Der Charme der wilden Flüsse
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Drei Basler Lieblinge
17 | 06 | 2022 | Praxis | 0 | 5640 |
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Rolf Michel ist ein leidenschaftlicher Allround-Fischer aus Bern.
Hier stellt er seine Köderfavoriten für Hecht, Felche und Forelle vor.
Als ich vor ein paar Jahren begonnen hatte, mit Gummifischen zu angeln, setzte ich bei der Köderwahl komplett auf natürliche Farben und konnte damit schnell mit schöner Regelmässigkeit Hechte und Egli überlisten. Das passte so für mich ganz gut und ich glaubte, daran nichts ändern zu müssen. Bis an einem Tag bei mir einfach gar nichts gehen wollte, während ein Kollege mit einem gelb-grün leuchtenden Etwas mehrere Hechte erbeutete. Dieses leuchtgrüne Etwas war in meinen Augen genau das, was ich mir nie vorstellen konnte, in meinen Snap zu hängen. Er hat mir dann einen dieser Gummis geschenkt und ich habe beim nächsten Bootsgang von Beginn weg mit diesem Köder geangelt. Das Spiel des Köders hat dabei nicht nur mich überzeugt. Einfachstes Faulenzen reicht, um die Hechte zum Anbeissen zu überzeugen. Und irgendwie hat es sich ergeben, dass ich diesen Gummi am Vorfach liess und für die nächsten paar Ausflüge nur noch diesen fischte, bis er wirklich fast vom Haken fiel. Im Angelladen erfuhr ich dann, dass es sich um einen Sawamura One Up Shad in der Farbe «psychedelic Chartreuse» handelte. Ich kaufte mir eine Packung in vier Inches, welche ich dann mit 10 bis 15 Gramm Köpfen in mein Standardarsenal eingliederte. Gelegentlich fische ich den Köder in drei, vier und fünf Inches mit Gewichten von 7 bis 25 Gramm, natürlich immer abhängig von Zielfisch, Tiefe und Strömung. Ah ja, apropos Strömung, ich hätte vorher nie gedacht, dass auch Bachforellen in klaren Fliessgewässern auf psychodelische Farben abfahren.
Mein Grossvater Willy Michel selig fischte bis in die 1980er-Jahre auf dem Brienzersee. Nach seinem Tod habe ich, damals 10-jährig, aus seinem Nachlass den einen oder anderen Fischereiartikel retten können. Darunter eine Alu-Laufrolle von Stucki Thun, hergestellt wohl in den 1950er-Jahren, sowie vier Gamben. Alle diese Gamben waren in den Grundfarben Rot-Schwarz gehalten und eine davon noch mit Glitzer. Gelegentlich nehme ich Opas Rolle mit auf den See. Aus Ehrerbietung werden damit nur Nymphen in Schwarz-Rot gefischt, gelegentlich mit etwas Glitzer. Und schon mehrmals hat die Rückbesinnung auf meinen Ahnen Erfolg gebracht.
Was ich an dieser Fliege genial finde, ist ihre Einfachheit und Skalierbarkeit in alle Richtungen. Einen Haken, einen Stoss Rehhaar, Bindegarn, evtl. etwas Dubbing und fertig. Zudem imitiert sie eine Köcherfliege. Köcherfliegen kommen meines Wissens in allen von mir mit der Fliege befischten Gewässern vor. Ich binde die Fliege auf ein Spektrum von Hakengrösse 10 bis 17. Dabei versehe ich den Haken bei den kleineren Versionen nur mit einer Grundwicklung und verzichte meist auf das Ausformen eines richtigen Körpers. Somit lasse ich die Fliege eigentlich nur auf den Rehhaaren schwimmen. Sie lässt, einmal auf dem Wasser abgelegt, richtiggehend den Hintern ins Wasser hängen. Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber ich glaube gelegentlich wahrzunehmen, dass die im Oberflächenfilm hängenden Fliegen von steigenden Fischen bevorzugt genommen werden. Auf jeden Fall kann ich dieses Muster mit der Hakengrösse und der Menge Rehhaar soweit variieren, dass ich einer Vielzahl von Situationen beikomme und entsprechend mit Vertrauen am Wasser stehen kann. So hat mir dieses Muster im letzten Jahr die grösste Forelle aus einem Bergsee (spärlich gebundene Version; 15er-Haken), meine persönliche Rekordforelle aus einer meiner Lieblingsstrecken im Berner Oberland (buschig gebundene Version; 10er-Haken) wie auch eine Handvoll schöner Äschen (spärlich gebunden; 17er-Haken) gebracht. Und an dieser Stelle möchte ich mich noch bei Rolf und Päscu bedanken. Ihr habt mich dermassen mit Rehdecken beschenkt, dass ich wohl noch bis an mein Lebensende Sedges binden kann. Merci!
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