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07 | 12 | 2022 | Praxis | 0 | 6608 |
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Neben den gängigen Montagen wie Texas-, Carolina- und Dropshot-Rig gibt es eine Montage, die vor allem in der kühleren Jahreszeit diverse Vorteile hat. Wenn die Egli träge unterwegs sind, kann das Ned-Rig ein Trumpf sein. Diese Montage ist simpel und unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht gross von einem herkömmlichen Gummiköder am Jigkopf. Doch wie so oft steckt die Magie im Detail! Die ursprünglich aus der Bassfischerei stammende Technik eignet sich auch ausgezeichnet für unsere einheimischen Egli. Was Du dafür benötigst und wie Du das Material erfolgreich einsetzest, erfährst Du hier.
Ein Beitrag von fischen.ch Pro Staff Janic Stebler von pikefever
Ein grosser Vorteil des Ned-Rigs liegt in der einfachen Montage. Gerade in der kalten Jahreszeit, wenn man die Finger sowieso schon kaum spürt, kann es frustrierend sein, wenn man komplizierte Montagen neu befestigen muss. Man benötigt dafür lediglich kopfseitig abgeflachte Jigköpfe und auftreibende Gummiköder, zum Beispiel Krebsimitate. Aber auch Ned-Würmer haben mir schon schöne Fische beschert. Falls ein Köder fürs Ned-Rig nicht aus schwimmendem Material besteht, kann man in die Trickkiste greifen und dem Köder mit einem Zahnstocher den nötigen Auftrieb verleihen. Diesen steckt man parallel zum Hakenschenkel in den Gummi. Dabei ist darauf zu achten, dass man keine unnötige Beisssperre schafft und den Zahnstocher hinter dem Faltpunkt abbricht.
Nun zur Magie im Detail: Anders als bei normalen Gummiködern am Jigkopf steht das Ned-Rig senkrecht auf dem Gewässergrund. Der flache Jigkopf sorgt für die nötige Standfläche, die spezielle Gummimischung für den nötigen Auftrieb. Gerade im Winter und an Tagen, wo die Egli sehr langsam unterwegs sind, bietet die aufrechte Position am Gewässergrund einen grossen Vorteil. Da der Köder nicht auf dem Boden liegt, kann er leichter eingesaugt werden.
Mit verschiedenen Führungstechniken lässt sich das Ned-Rig vielseitig einsetzen. Ich unterscheide zwischen drei verschiedenen Animationsstilen:
Punktuell: Mit langen Pausen von fünf bis zehn Sekunden und kleinen kurzen Sprünge kann man einen interessanten Bereich sehr langsam abfischen.
Gejiggt: Wenn der Köder auf dem Grund ist, gibt man ein paar kurze Schläge in die Rutenspitze und lässt ihn an gespannter Schnur wieder zum Gewässergrund sinken und wiederholt das Ganze. Dabei kann man auch längere Pausen einlegen, damit das Ned-Rig seine Vorteile ausspielen kann. Auf diese Weise sucht man eine grössere Fläche ab.
Schwebend-sprunghaft: Bemerkt man, dass die Egli aktiver werden und Bisse auf die langsame Köderführung ausbleiben, dann kann es sich lohnen, mit vielen kleinen Schlägen das Ned-Rig nahe über den Gewässergrund springen zu lassen. Das wiederholt man ohne Pausen und optimalerweise mit beinahe ständigem Grundkontakt. So macht man ordentlich Radau und wirbelt zusätzlich Schlamm oder Partikel auf, was für eine extra Portion Aufmerksamkeit sorgen kann.
Dass ich ein grosser Fan des Ned-Rigs bin, liegt unter anderem daran, weil ich damit mein bisher grösstes Egli und viele weitere Fische über der 40-cm-Grenze fangen konnte. Auch der scheinbar schwierigste Angeltag kann mit der richtigen Methode zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Ebenso Zander und Hechte lassen sich mit dieser Technik gut fangen. Bei regelmässigem Hecht Beifang empfehle ich, ein kurzes, dünnes Stahl- oder Titaniumvorfach zu verwenden.
Zusätzlich kann man 50 bis 70 cm oberhalb der Montage einen Dropshot-Haken in Kombination mit einem Pintail-Köder einbinden. So erhöht man die Chancen auf ein Grossegli. Dank dem ausgeprägten Futterneid der Egli ist auf diese Weise sogar eine schöne Doublette möglich, denn die Fische folgen häufig ihrem gehakten Kollegen bis ans Boot und schnappen nicht selten im letzten Moment nach dem noch freien Köder.
Nach dem ersten Kälteeinbruch und generell in den kälteren Jahreszeiten ziehen sich die Egli von den flachen Uferpartien oder vom Mittelwasser langsam in tiefere Stellen an bodennahe Strukturen zurück. Die Egli werden weniger aktiv und orientieren sich an proteinreicher Nahrung in Grundnähe. Nährstoffreiche Beute wie Krebse, Würmer und Grundeln stehen nun weit oben auf dem Speiseplan. Das Free-Rig erfüllt genau diese Anforderungen und ist eine interessante Alternative zum Ned-Rig. Denn es lässt sich gut in Grundnähe fischen und sorgt zudem für die perfekte Präsentation der gefragten Beute.
Ein Beitrag von Kaspar Indermühle vom fischen.ch-Team
Das Free-Rig ist sehr einfach aufgebaut und kommt mit wenig Montagematerial aus. Es besteht aus einem Offset-Haken, der ans Fluorocarbon Vorfach geknotet wird. Um diesen Knoten zu schützen, kann man optional vor ihm eine Gummiperle aufziehen. Darauf folgt ein Gewicht, das frei auf dem Vorfach gleitet. Damit dieses Gewicht nicht zu weit vom Köder wegrutschen kann oder gar über den Verbindungsknoten hinausgleitet, wird es von einem kleinen Gummistopper fixiert. Diesen platziert man in einem Abstand von 30 bis 60 cm zum Haken. Dieses Rig wirkt vielleicht etwas unscheinbar, bietet aber viele Vorteile im Vergleich zu den bekannteren Finesse-Rigs wie Carolina-, Texas- oder Dropshot-Rig.
Wie der Name schon verrät, fällt das Gewicht im freien Fall zum Grund. Der Köder gleitet mit etwas Verzögerung verführerisch dem Blei hinterher. Häufig erfolgt ein Biss genau in dieser Phase, in welcher das Gewicht bereits auf dem Boden eingetroffen ist und der Köder verzögert hinterher taumelt. Durch kleine Hüpfer kann man das Rig lange auf einer bestimmten Stelle halten und somit sehr akribisch einen Spot abfischen.
Ein weiterer Vorteil ist die kompakte Form. Diese ermöglicht grosse Wurfweiten, was besonders im Herbst und Winter, wo die Fische nicht direkt am Ufer stehen, erfolgsentscheidend sein kann.
Dank der Kompaktheit besteht auch keine Gefahr, dass sich das Rig während des Flugs verwickelt, wie das beispielsweise bei einem Carolina-Rig durchaus passieren kann.
Das Rig eignet sich auch perfekt für steinige Kanten oder stark abfallende Muschelfelder. Denn man fischt damit praktisch hängerfrei. Bleibt es dennoch mal stecken, lässt sich das Gewicht häufig relativ einfach wieder freischnipsen.
Bei kälteren Temperaturen verkürze ich den Abstand zwischen Gummistopper und Köder. So erhält das Gewicht weniger Spiel und der Köder kann näher am Grund geführt werden.
Wie anfangs erwähnt, kann man den Knoten mit einer kleinen Gummi- oder Glasperle schützen, wenn man ein Blei mit normaler Öse verwendet. Bei speziellen Free-Rig-Gewichten ist das jedoch nicht nötig, da diese den Knotenschutz bereits in der Öse integriert haben.
Wenn man in verschiedenen Tiefen fischt und dadurch häufig das Gewicht wechseln muss, kann man auch einfach einen Wirbel auf dem Vorfach befestigen. In der freien Öse des Wirbels befestigt man dann ein Fastach-Gewicht. Somit ist der Wechsel zwischen verschiedenen Gewichten innerhalb von Sekunden vollzogen und man braucht nicht die halbe Montage neu zu binden.
In Fliessgewässern bevorzuge ich lange Tungsten-Gewichte. Diese durchschneiden das Wasser schneller und durch die hohe Dichte saust das Rig schneller zu Boden. Somit kann man auch wirklich die anvisierten Zonen abfischen, ohne dass das Rig bereits von der Strömung über den Hotspot getrieben wird.
Die Hauptarbeit für die Überzeugung zum Biss macht selbstverständlich immer noch der Köder. Damit dieser bereits bei kleinsten Bewegungen seine Aktion entfaltet, bevorzuge ich Köder mit sehr weicher Gummimischung. Dadurch lässt sich schon mit minimalen Bewegungen ein attraktiver Köderlauf erzeugen.
Hilfreich ist zudem, wenn der Köder über einen hohen Salzanteil verfügt und dadurch schneller zu Boden sinkt. Mit einer Geschmacksnote präparierte Köder können besonders in der kalten Jahreszeit das Zünglein an der Waage sein.
Nach dem Auswerfen lasse ich das Free-Rig an freier Schnur zu Boden sinken. Danach nehme ich Spannung auf und löse das Gewicht mit unregelmässig starken Zupfern vom Grund. Nach jedem Anheben der Rute senke ich die Rutenspitze ein wenig, damit das Gewicht frei über das Vorfach gleitet und vor dem Köder am Boden ankommt. Danach warte ich einen kurzen Augenblick, bevor ich dieselbe Bewegung wiederhole. So erhält der Köder die nötige Zeit, damit er dem Gewicht verführerisch hinterhergleiten kann.
Eine weitere Führungsmethode ist das Schleifen über den Gewässerboden. Sobald das Rig auf dem Boden liegt, kurble ich es ganz langsam und monoton ein. Dadurch schleift die Montage über den Grund und wirbelt den Gewässerboden auf. Besonders bei Muschelfeldern ist diese Führungstechnik erfolgversprechend.
Zum Fischen mit dem Free-Rig kann eine klassische Eglirute aus dem Medium-Light- oder Medium-Bereich verwendet werden. Damit man den Kontakt zur Montage und zum Grund nie verliert, benötigt man eine Rute mit einer schnellen Aktion («fast» bis «extra fast»), die über eine feine Spitze verfügt und auch vorsichtige Bisse zuverlässig anzeigt.
Mit dem Free-Rig lassen sich auch ganz gezielt die etwas grösseren Fische aus einem Schwarm herauspicken! Eine neue Montage bringt mehr Wissen über das Fressverhalten der Fische und wird häufig mit unerwarteten Fangerfolgen belohnt.
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