schwimmt. An die Geflechtschnur knote ich ein dickes Fluorocarbon-Vorfach, an dessen Ende dann mein Kunstköder eingehängt wird.
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