Schweizer Fischerei in Zahlen
19 | 09 | 2018 SchweizText: Ruben Rod 09392
19 | 09 | 2018 Schweiz
Text: Ruben Rod 0 9392

Schweizer Fischerei in Zahlen

«Petri-Heil» hat sich umgesehen in den Fischereistatistiken. Durch die schweizweit vereinheitlichte Erfassung weiss man jetzt genauer, von wem, wo und wieviel gefischt wird. In dieser Übersicht gehen wir von den aktuellsten verfügbaren Daten aus dem Jahr 2016 aus und zeigen, wo man sich (noch) schlauer machen kann.


In den Fischereistatistiken werden verschiedene Aspekte der Fischerei zusammengefasst. Das beinhaltet die Fangzahlen der Berufs- und Freizeitfischerei, den Fischbesatz und die Anzahl Patente. Die Daten stammen von den Fischereibehörden der 26 Kantone. Bis vor Kurzem wurden von den Kantonen uneinheitliche Daten geliefert und die Fischereistatistiken wurden nicht überall in der Schweiz zum selben Zeitpunkt eingeführt. Man ist bemüht, bei den Fischereistatistiken einen landesweiten Datenvergleich zu ermöglichen. 

Für die grösseren Seen mit einer Fläche ab 10 km2 liegen bereits über einen längeren Zeitraum detailliertere Angaben zur Berufs- und Freizeitfischerei vor, die dementsprechend pro See bezogen werden können. Für kleinere Seen und Fliessgewässer lassen sich die Daten noch nicht direkt vom Bundesamt für Statistik oder der Eidgenössischen Fischereistatistik abrufen. Dem interessierten Fischer bleibt jedoch die Möglichkeit, bei der regionalen Fischereiverwaltung nachzufragen bezüglich der Daten zu einem bestimmten Fliessgewässer oder einem kleineren See. Die Datengrundlage dazu (eingereichte Fangstatistiken) ist in vielen Fällen gegeben.

Ein wichtiges Instrument für die angemessene und nachhaltige Fischereibewirtschaftung sind die Fangdaten. Es ist daher von grosser Bedeutung, dass alle Fischer und Fischerinnen die Formulare für die Fangstatistiken möglichst korrekt ausfüllen. Schliesslich ist es für alle spannend zu sehen, was dabei herauskommt. Jeder kann sich zu den erhobenen Daten seine eigenen Überlegungen machen. Beim Interpretieren sei an dieser Stelle gewarnt: Fischereierträge spiegeln nicht eins zu eins die vorkommenden Fischbestände! Entscheidend ist die Frage, wie intensiv ein Gewässer von wem befischt wird und ob die vorhandenen Fische genutzt und erreicht werden. 


Fischereiertrag und -konsum

Die Angelfischerei ist in allen schweizerischen Gewässern verbreitet. Schätzungsweise 100 000 Petrijünger stehen jährlich am Wasser und fangen in den Bächen, Flüssen und Seen des Landes um die 450 Tonnen Fisch pro Jahr. Egli, Felchen und Hechte sind die ertragreichste Beute in den Seen, während in Fliessgewässern vorwiegend auf Bachforellen und Äschen gefischt wird. Lokal werden auch andere Fischarten befischt, die einen ansehnlichen Anteil haben können. Beispiele dafür sind die in einigen Gewässern stark vertretenen Zander oder Saiblinge. Nicht zu unterschätzen ist auch die Fischerei auf grosse Cypriniden wie Alet, Barben oder Karpfen, die nicht immer in der Statistik auftauchen (weil nicht entnommen und erfasst). Zudem nur geschätzt werden können die im Freiangelrecht behändigten Fische. Die ertragreichste Angelfischerei haben die Kantone Bern, Waadt, Zürich und Graubünden.

Immer weniger, aber gut ausgerüstete Berufsfischer erzielen einen Fangertrag von rund 1600 Tonnen pro Jahr mit sinkender Tendenz. Am bedeutendsten sind dabei die Felchen, Egli und Weissfische. Diese drei Gruppen machen jeweils um die 90% der Gesamtfänge aus.

Am Genfer-, Sempacher- und Neuenburgersee übertrifft die Berufsfischerei die Angelfischerei um ein Vielfaches. In den Kantonen Bern und Zürich, am Bodensee oder im Tessin erreicht die Angelfischerei immerhin beachtliche Anteile. Der Kanton Graubünden fällt auf durch das Fehlen der Berufsfischerei und der starken Angelfischerei insbesondere auf Salmoniden. Auch in den Kantonen Wallis, Uri, St. Gallen und im Tessin hat die Forellenfischerei gemäss den Fangdaten einen hohen Stellenwert.  

Geht man vom Verhältnis der Seefläche zum Fischereiertrag (Angel- und Berufsfischerei zusammengenommen) aus, beträgt der durchschnittliche jährliche Ertrag in der Schweiz rund 15 kg pro ha Seefläche. Spitzenreiter ist der Sempachersee mit rund 52 kg/ha, gefolgt von Bieler- (30 kg/ha), Zürich- (22 kg/ha) und Greifensee (21 kg/ha). Das Schlusslicht ist der Brienzersee mit weniger als einem Kilo pro Hektare. Die meisten grossen Schweizer Seen haben Erträge zwischen 10 und 18 kg/ha. Diese Zahlen sind jedoch auch eine Frage der Befischung. Die beiden Extrembeispiele illustrieren das gut: Am Sempachersee übertrifft die Berufsfischerei die Angelfischerei um mehr als das Zehnfache, während am Brienzersee immerhin ein paar Tonnen Fische fast ausschliesslich in den Genuss von Angelfischern kommen.

Trotz der beachtlichen Fangerträge der Schweizer Berufs- und Freizeitfischerei macht das nur circa 6% der bei uns konsumierten Fische aus. Um die 94% des Bedarfs wird aus dem Ausland gedeckt. Während der 1990er-Jahre haben die schweizerischen Fischimporte laufend zugenommen, von 40 000 t/Jahr auf rund 60 000 t zum aktuellen Zeitpunkt. Auch der Pro-Kopf-Konsum hat sich ebenfalls stetig erhöht, wenn auch weniger markant, da gleichzeitig die Bevölkerung in der Schweiz gewachsen ist. Inzwischen beträgt er rund 8 kg/Person im Jahr. Eine wachsende Anzahl Fische wird hierzulande in Aquakulturen produziert und es ist zu erwarten, dass sich diese Zahlen dadurch wieder zugunsten der inländischen Produktion verschieben werden.


Felchen, Egli und Hecht

Felchen, Egli und Hecht sind in Schweizer Seen die ertragreichsten Arten der Angelfischer. Für die grossen Seen haben wir deren Fangzahlen im 2016 zusammengefasst. Die Erträge variieren aus verschiedenen Gründen von Jahr zu Jahr (Bestandesschwankungen, Unterschiede in der Fischerei usw.). Doch die Grössenordnungen bleiben ähnlich und wir erlauben uns, ausgehend von den Zahlen aus dem Jahr 2016 einige Interpretationen zu wagen.

Die Erträge in der Felchenfischerei offenbaren deutliche Unterschiede zwischen Berufs- und Angelfischerei. Nur im Bieler- und Zürichsee werden mit der Angel wesentliche Anteile des gesamten Ertrags gefischt. Die Felchenbestände der anderen grossen Seen werden von den Angelfischern verhältnismässig gering genutzt. Insbesondere im Neuenburger-, Genfer-, Vierwaldstätter- und Sempachersee vermuten wir für Felchenfischer noch grosse Potenziale. Es stellt sich die Frage, ob und weshalb dort an den Felchen vorbeigefischt wird. Wer sich etwas einfallen lässt und dort nach dem Silber sucht, dürfte fündig werden … 


Die Egli-Erträge von Angel- und Berufsfischern unterscheiden sich nicht so markant wie bei den Felchen. Mit der Angelfischerei ist man vermutlich besser in der Lage, die vorhandenen Bestände nutzen zu können. Die Zahlen bewegen sich in ähnlichen Dimensionen. Am Murten-, Zuger- und Greifensee übertreffen die Sportfischer die Berufsfischer sogar deutlich. Doch die Zahlen des Neuenburger- und Genfersees legen nahe, dass dort ein grosses Potenzial schwimmt. Hier wird wohl belohnt, wer sich auf die Suche nach den gestreiften Räubern macht.

Die Erträge der Hechtfischerei zeigen ein anderes Bild: Die Angelfischerei nutzt die Hechtbestände offenbar stärker als die Berufsfischerei. Bis auf den Genfer- und Zürichsee werden in allen grossen Seen mehr Hechte von Angelfischern als von der Berufsfischerei angelandet. Besonders deutlich ist dieser Unterschied im Murten-, Bieler- und Zugersee. Die Angelfischer sind also nahe dran an Meister Esox und können sich auf ihre Ausrüstung und Erfahrungen wohl weiterhin verlassen.


Sich schlauer machen

In den vergangenen Jahren wurden gros­se Anstrengungen unternommen, um dem Leben im Wasser auf die Spur zu kommen. Dazu gehören das Zusammenführen der Daten in der eidgenössischen Fischereistatistik und verschiedene wissenschaftliche Grossprojekte zur Untersuchung der Biodiversität unserer Gewässer. Die bereits erschienenen Publikationen sind auch für Fischer lesenswert. Informierte Fischer fangen mehr – und sind zudem gefragt, um die Herausforderungen der Zukunft meistern zu können.



Links

Eidgenössische Fischereistatistik, aufbereitete und zugänglich gemachte Daten lassen sich abrufen und passend visualisieren: www.fischereistatistik.ch

Projet Lac, wissenschaftliche Untersuchung der CH-Seen mit bereits erschienenen Publikationen: www.eawag.ch/en/department/fishec/projects/projet-lac/

Fischereiberatungsstelle FIBER, bietet regel­mässig Informations­veranstaltungen an und interessante Publikationen: www.fischereiberatung.ch

 

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