[Karpfen im Frühling |] 8 Tipps mit Gebrauchsanleitung
30 | 03 | 2023 PraxisText & Fotos: Bernd Brink 02104
30 | 03 | 2023 Praxis
Text & Fotos: Bernd Brink 0 2104

Karpfen im Frühling | 8 Tipps mit Gebrauchsanleitung

Um das Karpfenfischen im Frühling ranken sich viele Fischerweisheiten. Tipps, die überall und immer funktionieren, gibt es nicht. Bernd Brink verrät Frühlings-Tipps und zeigt, wo sie funktionieren.


Nach der langen Winterpause ziehen die ersten warmen Tage viele Karpfenfischer ans Wasser. Die Fänge bleiben dabei aber oft hinter den Erwartungen; der Frühling ist wohl die heikelste Jahreszeit. Dabei ist Karpfen­fischen im Frühling ganz leicht – theoretisch. Weil es wärmer wird, werden auch die Fische wieder aktiv und flache Gewässerbereiche erwärmen sich schneller. Also fängt man dort die Fische.

Die Realität sieht aber häufig anders aus. Das Wetter ist oft allzu wechselhaft. Die Regel «flach fischen» passt beispielsweise nicht mehr, wenn warmes sonniges Wetter durch ein Tief abgelöst wird, das acht Grad und kalten Niederschlag bringt. Denn genau so wie sich die flachen Bereiche schnell erwärmen, werden sie auch schnell wieder kalt. Doch «flach fischen» ist nicht der einzige Frühlings-Tipp, der nicht immer gilt. Für diesen Artikel war es mir wichtig, nicht nur einfache Regeln aufzustellen, sondern zu jedem Tipp auch eine genaue Gebrauchsanleitung zu geben. Denn für jede Regel gibt es Ausnahmen.  



1
| Auf die Temperatur kommt es an

Oft wird ein Monat genannt, ab dem es sich wieder lohnt, auf Karpfen zu fischen. Damit liegt man aber oft falsch. Ab 10 Grad Wassertemperatur stehen die Chancen auf einen Frühlingskarpfen gut. Häufig gibt es bereits im März die ersten milden Tage und ein flaches Gewässer hat dann schnell zweistellige Temperaturen erreicht. Jetzt heisst es: Ab ans Wasser, denn so zeitig im Jahr wird fast garantiert noch eine Kälteperiode kommen. Die Fänge im März können dann besser sein als im April oder Mai. Im Frühling sollte man also Schönwetterfischer sein. Doch es wird nicht nur je wärmer, desto besser: Denn wenn im Mai die Laichzeit naht, ist oft wieder Schluss mit der Beissfreudigkeit.



2
| Flach fischen ist nicht immer die beste Wahl

 © stock.adobe.com

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Wie alle wechselwarmen Tiere mögen Karpfen Wärme. Flache Gewässer oder die flachen Uferzonen tieferer Gewässer erwärmen sich schneller. Deshalb halten sich die Bartelträger bei steigenden Temperaturen bevorzugt in Flachzonen auf. 

Da sich flaches Wasser nicht nur schnell erwärmt, sondern ebenso entsprechend schnell wieder abkühlt, kann man auch im Frühling nicht pauschal sagen, dass flach immer besser sei. Die Wetterbedingungen bestimmen, wo die Karpfen sich aufhalten. Bei Temperaturstürzen ziehen die Fische wieder in tiefere Gewässerabschnitte. Besonders kritisch wird es, wenn die Temperaturen ständig wechseln. Denn mindestens genauso sehr wie Wärme mögen Karpfen konstante Temperaturen. 

Durchgehend sehr flache Gewässer, mit weniger als zwei Meter Tiefe, sind deshalb im Frühling besonders launisch, was das Fischen anbelangt. Hier wirkt sich jeder Temperaturwechsel stark auf das ganze Gewässer aus und kann den Fischen auf den Appetit schlagen.

Daher bevorzuge ich im Frühling Gewässer mit unterschiedlichen Tiefen. Bei steigenden Temperaturen können die Karpfen die Wärme im Flachen geniessen und bei fallendem Quecksilber finden sie konstante oder zumindest langsam fallende Werte in den tieferen Zonen.



3
| Direkt am Ufer

Ein typischer Mittellandsee, dessen Ufer überall steil abfallen, ist auf den ersten Blick kein ideales Karpfengewässer. Trotzdem lassen sich hier vor allem bei steigenden Temperaturen Karpfen fangen. Häufig darf man dafür aber nicht weiter als fünf Meter vom Ufer entfernt fischen. Das erfordert absolute Ruhe. Ich lege meine Köder deshalb möglichst weit vom Sitzplatz entfernt aus. Eine ideale Stelle ist ein Schilfgürtel, auf den ein milder Wind steht. Wenn der Köder direkt vor dem Schilf liegt, spielt es keine Rolle, dass ein Meter weiter draussen der Grund steil abfällt. 

An solchen Seen ist der Frühling sogar oft die beste Zeit überhaupt. Denn jetzt konzentrieren sich die aktiven Karpfen auf den unmittelbaren Uferbereich.



4
| Flach im Fliessgewässer

Ein Fluss oder Kanal erwärmt sich schneller als ein tiefer See. Bei Fliessgewässern muss man darauf achten, woher das Wasser kommt. Mit Schmelzwasser aus höheren Lagen kann ein Fliessgewässer auch nach langen Warm-Wetter-Perioden noch richtig kalt sein. 

Wo der Abkühlungseffekt durch Schmelzwasser aber keine Rolle spielt, kann man im Frühling Sternstunden erleben. Jetzt versammeln sich grosse Teile des Karpfenbestands in flachen Seitenarmen oder kleinen Sportboothäfen. Mischt sich das Wasser kaum mit dem Hauptgewässer, können die Temperaturunterschiede sehr gross sein. Die Fangchancen sind jetzt um ein Vielfaches höher als im Sommer, wenn sich die Karpfen über viele Flusskilometer verteilen.



5
| Jetzt funktionierts mit minimaler Futtermenge

In der Schweiz ist das Anfüttern nicht gern gesehen oder teils gar verboten. Wo man also nicht kiloweise Futter ausbringen darf, da ist der Frühling die beste Zeit. Im Gegensatz zum Sommer gibt es jetzt weniger natürliche Nahrung im Gewässer, und so kann man die Fische auch mit einer vertretbaren Menge Futter zum Köder locken. Oft reichen 100 Gramm pro Rute, das sind zwei volle Futterkörbe; damit ist man fast überall im Rahmen des Erlaubten.

Sonnen sich die Karpfen im flachen Wasser, kann auch das Fischen ganz ohne Beifutter Erfolg bringen. Neonfarbene oder weisse, auftreibende Happen als Köder sind dafür ideal, sie locken auch visuell und sprechen die Neugier der Karpfen an. Gleichzeitig ist ein Überfüttern unmöglich.



6
| Alternativköder sind im Frühling top

Karpfenfischen ist nicht gleich Boilie­fischen. Das scheinen heute viele Fischer zu vergessen. Die selektive Wirkung von Boilies kann ein riesiger Vorteil sein, vor allem wenn es viele Weissfische im Gewässer gibt. 

Doch noch sind die anderen Weissfische längst nicht so aktiv wie im Sommer. Das ermöglicht den Einsatz von Ködern, die nicht selektiv sind, aber dafür deutlich stärker locken als Boilies. 

Naturköder wie Maden und Würmer können jetzt Erfolg bringen. Auch Teig und Dosenmais sind fängige Alternativen. Leider können all diese Köder leicht von Weiss­fischen oder Krebsen vom Haar gefressen werden. Vor allem an der Festbleimontage bleibt das oft unbemerkt. Mit einem Laufblei bekommt man besser mit, wenn sich jemand am Köder zu schaffen macht. 

Zieht man ein paar Kunststoffmaden mit den echten auf einen Maden-Ring, sorgt dies dafür, dass immer ein paar Köder an der Montage bleiben. 

Mein Favorit ist aber Dosenmais. Ich füttere mit dem weichen Mais aus der Konserve und am Haar fische ich eine Kombination aus Hartmais, Dosenmais und einem Kunststoff-Maiskorn. Das verhindert einen Köderklau und ich kann die erfolgreiche Festbleimontage einsetzen.



7
| Ein Anschlag bei zaghaften Bissen lohnt sich

Nicht jeder Karpfen verursacht einen Run. Die oft als Brachsmenbisse oder Schnurschwimmer abgetanen kleinen Ausschläge an der Rutenspitze oder 2 bis 3 Piepser am Bissanzeiger können gerade im Frühling von Karpfen stammen.  

Oft wird das falsch interpretiert, denn Karpfen beissen jetzt nicht vorsichtiger, sondern sind einfach noch träge. Sie bewegen sich beim Fressen weniger. Bei einem Biss piept der Bissanzeiger nur ein paar Mal oder es gibt einen langsamen Run. Wirklich vorsichtiger werden Karpfen mit fortschreitender Saison. Daher gilt der Tipp, auch zaghaften Bissen Beachtung zu schenken, das ganze Jahr über.



8
| Im Frühling die Oberflächen-Rute nicht vergessen!

Das Oberflächenfischen auf Karpfen wird fast immer mit heis­sem Sommerwetter verbunden. Richtig ist, dass dann die Chancen auf einen Oberflächenbiss an den meisten Gewässern gut stehen. Die Karpfen sonnen sich an der Oberfläche, sie sind dem treibenden Köder besonders nahe. Aber mindestens genauso entscheidend ist, dass man die Karpfen sehen kann. 

Im Frühling halten sich Karpfen oft in der oberen Wasserschicht auf, dort ist es am wärmsten. Sie stehen allerdings nicht ganz so dicht unter der Oberfläche, was das Auffinden erschwert. Hat man sie aber gefunden, stehen auch im Frühling die Chancen auf einen Oberflächenbiss gut. 

Wirf also beim Grundfischen – sofern keine Wasservögel in der Nähe sind – ein paar Brotstücke ins Wasser. Idealerweise so, dass der Wind sie übers Gewässer treibt, und behalte diese Schwimmköder im Auge. Ein paar Weissfische machen sich meist schnell daran zu schaffen, und das ruft auch die Karpfen auf den Plan. Verschwindet ein Brotstück in einem Karpfenmaul, wird es Zeit für die Oberflächen-Rute. 

 

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