05 | 05 | 2016 | Reisen | 0 | 5937 |
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Saibling auf Schwedisch
Vertikales Speedjigging auf dem Vättern See
Das Fischen auf Saiblinge wird in Schweden immer populärer. Das liegt in erster Linie an einer bisher wenig verbreiteten, neuen Angelmethode: dem vertikalen Speedjigging. Angelguide und Fischereibiologe Henrik Olsson lüftet das Geheimnis und verrät zugleich, wo man in Schweden gut auf Hecht, Egli und Zander fischen kann.
Lange wurde den Saiblingen auf dem riesigen, 135 km langen Vättern See nur mit Trollingbooten, Downriggern und mehreren schweren Ruten nachgestellt. Seit kurzem erlebt das Saiblingfischen jedoch ein Revival, und das mit einer neuen Methode: Leichte Vertikalausrüstung und moderne Echolottechnologie verwandeln das Saiblingfischen in ein unglaublich attraktives Angelerlebnis, bei dem man die Saiblinge auf der Jagd nach dem Köder in Echtzeit beobachten kann. Deutlich fühlt man dank der leichten Ausrüstung jeden Biss, gefolgt von einem unvergesslichen Drill.
Als Unterkunft bieten sich insbesondere Ferienhäuser am deutlich kleineren, aber immer noch 14 km langen benachbarten Seensystem Bunn & Ören an. Dieses eignet sich besonders zum Hecht-, Egli- und Zander-Fischen, so dass sich innerhalb weniger Kilometer eine Fülle an Möglichkeiten eröffnet. Die am Seensystem Bunn & Ören anmietbaren, gut ausgestatteten Aluminiumboote mit 20-PS-Motoren runden das Paket ab und ermöglichen es, mit oder ohne Angelguide erfolgreich zu fischen. Für das Saiblingfischen auf dem riesigen Vättern See empfiehlt es sich allerdings, einen Angelguide wie Henrik von «Fishing in Sweden» zur Hilfe zu ziehen. Dieser verfügt nicht nur über das nötige Know-how, sondern kommt auch mit dem für den Vättern passenden Boot und der entsprechenden Ausrüstung daher, um dort erfolgreich und sicher vertikal auf Saibling zu fischen. Die beste Zeit dafür sind die warmen Sommermonate Juni bis Mitte September. Von Mitte September bis Ende Dezember ist es aufgrund von Schonzeiten nur sehr eingeschränkt möglich.
Vertikal Speed Jigging auf Saiblinge
Gefischt wird beim Speedjigging auf Saibling in Wassertiefen von 25 bis 45 Meter, in der Regel an Kanten zu deutlich tieferem Wasser. Der ungefähre Aufenthaltsort der Fische wird anhand des Echolots ermittelt und das Boot dort mit Hilfe des I-Piloten auf der Stelle gehalten. Die Fischerei selbst kann man gut mit dem Spinnfischen vergleichen, nur eben vertikal und dabei auf Fische abzielend, die man auf dem Echolot ausfindig gemacht hat. Immer wieder werden dazu Shad Jigs oder Löffel in die Tiefe gelassen, um diese dann schnell einzukurbeln mit der Absicht, den Jagdinstinkt der Saiblinge zu wecken.
Moderne Echolote erlauben dabei atemberaubende Einblicke in die sonst verborgene Welt der Vättern-Saiblinge. Allgemein sind Saiblinge aktiv und extrem schnell; nie weiss man, wo in der Wassersäule sie auftauchen werden. Oft werden die Köder aus 30 Meter Tiefe mit nur wenigen Zentimetern Abstand bis weit hinauf zur Wasseroberfläche verfolgt – manchmal folgt der Biss sofort. Meist müssen die torpedoartigen Räuber mit ihren guten Augen jedoch in mehreren Anläufen überzeugt werden. Die Saiblinge können Köder dabei leicht aus 20 Meter Entfernung wahrnehmen und schiessen dann aus der Tiefe hinauf, um die vermeintliche Beute zu inspizieren, bevor sie oft ebenso schnell wieder in der Tiefe verschwinden. Das schnelle Sinken und Steigen ist für Saiblinge kein Problem, da sie ihre Luftblase regulieren können. Einmal am Haken liefern diese schnellen Freiwasserjäger bei Durchschnittsgrössen zwischen 50 und 65 cm einen unglaublichen Drill; ein Traum mit der leichten vertikalen Ausrüstung. Seeforellen und Lachse zählen zudem als geläufiger Beifang.
Echolot: Ein Muss
Der Echolotgeber ist seitlich am Boot an einer Geberstange angebracht, um den Köder im Zentrum des Echolotkegels zu halten. Der Kegel sollte weit sein, um möglichst viel Wasser abzudecken. Ein 60-Grad-Winkel ist optimal. Chirp Technology im Echolot, die mit vielen Frequenzen gleichzeitig arbeitet, verbessert die Sichtbarkeit weiter, da der Kontakt zu den schnell schwimmenden Räubern so weniger oft abreisst. Side Image Technologie kann genutzt werden, um aktive Saiblinge und Futterfischschwärme zu lokalisieren.
Angesichts der Wassertiefen deckt ein breiter Echolotkegel hier enorme Wasserflächen ab, was zu grossen Detailverlusten führt. Man sollte nicht vergessen, dass ein schwaches Echo von einem Fisch, der laut Echolot bei 30 Meter steht, durchaus von einem Saibling kommen kann, der auf nur 20 Meter Tiefe in etwas Entfernung schwimmt. Und es können zwei Fische, die auf dem Bildschirm dicht beisammen angezeigt werden, in Wirklichkeit weit voneinander entfernt sein.
Aufspüren der Fische
In der Regel bewegen sich die Saiblinge in Gruppen entlang der Kanten zu tieferem Wasser, wo sich auch die Futterfische aufhalten. Während der Suche nach Fischen wird das Boot mit dem Motor bei weniger als vier Knoten im Zickzackkurs entlang über die Abbruchkante gesteuert. Der i-Pilot befindet sich dabei die ganze Zeit im Wasser, um jederzeit schnell aktiviert werden zu können.
Im Gegensatz zum Zanderfischen (siehe «Petri-Heil»-Ausgabe 03/2015) muss das Boot nicht perfekt über einem bestimmten Fisch sein. Beim Saibling ist es wichtiger, sich in einem Gebiet mit aktiven Fischen zu positionieren und die Räuber zu sich zu locken. Aktive Saiblinge nehmen uns durch ihre Neugier und ihr schnelles Schwimmen den Grossteil der Arbeit ab und bewegen sich zum Köder, ohne dass wir die Position des Boots ändern müssen. Das kristallklare Wasser des Vättern mit Sichttiefen von bis zu 17 Meter stellt sicher, dass der Köder bereits aus grosser Entfernung wahrgenommen wird. Selbst wenn mal nur ein einzelner Saibling auf dem Echolot erkennbar sein sollte, befinden sich fast immer weitere Saiblinge in unmittelbarer Nähe.
Los gehts – so wird gefischt!
Sobald sich das Boot über mehreren Saiblingen befindet und der I-Pilot aktiviert ist, gilt es, den Köder so schnell wie möglich in die Tiefe sausen zu lassen und den Echolotbildschirm genau zu beobachten. Während der Köder sich auf dem Tauchgang befindet, kann es vorkommen, dass der ursprünglich anvisierte Fisch verschwindet, während andere plötzlich auf dem Bildschirm auftauchen. Davon sollte man sich nicht gleich beirren lassen. Nähert sich der Köder einem der Saiblinge auf wenige Meter, beginnt man sogleich mit mittlerer bis schneller Geschwindigkeit einzukurbeln. Sieht man nach fünf bis zehn Metern, dass kein Fisch dem steigenden Köder folgt, wird der Köder wieder zurück in die Tiefe in Richtung Fisch geschickt, damit das ganze Spiel wieder von vorne beginnen kann. Immer wieder wird der Köder hinunter gelassen und in leicht variierenden Geschwindigkeiten herauf geholt. Dadurch ergibt sich auf dem Echolotschirm das für diese Methode so charakteristische Zickzackmuster. Sobald ein Saibling folgt, ist es wichtig, den Köder ständig in Bewegung zu halten. Jeglicher Stillstand ist unbedingt zu vermeiden. Dabei folgen die Räuber dem Köder meist mehrfach, bevor sie zuschlagen oder aber das Interesse verlieren. So kann es passieren, dass man zehn Minuten mit einem einzigen Fisch verbringt. Reagiert ein Fisch nicht oder verschwindet völlig, so versucht man sich direkt am nächsten Kandidaten, welcher sich meist bereits in anderer Tiefe auf dem Echolot zeigt.
Grundsätzlich sollte man immer ein wachsames Auge auf den Echolotbildschirm haben. Oft steigt einer der Räuber plötzlich in Richtung Köder, dann muss man sofort mit Kurbeln beginnen – Saiblinge bevorzugen es nämlich, ihre Beute von hinten anzugreifen. In aggressiven Fällen wird der Köder manchmal schon beim Abtauchen attackiert, was gerade bei grösseren Shad Jigs mit weit hinten platziertem Haken schnell in Fehlbissen endet.
Schnelles Einholen weckt regelmäs-sig den Jagdinstinkt von inaktiven Fischen und lockt so neue Saiblinge aus der Umgebung oder vom Grund herauf in den Echolotkegel. Zeigen sich vorübergehend keine Fische, hilft es, den Köder zwei bis drei Mal zum Grund sinken zu lassen und schnell einzukurbeln. Gerade auffällige Köder wie Löffel oder vibrierende Metallköder eignen sich besonders für diese «Werbeform». Die Angeltechnik an sich verändert sich kaum, egal ob Shad Jig oder Löffel. Der grösste Unterschied liegt darin, dass Löffel oder Vibrations-Metallköder auch etwa zehn Meter über dem Fisch gejiggt werden können, bis er reagiert – um dann auch schnell eingekurbelt zu werden. Auch eine kurzzeitige Veränderung im Ködertempo kann helfen, einen Biss auszulösen – am wichtigsten ist es aber, niemals anzuhalten, wenn ein Räuber folgt!
Stillstehende Saiblinge sind sehr einfach auf dem Echolotbildschirm zu erkennen, sobald Bewegung ins Spiel kommt und ein Fisch dem Köder torpedoartig folgt, kann das Echolot jedoch meist nicht mit der Geschwindigkeit der Saiblinge mithalten. Oft wird das Echo dann schwach oder reisst ganz ab, bevor der Räuber plötzlich wieder an anderer Stelle auf dem Schirm auftaucht. Verliert man vorübergehend den Echolot-Kontakt zum Fisch, sollte auf jeden Fall weitergekurbelt werden, bis man sicher ist, ob ein Räuber folgt. Ein häufiger Fehler ist es, mit dem Kurbeln aufzuhören, nur weil der Saibling kurzzeitig nicht sichtbar ist.
Denn: Nicht selten folgen Saiblinge dem Köder bis ganz hinauf zum Boot, wo sie dann gelegentlich direkt unter der Rutenspitze zuschlagen oder plötzlich doch abdrehen und verschwinden. Bleibt der Biss aus, wird der Köder dem Fisch sogleich wieder hinterher geschickt, um dann kurz vor Erreichen des Saiblings durch erneutes Einkurbeln eine Kehrtwendung hinzulegen. So wird das Interesse des Räubers wieder geweckt. Stehen die Fische weniger als zehn Meter unter dem Boot, ist es oft schwierig, Bisse herauszukitzeln, da der geringe Abstand zur Oberfläche den Saiblingen nur wenig Zeit lässt, zu folgen. Einige Exemplare weigern sich auch, zu weit nach oben in der Wassersäule zu steigen, wo die Temperaturen im Sommer wesentlich höher liegen und die Fische sich ausgesetzt fühlen. In beiden Fällen macht es Sinn, die Räuber mit dem sinkenden Köder zuerst wieder auf eine Tiefe von etwa 20 Meter zu locken, bevor man plötzlich die Richtung wechselt und erneut einkurbelt. Zwar riskiert man so Fehlbisse auf den sinkenden Köder, erhöht gleichzeitig aber drastisch die Bisswahrscheinlichkeit, indem man den Saiblingen mehr Raum und Zeit gibt, den Köder zu jagen.
Gerätetipp
Rolle: Kleine Baitcaster- oder Multirolle mit hoher Übersetzung.
Rute: Vertikalruten bis 40 g, Länge ca. 1,85 m. Henrik benutzt eine Westin W4 Vertical Jigging-T QL 21-40 g.
Vorfach und Hauptschnur: Mindestens 1 m Fluorocarbon 0,35 bis 0,40 mm; 0,10 bis 0,15 mm geflochtene Hauptschnur, besser so dünn wie möglich.
Köderwahl
Der Standardköder sind Shad Jigs wie der hier gezeigte Westin Sandy Andy 150 mm in der Farbe Tobis Ammo. Vertical speed jigging auf Saibling ist jedoch besonders etwas für kreative Fischer, die gerne Neues ausprobieren und experimentieren. Die Hauptsache ist, dass alle Köder schwer genug sind, um schnell genug in die Tiefe gelangen zu können. Abhängig von der Ködergrösse variiert das Gewicht zwischen 25 und 45 g. Löffel, vibrierende Metallköder und grössere Seeforellen-Köder brauchen wegen des geringen Widerstands nicht so schwer zu sein, ein 15 cm+ Shad Jig braucht hingegen 40 g oder mehr, um auf die gleiche Sinkgeschwindigkeit zu kommen.
So beisst der Saibling
In der Regel attackieren Saiblinge die Köder von hinten und schnappen sich nur den Köderschwanz, an dem regelmässig auch nur geknabbert wird. Daher ist es wichtig, einen Haken sehr weit hinten im Shad Jig zu platzieren. Am Vättern See in Schweden darf nur mit einem Haken je Köder gefischt werden, daher entfernen wir den originalen Haken des Jig Kopfs. An anderen Gewässern, wo zwei Haken erlaubt sind, sollte der Haken des Jig Kopfs natürlich behalten und der zweite weit hinten im Köderschwanz gesetzt werden. Der Drill selbst ist extrem aufregend; oft nehmen die Saiblinge richtig viel Leine und ziehen in Richtung Gewässergrund.
Schonung des Fischbestands
Zwar sind Saiblinge ausgezeichnete Speisefische, dennoch sollten insbesondere die grossen Tiere von über 60 cm wieder zurückgesetzt werden. Diese verfügen über bessere Gene, produzieren mehr Laich und sind für einen gesunden Bestand überaus wichtig. So werden auch auf unseren geführten Fischertouren die meisten Fische wieder schonend zurückgesetzt – in Schweden ist Catch & Release eine gängige Praxis für nachhaltiges Fischen.
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