15 | 05 | 2023 | Reisen | 0 | 5054 |
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Schweden | Ferien am Mjörnsee
Schweden ist noch immer eine der grossen Traumdestinationen für uns Fischer. Die unglaubliche Anzahl an Gewässern mit erstklassigen Fischbeständen sowie die unberührte Natur locken in den Norden. Wir wollten dieses tolle Land unbedingt wieder mal besuchen und richtig schön Fische fangen.
An einem lauen Sommerabend träumten wir beim Feierabend-Bier von Ferien. Richtig entspannt sollten sie werden, ein Haus direkt am Wasser, dazu ein Boot, wenig Leute und viele Fische. Auch sollte die Möglichkeit bestehen, den ersten Zander mit der Fliegenrute zu fangen. Als wir Rolf Häuptli unsere Vorstellungen schilderten, schickte er uns an den Mjörnsee in Västergötland, rund 50 Kilometer von Göteborg entfernt.
Kaum waren die Ferien gebucht, suchten wir nach Informationen zur Fischerei am Mjörnsee. Das Ergebnis war durchzogen, zusammengefasst fanden wir nicht viel mehr, als dass der See ziemlich gross, tief und anspruchsvoll sei. Der Zanderbestand solle aber exzellent sein – so weit, so gut.
Anreise, Unterkunft mit Boot
Mit dem Flugzeug ist man schnell in Göteborg, von da aus ist der See in einer knappen Stunde per Auto zu erreichen. Wir haben uns für die Fahrt mit unserem Auto entschieden und gleich noch eine Woche Zwischenstopp in Dänemark eingelegt. Die Fahrt mit der Fähre von Helsingör (Dänemark) nach Helsingborg (Schweden) entlang der dänischen und schwedischen Küste ist traumhaft schön und zugleich unterhaltsam: Wer wie wir auf der Fähre dieses Schauspiel noch nie gesehen hat, ist erstaunt, wieviel Bier und sonstige alkoholische Getränke innerhalb von nur 20 Minuten über den Ladentisch gehen und mit mitgebrachten Sackkarren abtransportiert werden können.
Im kleinen Camp wurden wir von Gastgeberin Therese freundlich empfangen; nach einer kurzen Einführung und Übergabe des Haus- sowie Bootsschlüssels entluden wir unser Auto und machten unser Material bereit. Wir wollten so schnell wie möglich auf den See!
Das Gewässer
Der Mjörnsee ist etwas grösser als der Thunersee und knapp 50 Meter tief, was für schwedische Verhältnisse ziemlich viel ist. Das Gewässer ist extrem strukturreich mit zahlreichen steilen Kanten, damit kennen wir Schweizer uns aus. Fischereitechnisch ist ein solcher See für uns einiges spannender als eine klassische «Badewanne». Als aufmerksame «Petri-Heil»-Leser ist uns der App-Tipp von Nils Anderson in seinem Finnland-Bericht («Petri-Heil» 03/22) nicht entgangen. Natürlich haben wir die Navionics App bereits vor den Ferien heruntergeladen und das Gewässer am Bildschirm erkundet. Die Navigation damit war Gold wert und viele fängige Stellen hätten wir ohne Navionics nicht gefunden, denn die Tiefenkarte der App ist erstaunlich präzise. Hilfreich war auch das Wissen um grosse Steine in den Flachwasserzonen, diese konnten wir unserem Mietboot zuliebe gut umfahren.
Die Fischerei
Als begeisterte Fliegenfischer wählten wir Anfang Mai für unsere Reise, in der Hoffnung , dass die Hechte noch im Flachwasser stehen. Ab ins Boot, die nächste wunderschöne Bucht mit grosser, verkrauteter Flachwasserzone angesteuert und voller Begeisterung die Streamer fliegen lassen. Nach knapp zwei Stunden waren wir doch ziemlich ernüchtert – wir fingen nichts, kein Biss, nicht mal ein Nachläufer. Einzig einen kleinen Kraut-Hecht konnten wir dem See am ersten Tag trotz unzähligen Würfen und vielen Stellenwechseln entlocken. Der Traum, die grossen Hechte mit der Fliegenrute im Flachwasser zu fangen, platzte schon am ersten Tag.
Ein Strategiewechsel musste her; die schwimmenden Schnüre wurden durch sinkende ersetzt und wir suchten tieferes Wasser auf. Nach vielen Würfen im 3 bis 6 Meter tiefen Wasser war unsere Quote doch ein bisschen besser. Ein paar kleine Hechte und tatsächlich der erste Zander auf der Fliegenrute. Ein Hauptziel war erreicht. Doch der Mjörnsee zeigte sich von seiner launischen Seite. Wo wir einigen Erfolg hatten, war dieser nur von kurzer Dauer. Kein Spot gab mehr als einen oder zwei Fische her, danach mussten wir einen neuen Platz suchen. Davon gab es glücklicherweise mehr als genug. An jeder Kante konnten wir mit Fisch rechnen.
In den Morgen- und Abendstunden waren die Zander ziemlich aktiv, auch im flacheren Wasser von 2 bis 4 Meter, wo wir sie mit der Fliege gut erreichen konnten. Ein Riesenspass! Ein Fang ist besonders erwähnenswert und zeigte, dass wir nicht die einzigen waren, die diesen Spot befischten. Mauro zog tatsächlich eine komplette Rute mit montiertem Gummifisch ins Boot.
Leider machte uns das Wetter einen gehörigen Strich durch die Rechnung und die Zeitfenster für diese Fischerei wurden immer kleiner, bis sie ganz dem Wind zum Opfer fielen. Der morgendliche Blick auf den See zeigte fast nur noch Schaumkronen über den ganzen See verteilt. Auch ein Temperatursturz war nicht gerade förderlich, weder für unser Gemüt noch für das Fressverhalten der Fische. Teilweise fanden wir das Boot am Morgen vereist vor – und das im Mai! Dank intensivem Studium der Wettervorhersage konnten wir die etwas ruhigeren Momente des Tages für unsere Ausfahrten nutzen.
Um dem Wind zu trotzen, stellten wir zuerst auf die Fischerei mit dem Gummifisch um, was gute Erfolge brachte: einen Zander hier, einen Hecht da. Als das Wetter sich verschlechterte und an das Werfen nicht mehr zu denken war, fuhren wir vereinzelt auch mit tieflaufendenden Wobbler zum Schleppen raus. Spätestens hier stellten wir fest, wie gut der Zanderbestand im Mjörnsee wirklich ist. Keine Runde blieb erfolglos und das Echolot zeigte uns unaufhörlich Signale an den Kanten auf 8 bis 12 Meter. Einen solchen Bestand an Zandern haben wir noch nie erlebt. Nachdem wir den See etwas kennengelernt hatten, war ein frischer Fisch zum «Znacht» kein Problem mehr und sehr lecker.
Die erwähnte gefangene Rute war offensichtlich noch nicht lange im Wasser, sogar die Rolle war noch zu gebrauchen. Nach einer kurzen Putzaktion war sie wieder bereit für den Einsatz und wir wollten damit unbedingt zum Spass einen Fisch fangen. Siehe da, nach ein paar wenigen Würfen landete Mauro einen Zander. Sofort wollte Daniela auch mitmachen und nur Minuten später fing sie einen kleinen Hecht, danach durfte die Combo in ihren wohlverdienten Ruhestand.
Beim Erkunden des Sees fielen uns auf dem Echolot immer wieder einzelne, grosse Signale im Freiwasser auf. Als wir gegen Ende unseres Aufenthalts doch mal wieder einen Tag mit schwachem Wind erwischten, versuchten wir unser Glück mit Sinkschnüren über tieferem Wasser. Eigentlich eine hoffnungslose Aktion, doch siehe da, Mauro gelang es doch noch, einen schönen Hecht zu landen, der offensichtlich frisch abgelaicht hatte. Ein toller Abschluss der Reise!
Die Unterkunft
Das kleine Camp besteht aus dem Haupthaus, in welchem die Gastgeber wohnen, sowie den zwei Hütten für Besucher. Diese liegen inmitten wunderschöner Natur, mit direktem Blick auf den See und sind gemütlich eingerichtet. Wir genossen nicht nur die Fischerei, sondern auch die Umgebung mit ihren tierischen Bewohnern. Kleine Gänse tapsten im Garten herum, Kraniche, Kiebitze und Adler liessen sich fast jeden Tag beobachten. Einen Elch haben wir leider nicht gesehen … Eigentlich positiv, so haben wir einen Grund, um wieder nach Schweden zu reisen. Unser nächster Trip an den Mjörnsee ist bereits gebucht, wir freuen uns.
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