[Herbst |] Ein Hoch auf diese Jahreszeit!
10 | 10 | 2022 PraxisText & Fotos: André Pawlitzki 04089
10 | 10 | 2022 Praxis
Text & Fotos: André Pawlitzki 0 4089

Herbst | Ein Hoch auf diese Jahreszeit!

Wenn sich die Blätter an den Bäumen bunt färben, die Tage kürzer werden und die Temperaturen nachts deutlich zurückgehen, ist Erntezeit. Nicht nur auf den Feldern, sondern auch am Wasser – wenn Du es richtig angehst. André Pawlitzki liebt die vielfältigen Fangmöglichkeiten im Herbst.


Langsam hebt sich der Morgennebel und die Sonne durchbricht den grauen Schleier. Es dauert nicht lange, bis es um einige Grad milder wird. In meiner Jacke wird mir nun schnell warm. Mein Zapfen, ein Waggler, steht ideal ausgebleit im Wasser. Er dippt leicht, steigt dann empor und legt sich auf die Wasseroberfläche. Ein echter Hebebiss, Anhieb! Wenig später gleitet ein goldgelber Brachsmen in meinen Feumer. Ich liebe diese Momente, ich liebe den Herbst!

 Abenteuerlich und erfolgreich: Florian und Matze folgten den Hechten mit dem Bellyboot. Esox ist im Herbst viel aktiver und beissfreudiger als im Sommer.

Abenteuerlich und erfolgreich: Florian und Matze folgten den Hechten mit dem Bellyboot. Esox ist im Herbst viel aktiver und beissfreudiger als im Sommer.


Heisse Stellen: Reiche Fänge an der Kante

Für uns Angler ist der Herbst eine Zeit der Fülle, denn es gibt kaum einen Fisch, der sich jetzt nicht fangen liesse. Im September und Oktober sind Kanten, die vom flacheren Wasser ins tiefere abfallen, die Top-Stellen. Um die Mittagszeit, wenn die Sonne das Flachwasser erwärmt hat, kann man hier nun gut fangen, sowohl Fried- als auch Raubfische. Auch zum Einbruch der Dämmerung sind die Erfolgsaussichten hier besonders gut. Vor allem Zander folgen ihren Beutefischen und lassen sich, im oft nur knietiefen Wasser, mit Wobblern überlisten. Auch im Flachwasser abgelegte Köderfische an der frei laufenden Grundmontage sind zu dieser Zeit für den einen oder anderen Zander gut.

Die Egli sind nun nicht mehr so wählerisch, was die Ködergrösse angeht und nehmen schon mal einen richtigen Gummihappen von zwölf Zentimetern und mehr. Auch wer mit Naturködern am Wasser ist, wird nun besser fangen als in der brütenden Sommerhitze. Würmer und Köderfische gehören somit in jede Köderbox. Diese sollte man bei den teilweise noch angenehmen Aussentemperaturen tagsüber am besten in einer Kühltasche ans Wasser befördern.

 Hechte verlassen im Herbst oft ihre Deckung und stellen sich im Freiwasser ein.

Hechte verlassen im Herbst oft ihre Deckung und stellen sich im Freiwasser ein.


Auf Beutezug: Hungrige Hechte verlassen die Deckung

Ein weiterer Räuber, der im Herbst in die Gänge kommt, ist der Hecht. Er steht jetzt nicht nur in seiner Deckung, wie zum Beispiel im Kraut und zwischen versunkenen Ästen, sondern unternimmt ausgiebige Wanderungen auf der Suche nach Beute. Futterfische ziehen nun oft aus einem Fluss in ein ruhiges tiefes Seiten­gewässer, zum Beispiel einen Baggersee oder einen Hafen. Auf ihren Raubzügen lassen sich die Hechte mit geschleppten oder geworfenen Ködern fangen. Ein guter Anhaltspunkt bei der Stellenwahl ist das Auffinden von Futterfischschwärmen, vor allem kleinerer Egli. Hat man diese auf dem Display des Echolots entdeckt, sind die Hechte meist nicht fern. Manchmal kann man die Sicheln grösserer Fische unter oder neben dem Schwarm erkennen. 

 Hier sind wir richtig! Auf dem Echolot erkennt man einen Futterfisch-Schwarm umgeben von ein paar Hechtsicheln.

Hier sind wir richtig! Auf dem Echolot erkennt man einen Futterfisch-Schwarm umgeben von ein paar Hechtsicheln.


Mit sinkenden Temperaturen steigt der Appetit

Doch was löst das grosse Fressen unter Wasser im Herbst aus? Nachdem das Thermometer teilweise mehr als 20 Grad anzeigte, sinken die Temperaturen nun auf für Fische deutlich angenehmere Werte bis zu 10 Grad. Jetzt kommt der Stoffwechsel der Fische wieder richtig in Schwung und sie sind deutlich beissfreudiger als an den heissen Sommertagen. Vorbei ist die Zeit der kleinsten Köder, die man brauchte, um überhaupt einen Fisch zu überlisten. 

Wer auf Friedfische angelt, der sollte beim Anfüttern klotzen statt kleckern. Vor allem die Karpfen sind nun extrem gefrässig und räumen einen Futterplatz bis zum letzten Maiskorn leer. Entsprechend gross sollte auch die Futtermenge sein, die Du zu Deinem Ansitz mitnimmst. 4 bis 5 Kilo Grundfutter und Partikel pro Nachmittag dürfen es schon sein. Keine Sorge, das geht ratzfatz weg.

 Bei Claas Grube stehen Egli hoch im Kurs. Dieser Egli hat auf einen Rockville Shad gebissen.

Bei Claas Grube stehen Egli hoch im Kurs. Dieser Egli hat auf einen Rockville Shad gebissen.


Knallbunt und aromatisch: Auffällige Köder sind Trumpf

Der Köder sollte möglichst auf dem Futterteppich abgelegt werden. Ganz wichtig ist es, dass unser Leckerbissen sofort von den Fischen gesehen wird. Immer wieder gut gefangen habe ich mit einem rosafarbenen oder gelben Pop-Up über einem Teppich aus Heilbutt-Pellets und Mais. Auch der Köder selbst darf nun grösser gewählt werden. Habe ich im Sommer noch mit einem 8-Millimeter-Wafter geangelt, darf es im Herbst ein 16er-Boilie sein. Dieser Snack wird von den Karpfen meist im Vorbeischwimmen genommen. 

Um den Köder noch mehr hervorzuheben, kann man ihn zusätzlich mit sogenanntem «Baitfog» behandeln. Dabei handelt es sich um eine zähflüssige Masse, die man auf den Köder gibt und der sich dann im Wasser zu einem Lock­nebel verwandelt, der bei den Fischen auch auf weitere Entfernungen für Aufmerksamkeit sorgt. Die Locknebel gibt es in unterschiedlichen Aromen, aber gerade im Herbst haben sich fischige Noten bewährt.

 Auch Würmer, hier eine Köderdose voll Dendrobenas, gehören zu den exzellenten Ködern im späten Herbst.

Auch Würmer, hier eine Köderdose voll Dendrobenas, gehören zu den exzellenten Ködern im späten Herbst.


Ausschlafen ohne Reue: Die Fische können warten

Ein weiterer Vorteil des Herbstes ist, dass man nicht mehr unbedingt ganz so früh aufstehen muss, um Fische zu fangen. Das kommt mir als bekennendem Langschläfer bei einigen Fischarten sehr entgegen. Während die Schleien in den Sommermonaten immer im ersten Licht der Dämmerung gegen 4 oder 5 Uhr in der Früh bissen, reicht es jetzt oft, erst um 8 oder 9 Uhr am Wasser zu sein. Je kälter es wird und je weiter das Jahr fortschreitet, desto mehr verlagern sich die Beisszeiten in die Mittagszeit oder auf den frühen Nachmittag. Apropos Zeit: Höchste Zeit für mich, wieder ans Wasser zu gehen. Wir sehen uns!

 

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