27 | 07 | 2020 | Praxis | 0 | 11762 |
27 | 07 | 2020 | Praxis |
0 11762 |
Wie funktioniert eine Multirolle?
Schwungvoll schiesst ein Köder knapp über dem Wasser durch die Luft, begleitet von einem Zischen und landet punktgenau vor den Seerosen. «Petri-Heil» erklärt die Eigenheiten und Vorteile von Mulitrolle und Baitcaster, denn diese Rollentypen finden hierzulande immer grössere Verbreitung.
Der Begriff «Multirolle» wird meist für schwerere und grosse Modelle verwendet, die fürs Werfen von grossen Ködern konzipiert sind. Solche runden Modelle nennt man auch «high-profile-Rollen». Dieses Rollenmodell wird oft von Hechtfischern verwendet, die grosse Gummifische oder Wobbler von mehr als 100 Gramm ins Weite befördern wollen. Die robuste Mechanik ist auf stark wirkende Kräfte ausgelegt und daher lassen sich mit diesen Rollen gut grosse Jerk- oder Twitchbaits führen, welche einer Stationärrolle schnell ans Getriebe gehen würden. Auch fürs Schleppen mit dem Ruten-Hund sind Multirollen das Mittel der Wahl. Für das Angeln mit grossen Ködern bespult man die Multirolle vorzugsweise mit einer dicken Geflochtenen mit 20 Kilo Tragkraft oder mehr.
Die «Baitcaster» sind im Vergleich zur Multirolle kleiner, deutlich leichter und nicht ganz so robust. Diese «low-profile-Rollen» liegen besser in der Hand und eignen sich fürs Werfen kleinerer Köder mit vergleichsweise dünnerer Schnur. Mit qualitativ hochwertigen und richtig eingestellten Baitcaster-Rollen lassen sich mit einiger Übung auch leichte Köder zwischen 4 und 12 Gramm gezielt und weit werfen. Zum feinen Angeln auf Forelle, Egli oder Hecht bereitet diese Rolle grosse Freude und ermöglicht ein präzises und ermüdungsfreies Fischen.
Richtig werfen
Eine Baitcaster oder Multirolle zu werfen ist gar nicht so einfach, wie es manchmal aussieht. Die Schnur wird mit einer hohen Geschwindigkeit von der Rolle gezogen und bei Unregelmässigkeiten kann sich schnell ein Knoten bilden. Auch sogenannte «Perücken» sind am Anfang kaum zu verhindern. Diese entstehen, wenn die Spule durch zu viel Kraft schneller dreht, als der Köder in der Luft vorwärtskommt. Um den Köder auf Distanz zu bringen, ist ein gleichmässig schwungvoller Wurf der Weg zum Ziel. Beim perfekten Wurf löst sich die Schnur gleichmässig von der Spule und lässt den Köder mit einem feinen Widerstand gleichmässig fliegen. Kurz vor dem Aufprall auf dem Wasser bremst man die rotierende Spule mit dem Daumen ab. Es lohnt sich, die Baitcaster oder Mulitrolle randvoll zu bespulen, dies ermöglicht weitere Würfe und mindert die Entstehung ärgerlicher «Perücken», da für den gleichen Schnurabzug die Spule weniger oft rotieren muss. Weil viele Rollen ein grosses Schnurfassungsvermögen aufweisen, sollte man zuerst mit monofiler Schnur unterspulen, bevor am Schluss 100 bis 150 Meter Geflochtene aufgewickelt werden.
Bremsen richtig einstellen
Um genaue und weite Würfe machen zu können, müssen aber zuerst einige Einstellungen an der Rolle vorgenommen werden. Die Rollen-Hersteller verwenden verschiedene Bremsmodelle. Üblicherweise wird entweder eine Magnet- oder eine Fliehkraftbremse eingebaut. Je schwerer und kompakter die verwendeten Köder sind, desto stärker werden die Bremsen eingestellt. Eine richtig eingestellte Bremse verhindert, dass die Spule am Anfang des Wurfs überdreht und mehr Schnur freigibt, als der davonfliegende Köder mitziehen kann. Magnetbremsen werden über einen Drehschalter eingestellt. Dieser befindet sich meistens auf der gegenüberliegenden Seite der Kurbel.
Zusätzlich verfügen fast alle Modelle über eine mechanische Bremse. Diese wird über einen Drehknopf, der meistens gleich neben der Kurbel angebracht ist, reguliert. Um die Einstellung der mechanischen Bremse zu testen, lässt man den Köder von der Rutenspitze ins Wasser sinken. Die Spule sollte beim Auftreffen des Köders auf die Wasseroberfläche nicht weiterdrehen, den Köder aber auch nicht zu stark bremsen.
Beim Fischen mit der Multirolle ist die Bremseinstellung zwar ein wichtiger Faktor, aber nicht der einzig entscheidende. Rolle, Schnur und Rute müssen gut aufeinander abgestimmt sein und der verwendeten Ködergrösse entsprechen. Nur so macht das Fischen mit Multirollen Spass, ansonsten fragt man sich, was da besser sein soll als bei einer Stationär-Rollen-Kombi. Einen grundlegenden Vorteil hat die Multirolle: Die Schnur verläuft direkt zum gehakten Fisch, im Gegensatz zur Stationärrolle, wo sie einen 90-Grad-Winkel um das Schnurfangröllchen des Bügels macht. Bei harten Drills wie, z. B. beim Lachs, kann das matchentscheidend sein.
Die passende Grösse wählen
50er-Modelle sind für die leichte Fischerei auf Egli, Forelle oder Alet ausgelegt.
Empfohlenes Wurfgewicht: 5 bis 15 Gramm.
100er-Modelle eignen sich für das Fischen mit kleineren Ködern auf Hechte, Zander oder grosse Egli.
Empfohlenes Wurfgewicht: 10 bis 30 Gramm.
200er-Modelle werden gerne als Allound-Rollen mit mittleren Ködern auf Hecht und Zander eingesetzt.
Empfohlenes Wurfgewicht: 15 bis 60 Gramm.
300er- und 400er-Modelle sind sehr robuste Rollen fürs «Big-Baiting» auf Hecht und Wels.
Empfohlenes Wurfgewicht: 30 bis 150 Gramm.
Mit 400er-Modellen lassen sich auch über 200 Gramm schwere Köder werfen.
Welche Übersetzung?
Multirollen und Baitcaster werden hauptsächlich zum Spinnfischen verwendet. Bei der Wahl der Übersetzung gehen die Meinungen auseinander, allgemein gilt: Je kleiner die Übersetzungsangabe, desto weniger Schnur wird per Kurbelumdrehung eingezogen. Im Winter verwende ich für die langsame Präsentation der Gummifische persönlich eine Rolle mit niedriger Übersetzung (5:1) und in den Sommermonaten greife ich für die Twitchbait- und Spinnerbait-Fischerei zur höheren Übersetzung (8:1). Als Allround-Rolle kann ein Modell mit der Übersetzung 6:1 oder 8:1 verwendet werden.
0 Kommentare
Keine Kommentare (Kommentare erscheinen erst nach unserer Freigabe)