Oberwalliser Bergseen[ – Ein Eldorado für Petrijünger[
21 | 08 | 2019 SchweizText & Fotos: Jean-Louis Borter 013806
21 | 08 | 2019 Schweiz
Text & Fotos: Jean-Louis Borter 0 13806

Oberwalliser Bergseen – Ein Eldorado für Petrijünger

Das Wallis hat für jeden Petrijünger etwas Passendes. «Petri-Heil» stellt zehn Bergseen vor, die einen Ausflug im Frühherbst allemal wert sind.


Die Dreizehn-Sterne Republik am Rottenstrand wird durch die Rhone, oder im Oberwallis den Rotten, geprägt. Vom Rhonegletscher abwärts hat sich der Fluss sein eigenes Tal von 191?km Länge bis zum Genfersee ausgeschwemmt. Entlang dieses Lebensnervs haben sich im Lauf der Zeit Städte, Dörfer und Industrien angesiedelt. Strassen, Schienen und Stromleitungen verlaufen im Kanton grossteils dem Flussbett entlang.

Fischereilich ist die Rhone mit ihren grösseren Zuflüssen im Frühling und Herbst die Hauptattraktion. In den Sommer­monaten sind bei den Petrijüngern vor allem die Bergbäche beliebt. Die naturbelassenen, unwegsamen Bachläufe mit schroffen Felsschluchten sind aber nicht für alle Fischer geeignet. Für diejenigen, die es lieber ein wenig gemütlicher nehmen, sind daher einige der zahlreichen Bergseen eine willkommene Alternative. Nach der Eiszeit konnten wegen vieler unüberwindbarer Barrieren keine Fische auf natürliche Art in die Gebirgsseen einwandern. Mit dem verbreiteten Aufkommen der Alpwirtschaft wurden viele Hochgebirgsseen mit Forellen als willkommene Zusatznahrung für das Alppersonal  besetzt. Heute – Jahrhunderte später – kann der Petrijünger mit dem kantonalen Patent an 28 Berg- und Stauseen und Rückhaltebecken seinem Hobby frönen. 


100 | Totensee | Grimselpass

Der Totensee befindet sich auf der Walliser Seite des Grimselpasses. Er hat eine Grösse von etwa 1,8 km2 und eine maximale Tiefe von 34?m. Er befindet sich auf einer Höhe von 2160 m ü. M. direkt an der Wasserscheide zwischen Mittelmeer und Nordsee. Die Grimsel Passstrasse verläuft dem See entlang. Postautohaltestelle sowie mehrere Restaurants, Hotels und Parkmöglichkeiten findet man direkt am See. Das Wasser des ursprünglichen Sees wurde ab 1942 von Hotelier Seiler für die Stromversorgung der Gemeinde Gletsch genutzt. Später bauten die Kraftwerke Oberhasli (KWO) eine Staumauer am Südostufer des Sees. Das Wasser fliesst seither über einen offenen Bach in den 250?m tiefer gelegen Grimselsee auf Berner Seite und weiter über die Aare in den Rhein und bis in die Nordsee. 

Der Totensee kam im November 2006 in die Schlagzeilen, als viele Fische verendeten. Es zeigte sich, dass Sauerstoffmangel infolge Absterbens der Algen die Ursache war. 

Inzwischen hat sich der See erholt und erfreut die Fischer mit seinen Regenbogenforellen und Cristivomern (Namaycush). Einzelne kapitale Fänge lassen vermuten, dass einige Fische das grosse Fischsterben überlebten.

Der angefressene Petrijünger Fritz Grunder ist oft an diesem Gewässer anzutreffen: «Ich schätze es, mit dem Auto von unserer Sommerresidenz in Reckingen auf die Grimsel hochzufahren, um meiner Leidenschaft zu frönen. Frau und Hund können an diesem Gewässer problemlos mitkommen und wir können zusammen einen gemütlichen Tag verbringen. Zudem fange ich meistens etwas. Ich nehme aber nur so viel mit, wie wir frisch verwerten können. Bei mir kommt kein Fisch in den Tiefkühler – die Beute wird als Carpaccio, auf dem Grill oder geräuchert genossen.» Dazu sein treffender Leitsatz: «Die Früchte der Natur musst du direkt nach der Ernte geniessen – dann schmecken sie am besten.»


101 | Geschinersee | Geschinen

Nach dem Lawinenwinter 1999 wurde in Geschinen ein Ableitdamm errichtet, um das Dorf zu sichern. Das Aufschütt-Material für dieses Bauwerk entnahm man der unbenutzten Militärflugpiste, welche bereits seit längerem zurückgebaut werden sollte. Aus dieser Baugrube entstand dann nach dreijähriger Bauzeit in der wundervollen Hochebene der jungen Rhone ein herrlicher, zweigeteilter See, welcher ein beliebtes Ausflugsziel für Jung und Alt ist. Rundherum führt ein 550?m langer Rundweg und lädt zum Verweilen ein.

Gespeist wird das Gewässer durch Grundwasser und den Geschinerbach. Östlich des Mitteldamms findet sich ein Naturreservat. Der westlich gelegene Teil ist den Fliegenfischern vorbehalten, mit einer täglichen Fangzahlbeschränkung von zwei Forellen. Der Zulauf sowie der Auslauf in den Rotten sind als Reservat eingetragen. Vom Bahnhof Geschinen erreicht man den See in rund 10 Minuten zu Fuss. Am Südufer sind genügend Parkplätze vorhanden.


102 | Hobschensee | Simplon-Dorf

Der Hobschensee ist ein natürlicher Bergsee auf dem Simplon-Pass auf 2018 m ü. M. Vom Parkplatz und der Posthaltestelle beim Simplonadler beträgt die Wanderzeit rund 20 Minuten. Neben den Forellen sind hier noch Elritzen beheimatet, die sich vorzüglich als Köder eignen. 

Seit der Hochmoorschutzverordnung im Jahr 1991 wird der See nur noch mit Bachforellen besetzt. Mit Wurm ist der See schwer zu befischen, aber umso mehr ist er ein Eldorado für Fliegenfischer.

Der Zufluss ist durch eine offene Wasserleitung vom Ritzibach herführend gewährleistet. Diese Suone wird jährlich durch einige unverwüstliche Simplon-Fischer in Handarbeit naturnah unterhalten. 

An Sommerwochenenden ist der idyllische Bergsee ein beliebtes Ausflugsziel sowohl für die Oberwalliser als auch für die «Amicis» aus Oberitalien. Nicht selten sind ganze Fischerfamilien anzutreffen und es sind schon manche grenzüberschreitenden Freundschaften geschlossen worden. 

Hans-Jörg Walser besitzt etwas unterhalb des Sees eine Alphütte und ist oft an diesem See anzutreffen. «An Wochenenden meide ich wegen der vielen Leute den See. Während der Woche geniesse ich aber umso mehr die Ruhe und Stille. Ziehen am frühen Morgen Dunstnebelschwaden auf, hat der Ort sogar etwas Mystisches. Zupft dann noch eine tolle Forelle an der Rute, so ist der Tag gerettet», schwärmt Walser. Als Köder eignen sich die herumfliegenden Nachtfalter oder dann die reichlich vorhandenen Heuschrecken am besten. 


103 | Mattmarksee | Saas-Almagell 

Der Mattmarksee befindet sich zuhinterst im Saastal auf 2197 m ü. M. Er hat eine Länge von 3,2 km, ist bis zu 800?m breit und 93?m tief. Auf einem gut ausgebauten Wanderweg am Ufer entlang kann man den See in etwa zweieinhalb Stunden umrunden. Zuhinterst führt der Weg über den Monte Moro Pass zur Valser Siedlung Macugnaga in Italien. Für landesweite Schlagzeilen sorgte dieser Alpenübergang im September 2014. Ein italienischer Hirte nahm sich 103 Schafe der seltenen Rasse «Saaser Mutten» und trieb diese mit Hilfe seines Hirtenhunds nach Italien. Sechs Tiere wurden lebend an die Besitzer zurückgegeben. Das Schicksal der weiteren Tiere konnte nie geklärt werden. Vermutet wird aber, dass sie vom hoch verschuldeten Hirten einem Gastwirt zur Schuldenbegleichung abgegeben und dementsprechend verwertet wurden.

Bei der Grösse des Sees und je nach Wasserstand ist für das Fischen viel Zeit und Geduld gefragt. Mit der nötigen Ausdauer und ein wenig Glück kommt man jedoch zum Fangerfolg. Im See sind alle gängigen Köder erlaubt, beim Abfluss hingegen sind bis zum Zusammenfluss der Vispa mit dem Leebach eingangs von Saas-Almagell nur künstliche Köder erlaubt.


104 | Grosse See (Ginals) | Unterbäch

Auf 2546 m ü. M. am Fusse des Schwarzhorns und Augstbordhorns liegt der Grosse See. Der Standort ist ein beliebter Ausgangpunkt für die Gipfelbesteigung der zwei erwähnten Berggipfel. Zum Fischen ist eine Zeltübernachtung eine besonders empfehlenswerte Variante. Man reist gegen Mittag an, kann fürs Abendessen etwas fangen und am nächsten Tag den Sonnenaufgang am kristallklaren Wasser geniessen. Der Abfluss, der Milibach, kann bis zur Einmündung in den Grossgrundkanal in Raron ebenfalls befischt werden. 

 Neben der Forelle ist vorallem die Cristivomer (Namaycush; unten) die grosse Attraktion der Walliser Bergseefischerei.

Neben der Forelle ist vorallem die Cristivomer (Namaycush; unten) die grosse Attraktion der Walliser Bergseefischerei.

 Die Postauto-Fahrerin Katja geniesst die Stille und Ruhe beim Bergseefischen. «Hier kann ich vom hektischen Alltag abschalten und wieder neuen Mumm fassen.»

Die Postauto-Fahrerin Katja geniesst die Stille und Ruhe beim Bergseefischen. «Hier kann ich vom hektischen Alltag abschalten und wieder neuen Mumm fassen.»

 Wie im arktischen Polarmeer: Der Winter kann auf 2600 Meter sehr lange andauern.

Wie im arktischen Polarmeer: Der Winter kann auf 2600 Meter sehr lange andauern.

 Elia und Manuel sind mit ihrer Beute mehr als zufrieden.

Elia und Manuel sind mit ihrer Beute mehr als zufrieden.

 Michael Bregy mit seinem Lebens-Fisch. «Eigentlich sollte ich mit der Fischerei aufhören – dieses Erlebnis kann nicht mehr getoppt werden», meint er schmunzelnd.

Michael Bregy mit seinem Lebens-Fisch. «Eigentlich sollte ich mit der Fischerei aufhören – dieses Erlebnis kann nicht mehr getoppt werden», meint er schmunzelnd.


105 | Ferdensee | Ferden

Zwischen den beiden Ortschaften Ferden und Kippel wird der Lonza-Bach zur Stromgewinnung gestaut. Der See auf einer Höhe von 1310 m ü. M. ist rund einen Kilometer lang und bis zu 100?m breit. Er wird als ein sogenannter Wochenspeicher bewirtschaftet. Dadurch ist der Wasserstand am Freitag meistens sehr tief, dafür ist der See am Montag randvoll mit milchigem Gletscherwasser. Erlaubt ist das Fischen bis zum sogenannten Kastlersteg. Interessant ist das Eröffnungsfischen am ersten Juni-Sonntag, sowie im Spätherbst bis Ende November. Von Goppenstein fährt ein Postauto bis nach Ferden. Von hier sind es 20 Minuten zum See. Die Zufahrt zur Staumauer ist nur mit Bewilligung gestattet. 


106 | Meidsee | Oberems

Der See befindet sich im Turtmanntal auf einer Höhe von 2661m ü. M.. Er wird durch den Verein Leuk alle zwei Jahre mit Forellen besetzt. Im See hat es noch einige Cristivomer aus früherem Besatz. Zum Fischen an diesem idyllischen Bergsee ist eine gute Kondition Voraussetzung, der Aufstieg dauert nämlich mindestens anderthalb Stunden.

Wer die Mühen auf sich nimmt, erlebt einen unvergesslichen Tag in der stillen, rauen Bergwelt. Der See ist bis lange in den Sommer hinein mit Eis bedeckt. Dementsprechend ist die Zeit für die Nahrungsaufnahme kurz bemessen. Neben den üblichen massigen Fischen gelang hier dem 32-jährige Michael Bregy aus Turtmann am letzten Septembersonntag 2018 der Fang seines Lebens. Er landete mit Hilfe seines Kollegen Christoph Fux, der ein Netz dabeihatte, einen 70 cm langen und 3,5 kg schweren Milchner. Zu diesem Erfolg kann man nur gratulieren.


107 | Illsee| Susten

Der Illsee auf einer Höhe von 2360 m ü. M. ist der einzige Stausee im Bezirk Leuk. Der grösste Teil des Wassers wird aus der Turtmänna zur Stromproduktion in den See gepumpt. Diesen erreicht man am leichtesten mit dem Sessellift «Illhorn» von Chandolin im Val d’Anniviers aus.

Ab der Bergstation des Sessellifts via Illseepass kann der See zu Fuss in etwa 40 Minuten erreicht werden. Der Ab- und Wiederaufstieg ist ziemlich steil, anstrengend und dauert gut eine Stunde. Bei dieser Reise- und Anmarschzeit ist der Fischereidruck dementsprechend nicht allzu hoch. Seit einigen Jahren werden nur noch Sömmerlinge eingesetzt. Trotzdem ist ein guter Bestand an Massfischen vorhanden. Neben Regenbogenforellen können im 64?m tiefen Gewässer ebenfalls Cristivomer überlistet werden.


108 | Lämmerensee | Leukerbad

Der Lämmerensee auf 2295 m ü. M. ist von Leukerbad über die Gemmi Richtung Lämmerenhütte erreichbar. Der See befindet sich unterhalb des Lämmerengrats auf der Lämmerenalp, eingebettet in die felsige, hochalpine Gegend. Fischereilich ist ein Zweitagesausflug verbunden mit einer Wanderung zu empfehlen. Der Abfluss des Lämmerensees fliesst als Lämmerendalu östlich in den 88?m tiefer gelegenen Daubensee. Das Spezielle an diesem Natursee ist, dass er keinen sichtbaren Abfluss hat. Untersuchungen zeigten, dass das Wasser den See über einen unterirdischen Abfluss verlässt und mehr als 1200 Höhenmeter weiter unten unterhalb des Dorfs Varen wieder zum Vorschein kommt.


106 | Rückhaltebecken Zen | Binnen

Das Rückhaltebecken ZenBinnen befindet sich an der Kreuzung vom Binntal zum Lengtal. Dieses Becken dient als Zwischenspeicher, um den Abfluss des Lengtalwassers und der Binna zu regulieren. Fischereilich ist dieses Gewässer sehr launisch, aber umso spannender. Kapitale Fänge sind keine Seltenheit, denn im Lengtalwasser ist auf der gesamten Länge nur die Fliegenfischerei erlaubt. Für solche Gewässer ist die Fanggrösse auf 40?cm festgelegt und maximal dürfen zwei Forellen entnommen werden.


Fischer-Info

Mit dem kantonalen Patent kann im Wallis an 28 Berg- und Stauseen und Rückhaltebecken gefischt werden. Viele der kleineren Seen sind an Vereine und Private verpachtet und dürfen nur mit einer entsprechenden Pächterbewilligung befischt werden. Interessierte können sich bei der kantonalen Fischereiverwaltung erkundigen. Bezüglich Gerätschaften, erlaubte Köder, Fischereigewässer, Reservate, Fischarten, Mindestmasse, Fangzahlbeschränkung und der maximalen Anzahl Fische, die entnommen werden dürfen, ist es ein Muss, den Fünfjahresbeschluss über die Ausübung der Fischerei im Wallis zu studieren. Das Bundesgesetz über die Fischerei, das kantonale Fischereigesetz und die Verordnung über die Fischerei sind ebenfalls zu sichten. Für alle beschriebenen Seen gilt Folgendes: Eröffnung am ersten Sonntag im Juni, Schlies­sung am letzten Sonntag im November. Schontage gibt es für diese Gewässer keine. Für weitere Auskünfte wie Anreise, Unterkunft oder Geheimtipps steht der Autor (JLB) gerne jederzeit zur Verfügung.

Kantonale Dienststelle Fischerei:
www.vs.ch/web/scpf/peche

Kantonale Gesetzgebung/Fünfjahres­beschluss:
www.vs.ch/web/scpf/peche

Bestellung Tages-Zweitagespatent:
www.vs.ch/web/scpf/prendre-un-permis-de-peche-journalier-ou-week-end

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