Vielversprechender Start in die Egli-Saison
14 | 07 | 2025 PraxisText & Fotos: Sidy Ouattara 01736
14 | 07 | 2025 Praxis
Text & Fotos: Sidy Ouattara 0 1736

Vielversprechender Start in die Egli-Saison

Unser Autor Sidy Ouattara erlebte in der Schweiz in den vergangenen sechs Wochen eine unfassbar gute und konstante Eglifischerei. Es war nicht immer ganz einfach, jedoch hatte sich seine Ausdauer und sein stetiges Ausprobieren ausgezahlt, sowohl Menge wie auch Grösse war ausserordentlich und er erwartet eine der besten Egli-Saisons der letzten Jahre. Indem er seine Tipps und Tricks mit uns teilt, können auch wir auf Egli punkten.


Wer kennt die Situation nicht: «Soll ich eine Kante fischen, stehen sie auf den Plateaus oder gar im Flachwasser?» Besonders bei ansteigenden Temperaturen, wenn sich die Egli neu orientieren, ist die Wahl des richtigen Spots entscheidend. Zwar weisen unsere voralpinen Gewässer eine andere Struktur auf als die produktiven, eher flachen Barschgewässer im übrigen Europa, jedoch ähneln sich die Plätze, in denen sich die Egli einfinden, überall. Nach dem Laichen von März bis Juni haben die Egli Hunger.

 Dickes Egli im Feumer. Ein langsam geführtes Carolina-Rig war hier der Schlüssel zum Erfolg.

Dickes Egli im Feumer. Ein langsam geführtes Carolina-Rig war hier der Schlüssel zum Erfolg.

Wenn die Temperaturen langsam steigen, nährt sich ein beachtlicher Teil der kammschuppigen Grossmäuler gerne noch von Insektenlarven wie auch Phytoplankton. Daher ist es keine Seltenheit, dass man besonders im späten April die Egli an Felchenplätzen fängt. Wer regelmässig auf Felchen fischt, durfte schon gelegentlich als Beifang schöne Egli erbeuten und nicht wenige Fischer fischen ganz gezielt mit der Hegene auf Egli. Als eingefleischter Spinnfischer suche ich die Egli aber selten in diesen Tiefen. Besonders spannend wird es für mich erst, wenn sich die Egli in den deutlich wärmeren Flachwasserzonen einfinden, wo sie Futterfische und Krebse finden. Wenn Dein Hausgewässer kiesige, etwa anderthalb bis vier Meter tiefe Flachwasserzonen hat, bist Du dort klar im Vorteil.

 Eine Flachwasserzone wie aus dem Bilderbuch: Hier lohnen sich immer ein paar Extrawürfe.

Eine Flachwasserzone wie aus dem Bilderbuch: Hier lohnen sich immer ein paar Extrawürfe.


Krebs oder Fisch?

Ernähren sich die Stachelritter hauptsächlich von Krebsen, ist es immer von Vorteil, bodennah zu fischen. Sind die Flachwasserbereiche jedoch schon gut von Futterfischen besucht, kann man auch versuchen, die Egli etwas zügiger und höher in der Wassersäule zu erwischen. Weist Dein Gewässer sandige und verkrautete Flachwasserbereiche auf, erschwert das zwar die Fischerei, macht sie aber nicht unmöglich. Am besten eignen sich hier Köder, die gut im Mittelwasser zu fischen sind und die man möglichst hängerfrei präsentieren kann (Twitchbaits, Chatterbaits, Crankbaits und ähnliche).

 Chatterbait sind perfekt für krautige Zonen.

Chatterbait sind perfekt für krautige Zonen.

Bei steil abfallenden Ufern kann man so genau und präzise die Kanten anfischen, um ja keinen beissfreudigen Egli zu verpassen. Je ungenauer man einen Spot befischt, desto geringer wird die Chance, den vollen Erfolg zu erzielen und auch das ganz grosse Egli zu fangen. Meistens bekommt man ziemlich zügig eine Rückmeldung, wo sich die Fische zurzeit aufhalten und was sie fressen oder eben auch was sie nicht fressen.

Wenn Du eine interessante Landzunge in Deinem See kennst, empfehle ich diesen Spot als einen der ersten zu befischen, denn diese ziehen Egli wie magisch an. Je nach Tageszeit drücken sie das Plateau hoch und runter. Hierbei ist es wichtig, genau darauf zu achten, zu welchen Zeiten die Egli am Kantenfuss aktiv sind und wann sie an der Spitze rauben. Mit ein bisschen Glück findest Du vielleicht ein Muster heraus. Kaum eine Fischart ist zugleich so zickig wie auch facettenreich wie unsere heimischen Egli.

 Auftreibende Köder können ein «Game-Changer» sein.

Auftreibende Köder können ein «Game-Changer» sein.


«Schleifen» oder «Zwicken»?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man die Fische fast immer fangen kann, wenn man «schleift». Jedoch die grös­s­ten Stückzahlen an einem Tag hatte ich immer der aktiveren Fischerei zu verdanken. Der Aufwand, den die Egli betreiben müssen, um vom Boden zu fressen, ist viel kleiner, als sich im Freiwasser oder an der Oberfläche mit Nahrung einzudecken. Gerade in einem Land wie der Schweiz, wo die Gewässer während acht Monaten im Jahr auf der kühleren Seite sind und der Stoffwechsel der Fische eher langsam abläuft, kann sich dies entscheidend auf den Erfolg auswirken. In Spanien, wo ich häufig auf Egli fische, fällt auf, dass aktivere Methoden über die ganze Saison hinweg erfolgreicher sind. Dies ist bestimmt dem aggressiveren Fressverhalten der südländischen Egli geschuldet, liegt aber auch daran, dass der Stoffwechsel dort über das ganze Jahr viel schneller ist und daher einfach mehr gefressen werden muss. Wenn ich mich an ein neues Gewässer herantaste, «zwicke» ich die Angelplätze zuerst mit aktiven Methoden ab wie twitchen, jiggen oder darten.

Wenn ich mit dieser Taktik keine positive Rückmeldung erhalte, nehme ich mir die Zeit und versuche es noch langsamer und genauer mit dem Carolina-Rig oder dem Free-Rig. So habe ich bis jetzt die besten Erfolge erzielt. Ich bin klar der Meinung, dass es Anfang Saison besonders wichtig ist, keine Technik aus­ser Acht zu lassen, gerade wenn man noch keine Ahnung hat, wie die Fische im neuen Jahr drauf sind.

 Dickes Egli im Feumer. Ein langsam geführtes Carolina-Rig war hier der Schlüssel zum Erfolg.

Dickes Egli im Feumer. Ein langsam geführtes Carolina-Rig war hier der Schlüssel zum Erfolg.


Wieso nur so zickig?

Nicht umsonst ist das regelmässige Fangen von grossen Egli eine Königsdisziplin. Kaum eine andere Fischart im Süsswasser Europas kann so aufdrehen und ausrasten und im nächsten Moment für zwei Tage oder mehr das Fressen (scheinbar) einstellen. Um genau zu verstehen wieso, wann, in was für Intervallen und wie lange die voralpinen Zebras fressen, sollte man so viel Zeit wie möglich am Wasser verbringen und das Verhalten genau studieren. Nicht selten lassen sich nach zwei, drei Tagen am Wasser gewisse Verhaltensmuster erkennen. Mit den gesammelten Informationen kann man den darauffolgenden Tag meist etwas einfacher gestalten.

Aber was nun, wenn nichts mehr so ist wie an den Tagen zuvor? «Die letzten beiden Tage frassen die Egli immer gegen 6.30 Uhr, jetzt ist es schon 7.15 Uhr und ich hatte noch keinen Biss.» So stand ich bereits etliche Male kurz vor der Verzweiflung. Doch brachten oft genau die Tage, welche von der Norm abwichen, überraschende Sternstunden mit Ausnahmefischen. Da Egli extrem anfällig auf abrupte Wetterwechsel wie auch Luftdruckschwankungen und Mondphasen sind, erstaunt es wenig, dass die Aktivitätsphasen plötzlich ganz anderen Mustern folgen können. Nichtsdestotrotz lernt man mit jeder Minute, die man am Wasser verbringt, mehr über diese einzigartige Fischart, und vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal besser.

 Meistens gehe ich mit drei fertig montierten Ruten auf Egli-Pirsch.

Meistens gehe ich mit drei fertig montierten Ruten auf Egli-Pirsch.


Mein Gerät

Wenn ich grosse Strecken am Ufer zurücklege, schwöre ich seit Jahren auf die Blue Percy Spinning, gepaart mit einer 2500er-Stradic. Als geflochtene Hauptschnur nehme ich die mittelpreisige Momoi Riujyn, weil ich vom Ufer aus an meinen Stammgewässern auf Grund der vielen Steine und Muscheln einen ziemlich grossen Verschleiss an Schnur habe. Vom Boot aus setze ich hingegen auf eine Baitcaster-Rute und auf die teurere Varivas Avani Casting PE SI-X. Diese Schnur kann ich dafür auch gut mal zwei Saisons fischen. Allgemein plädiere ich für eine möglichst gut abgestimmte Kombination von Rute, Rolle und Schnur. Hier gilt leider Gottes Mehr ist Mehr, sprich, es lohnt sich, den ein oder anderen extra Franken auszugeben, um dafür mit dem perfekt abgestimmten Material ans Gewässer zu stehen. Etwas vom schönsten beim Finesse-Fischen auf Egli ist die perfekte Kontrolle bei der Köderpräsentation und das maximale Gespür, welches eine gute Kombo vermittelt. Genau das möchte ich auf keinen Fall missen. Ganz wichtig aus meiner Sicht ist, dass ein Vorfach von 0,22 mm Durchmesser und einer Länge von mindestens 70 cm an die Hauptschnur geknotet wird. Gut geknotet reicht die Tragkraft aus, um auch grosse Fische landen zu können. Nur wichtig ist, nicht zu vergessen, ab und an das Vorfach nach Abrieb zu kontrollieren und, falls nötig, neu zu binden.


Drei Tipps, die Du vielleicht noch nicht kennst

1. Nicht zu kleine Köder

Es ist keine Seltenheit, dass gerade grosse Egli im Flachwasser entschlossen auf grössere Köder reagieren (10 bis 12 cm). Jerkbaits, Twitchbaits und Chatterbaits in dieser Grösse können Wunder bewirken über dem Kraut. Was sich nicht verhindern lässt, ist, dass sich der eine oder andere Hecht Deinen Köder einverleibt, und darum empfehle ich ein etwa 10 cm langes Stahlvorfach. Als absoluter Egli-Freak bin ich selten begeistert über einen Hecht als Beifang, jedoch wurde ich doch schon des Öfteren mit einem Ausnahmefisch überrascht, der auch mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

 Der 70 mm lange Primos, einer meiner liebsten Twitchbaits, wenn es ums Überlisten von flach stehenden Eglis geht.

Der 70 mm lange Primos, einer meiner liebsten Twitchbaits, wenn es ums Überlisten von flach stehenden Eglis geht.


2. Mid-Strolling

Wem diese Technik kein Begriff sein sollte, sollte jetzt gut aufpassen: Gerade passivere oder sich im Mittelwasser aufhaltende Fische können durch das «Strollen» aus der Reserve gelockt werden. Montiere dafür einen kleinen Pintail von maximal 7 cm Länge an einem UL-Jigkopf (der zwischen 1,5 g und 3,5 g schwer ist) und präsentiere diesen durch Zittern in der Rutenspitze kontinuierlich auf derselben Linie im Wasser. Wichtig dabei ist, dass der Köder nicht wie beim Jiggen durch Schläge animiert wird, sondern mit viel mehr Feingefühl und vielen schnellen, aber feinen Zupfern geführt wird. Die Bisse kommen oft ziemlich eindeutig und die Bissverwertung ist um Welten besser als bei vielen anderen Techniken.

 Hat dieses Jahr besonders gut funktioniert: Pintail am Dartjig.

Hat dieses Jahr besonders gut funktioniert: Pintail am Dartjig.


3. Leichtes Gewicht

Ein leichteres Gewicht bedeutet in vielen Situationen weniger Kontrolle und eine längere Absinkphase. Doch genau das kann manchmal der Schlüssel zum Erfolg sein. Wenn sowieso mal nichts läuft, ist es schwierig, Mut zu fassen und gerade dann etwas Ungewohntes zu probieren. Da ich viele Leute am Wasser immer eher etwas schwerer fischen sehe als nötig, denke ich, dass genau dieser Tipp Euch den einen oder anderen Extra-Fisch bescheren könnte.

Essenziell dafür ist natürlich das richtige Gerät. Nebst einer feinfühligen Rute mit Rolle und entsprechend dünner Schnur möchte ich mal wieder darauf verweisen, dass klar im Vorteil ist, wer mit Tungsten fischt. Besonders gut lassen sich kleine Köder sichtlich weiter werfen. Da Tungsten-Gewichte immer kleiner ausfallen als Blei-Gewichte, ist der Luftwiderstand beim Tungsten viel kleiner. Kurz zusammen gefasst: Bessere Wurfweiten, genaueres Fischen, ein präziserer Kontakt zum Köder wie auch ein weniger schlechtes Gewissen bei einem Abriss, sollten das Umsteigen auf Tungsten definitiv rechtfertigen.

 Da hat es sich gelohnt, die Kante mit viel Geduld zu beackern. Nach 45 Minuten konnte dieses stattliche Egli nicht mehr widerstehen.

Da hat es sich gelohnt, die Kante mit viel Geduld zu beackern. Nach 45 Minuten konnte dieses stattliche Egli nicht mehr widerstehen.

Ich hoffe, dass Du den einen oder anderen Tipp mitnehmen kannst und viele tolle Stunden am Wasser beim gezielten Fischen auf die wohl faszinierendste Fischart der Schweiz erlebst.

 

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