


03 | 05 | 2022 | Praxis | ![]() | ![]() |
03 | 05 | 2022 | Praxis |
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Diese Köder bringen Fisch! Was ein flatternder Oktopus-Alien und ein nerviges Plastikrotauge gemein haben? Sie gehören zu den Top 5 der besten Hechtköder von Florian Pippardt. Welche Köder der Experte am liebsten fischt und welche Vor- und Nachteile sie haben, erklärt er Dir hier.
Stell Dir vor, Du bist der Hecht, liegst am Boden zwischen einzelnen Krautfetzen, die Sonne scheint Dir seit Stunden prall ins Gesicht. Das Wasser liegt bleiern über Dir, Lust zu fressen hast Du überhaupt nicht. Aus dem Augenwinkel siehst Du eine Bewegung – wie bewegt sich denn dieses komische Rotauge da? Links, rechts, links, rechts. Und verschwindet einfach nicht. Mann, nervt das! Also Biss – aber plötzlich will das Rotauge Dein Maul nicht mehr loslassen! Eine kurze Zusammenfassung des idealen Einsatzgebiets des 3D Roach Shine Gliders von Savage Gear. Mein Liebling bei Sonne, Windstille und klarem Wasser! Die Hechte haben keinen Bock? Rotauge montiert, irgendeinen Hecht macht das Ding so wütend, dass er es verbeissen will. Vor allem macht der 3D Roach Shine Glider an sehr kleinen Gewässern, wie Gräben und Dorfteichen, eine gute Figur. Er sieht realistisch aus und scheucht fast nicht, wenn er aufs Wasser trifft, denn er wiegt wenig und kann extrem langsam, fast auf der Stelle, geführt werden. Das geschieht über die Rolle, genau wie beim Prorex-Jerk: kurze, abgehackte Kurbelumdrehungen. Natürlich kannst Du den Shine Glider aber auch einkurbeln und stehen lassen. Für grosse Gewässer und im schlimmsten Fall Gegenwind ist der Köder übrigens nichts, dann greife ich lieber zum Prorex Jerk. Denn, so schön der 3D Shine Glider aussieht und läuft, so schlecht fliegt er auch. An Mini-Gewässern ist das unerheblich, aber über grossen Flachwasserzonen ineffektiv, weil man zu wenig Fläche abfischt.
Würde ich mir nur einen Hechtköder aussuchen dürfen, würde meine Wahl ohne zu zögern auf den Shaker von Lunker City in 6 Zoll (etwa 16 Zentimeter) fallen. Besonders die Farbe «Brown Pepper/Chartreuse Silk Belly» funktioniert unglaublich gut. Und komischerweise unter fast allen Bedingungen. Ich kurble den Shaker ganz normal ein und lasse ihn ab und zu stehen. In der Standpause kommt oft der Biss. Der riesige Tellerschwanz lässt es erahnen: Dieser Köder fällt unter Wasser auf. Er flankt sehr stark und macht eine ordentliche Druckwelle. In Kombination mit einer kontrastreichen Farbe (dunkler Rücken, heller Bauch) geht er den zahnträchtigen Fischen im Kraut ordentlich auf die Nerven. Den Reiz verstärke ich gern noch durch ein Spinnerblatt an einer Schraube, die ich einfach in den Tellerschwanz drehe. Reizüberflutung! Eine Sache muss beim Shaker beachtet werden: Die Bewegungen des Tellerschwanzes wirken sich 1:1 auf den Körper des Shads aus. Unbebleit gefischt, nur an einer Köderschraube im Kopfbereich, läuft er dadurch gar nicht. Er legt sich einfach nur auf die Seite. Der Shaker braucht mindestens drei Gramm Gewicht im Kopf- oder Bauchbereich. Das Gewicht stabilisiert den Körper: Der Schwanz spielt, der Rest wackelt schön mit. Ich verzichte – der Bissausbeute zuliebe – auf einen Jigkopf, wenn ich mit dem Shaker im Flachen angle. Köderschraube (Shallow Screw) vorn rein, daran einen Drilling am Stahlvorfach befestigt. Der Haken kommt (neben dem Schraubgewicht) in den Bauch. Anstelle eines Schraubgewichts kannst Du übrigens auch eine normale Schraube aus dem Baumarkt nehmen!
Mit einem «Ssssssssss» fliegt der Chatterbait übers Seerosenfeld. Halbherzig führe ich ihn, denn ich habe das Gebiet eigentlich schon mit einem anderen Köder abgeangelt. Hier muss Fisch stehen, aber ich konnte auf Gummi noch keine Attacke verzeichnen. Mein Kumpel German, neben mir im Boot, will gerade irgendetwas sagen – plötzlich schiebt sich ein weissgrünes Maul von hinten über meinen flatternden, vibrierenden Köder. Kurzer Schreckmoment, krumme Rute, lautes Knallen, Fisch- und Vorfachverlust. Seit diesem Schlüsselerlebnis benutze ich den 4Street Chatterbait deutlich häufiger. Aber konzentrierter und mit mindestens sieben Kilo tragendem Stahl und 0,35er-FC als Schlagschnur. Ist etwas auffälliger, bringt möglicherweise auch einen Fisch weniger, hält aber! Der 4Street Chatter ist einer meiner Top-Köder für kleinere Seen mit viel Kraut- und Seerosenwachstum, Gewässer, die möglichst nicht überfischt sind! Das ist wichtig, denn ich glaube, dass man ein Gewässer «überchattern» kann! Das Laufverhalten des Köders ist so einzigartig, dass der schlaue Esox es sicher schnell mit Zahnweh verbindet. Der Chatterbait hat zwei Nachteile: Viele Hechte schieben sich von hinten drüber. Dadurch fehlt kurz der Kontakt zum Köder, man registriert das aber nicht unbedingt als Biss und schlägt (wenn überhaupt) nur halbherzig an. Der zweite Nachteil: der Einzelhaken! Hängt der Fisch doch, verliert man ihn manchmal deshalb. Also: Polbrille auf, Köder beobachten, jegliche Änderung des Laufverhaltens mit einem Anhieb quittieren. Und einen Drilling montieren!
Der «flatternde Oktopus-Alien» ist mit Sicherheit nur wenigen Hechten ein Begriff. Dementsprechend zuverlässig funktioniert er! Am liebsten biete ich ihn mit einem Offsethaken und einer Cheburashka-Kugel an. Ich werfe ihn knapp vor das Hindernis oder sogar darauf. Dann lasse ich ihn einfach vor dem Hindernis an straffer Schnur in die Tiefe taumeln. Ganz häufig erreicht er den Grund aber nicht … Entdeckt habe ich ihn im Frühjahr letzten Jahres mit einem Angelfreund. Wir befischten dichte Seerosenfelder mit Twistern am Offsethaken und einem Cheburashka-Kopf. Leider gingen uns die Köder aus, mein Kollege hatte aber noch eine Packung Crazy Flapper dabei. Nach drei Stunden waren die Köder aber schon verbraucht, die Hechte liebten sie! Wir fingen damit auch noch an Stellen, an denen wir schon mit Twistern geangelt hatten. Hier zeigt sich ein Nachteil des Köders: Er zerreisst sehr schnell, die feinen Scheren werden abgebissen oder der Knick des Offsethakens zerstört nach einigen Würfen das Material. Gegen die kaputten Scheren kann man nichts tun. Aber gegen das Herausreissen des Hakens! Besorge Dir Baitkeeper. Das sind kleine Plastikstifte mit Öse, die in den Kopf des Köders eingeführt werden. In die Öse stichst Du den Haken und ziehst den Köder dann ganz normal auf. Hält bombig! Zweite Variante: Bevor Du den Flapper aufziehst, schneidest Du einen Schlitz in den Kopfbereich. Genau da, wo normalerweise der Knick des Offsethakens sitzt. Diesen Schlitz verklebst Du dann mit Gummifischkleber oder Sekundenkleber. Dadurch wird das kleine Stück Gummi bombenhart und gibt den Haken nicht mehr so leicht frei.
Lazy Jerk bedeutet frei übersetzt «Jerkbait für Faule». Und das trifft vollkommen zu. Neben dem Salmo Slider und dem Westin Swim ist der Prorex Lazy Jerk einer der wenigen, die ganz ohne wildes Geschlage der Rutenspitze vernünftig laufen. Man muss ihn einfach nur einkurbeln und ab und zu stehen lassen. Oder Du führst ihn durch halbe, abgehackte Kurbelumdrehungen der Rolle. Das ist übrigens meine favorisierte Führungsweise. Dabei halte ich die Spitze in einem leichten Winkel zum Lazy Jerk, sodass er noch den Druck der Rutenspitze mit abbekommt. Besonders bei schlechten Bedingungen kann man den Fischen so richtig auf die Nerven gehen. Kurze Umdrehung, Ausbruch nach links, Pause. Kurze Umdrehung, Ausbruch nach rechts, Pause. Und wieder nach links. Und Rumms! Der Lazy Jerk ist leider nichts für ganz flaches Wasser, weil er (selbst unter Zug) recht schnell sinkt und Dreck einsammelt. Ich verwende ihn ab 1,5 Meter Wassertiefe. Das Sinkverhalten ist über tiefem Wasser sogar hilfreich. Und die weit ausladende Zickzack-Bahn auch! Der Hecht hat Zeit, den Jerk anzupeilen.
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