08 | 11 | 2019 | Praxis | Reisen | 1 | 8226 |
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Zweihändig auf Lachs
Beim Fliegenfischen auf Lachs und Steelhead haben sich Zweihandruten mittlerweile stark etabliert. Egal ob in Norwegen oder Schweden auf atlantische Lachse oder in Alaska und Britisch Kolumbien auf Königslachse, die Zweihandrute ist an praktisch jedem Lachsfluss der Welt die beste Wahl. Wir erklären hier die Vorzüge der Zweihandfischerei etwas näher.
Die Zweihandfischerei ist nichts Neues, eigentlich sogar ein ziemlich alter Hut und kommt ursprünglich aus Schottland. Die Lachsflüsse dort sind breit, aber häufig fehlt der Platz für einen entsprechenden Rückwurf, so wurde die Fliege hauptsächlich mit Rollwürfen präsentiert. Daraus entstand das Spey Casting mit langen, weichen Ruten und langen, schwimmenden Schnüren. Der Wurf ist, vereinfacht gesagt, nichts anderes als ein Rollwurf, die benötigte Wurfbewegung ist relativ gross und die Schnur wird im Wurf nicht verlängert. Der legendäre schottische Fluss Spey diente als Namensgeber dieser Technik.
Neue Wurtftechniken
Die Skandinavier haben diese Technik auf ihre Flüsse angepasst. Die Keulen der Flugschnüre wurden gekürzt und mit einer Runningline versehen. Dank dieser Anpassung konnte man die Schnur im Wurf «schiessen» lassen. Heute sind diese Schussköpfe nicht mehr wegzudenken. Ebenfalls wurden die Ruten kürzer und die Blanks härter. Dieser Wurfstil, stark durch Jöran Andersson geprägt, wird heute als Unterhandtechnik oder eben Skandi-Style bezeichnet.
Als die Amerikaner in den 1990er-Jahren damit anfingen, auch auf die Pazifischen Lachse mit den Zweihandruten zu fischen, stellte sich ihnen eine neue Herausforderung. Da im Unterschied zum Atlantischen Lachs die pazifischen Arten nicht zum Köder steigen und man sehr grundnah fischen muss, brauchte die Technik nochmals eine Veränderung. Daraus entstand die Skagit Fischerei. Ob diese als eigener Wurfstil bezeichnet werden darf, ist umstritten, spielt aber beim Fischen selbst auch keine Rolle.
Analog war hier der Fluss Skagit namensgebend.
Spey, Skandi und Skagit
Diese drei Arten, Spey, Skandi und Skagit werden häufig und gerne durcheinandergebracht. Die wichtigsten Unterschiede sind die Längen der Schnüre beziehungsweise der Schussköpfe. Die Keule einer Speyline bewegt sich im Bereich von 15 bis 20 Metern, die Ruten sind gerne 15 Fuss oder länger. Die klassische Spey-Fischerei ist in der Praxis beinahe verschwunden, sie wird lediglich noch in Schottland ausgeübt. Im skandinavischen Stil ist der Schusskopf um die 10 bis14 Meter und bei Skagit schliesslich zwischen 6 bis 9 Meter. Gängige Ruten sind zwischen 11 bis 14 Fuss lang und mit entsprechenden Schnüren können beide «Wurfstile» geworfen werden.
Kurze Schussköpfe bringen Tiefe
Skagit definiert sich durch extrem kurze Schussköpfe; diese sind dafür gemacht worden, um schwere Fliegen und Sinktips mit geringem Aufwand zu werfen. Also perfekt abgestimmt auf die Ansprüche von Silber-, Königs-, Rot-, Hunds- und Buckellachs sowie Steelhead. Diese Lachsarten ziehen im Gegensatz zum Atlantischen Lachs in grossen Schwärmen und mit nur kurzen Pausen durch die Flusssysteme auf dem Weg zu ihren Laichgebieten. Um erfolgreich zu sein, muss man die Fliegen langsam und nahe am Grund führen. Diese kurzen, schweren Schussköpfe werden aufgrund ihres hohen Durchmessers oft etwas abschätzig als Wäscheleinen bezeichnet. Um richtig schwere Sinktips und grosse voluminöse, eventuell sogar beschwerte Fliegen entspannt zu werfen, eignen sich diese Schussköpfe aber hervorragend. Spey- oder Skandi-Schnüre stossen diesbezüglich deutlich schneller an ihre Grenzen.
Skagit-Schussköpfe werden mittlerweile von den meisten namhaften Herstellern verkauft. Das Angebot ist bereits sehr breit, zu den verschiedenen Gewichten (Schnurklassen) gibt es sie auch in den unterschiedlichen Längen und Sinkraten. Skagit Schussköpfe sollten immer mit entsprechendem Sinktip versehen werden, da man sie sonst kaum werfen kann. Natürlich gibt es auch hier im Fachhandel ein vielfältiges Angebot an verschiedenen Längen und Sinkgeschwindigkeiten. Entsprechende Sinkschnüre gibt es auch am Meter zu kaufen, somit kann man sich seine eigenen Sinktips in verschiedenen Längen und Sinkraten herstellen. Am häufigsten werden Spitzen zwischen 10 und 15 Fuss verwendet. Für Anfänger empfiehlt sich ein Besuch im Fachgeschäft.
Das Thema Vorfach ist bei dieser Fischerei sehr schnell abgehandelt, da keine verjüngten Vorfächer zum Einsatz kommen. Etwa ein Meter Nylon oder Fluorocarbon im gewünschten Durchmesser (meist um die 20 Pfund Tragkraft) reicht vollkommen aus. Zu lange Vorfächer wirken sich kontraproduktiv aus, da die Fliege dadurch weniger nah am Grund geführt werden kann.
Siegeszug der Intruder-Fliegen
In den letzten Jahren haben sich die Intruder-Fliegen stark durchgesetzt. Auf Deutsch bedeutet der Name Eindringling und so soll die Intruder-Fliege dem Lachs quasi auf die Nerven gehen und sein territoriales Verhalten provozieren. Da er nicht mehr wirklich frisst, aber umso mehr seinen Platz beansprucht, können so knallharte Bisse verursacht werden. Die Intruder zeichnen sich durch wenig Material, aber viel Bewegung und Volumen aus. Der grösste Vorteil zeigt sich jedoch beim Haken. Ein schlauer Kopf hatte wohl die Nase voll davon, ständig neue Streamer zu binden, weil der Haken wegen des grundnahen Fischens immer wieder stumpf, aufgebogen oder abgebrochen war. Die Lösung zur Vermeidung dieses Materialverbrauchs ist simpel und genial: Die Fliege wird auf einen Hakenschenkel gebunden, der Haken selber wird in einem Draht eingeschlauft. So kann der Haken jederzeit, sogar direkt am Wasser einfach ausgewechselt werden. Die aufwendige und teure Fliege kann somit länger im Einsatz bleiben und Kosten werden gespart.
Die klassischen Farben für pazifische Lachse und Stealheads sind Pink, Blau, Orange, Schwarz und weitere bunte Farben. Wir persönlich können uns nicht festlegen, welches Muster in welcher Situation das beste ist. Wir machten die Erfahrung, dass den Fischen, wenn sie da sind, die Farbe des Streamers eine untergeordnete Rolle spielt. Wichtiger ist die richtige Tiefe. Dank der Sinktips können die Streamer auch komplett unbeschwert zum Einsatz kommen; in grösseren und tiefen Pools lohnt sich aber eine Ausführung mit Augen aus Blei oder sogar Tungsten. Damit sinkt die Fliege deutlich schneller und lässt sich nicht so schnell von der Strömung wegdrücken.
Übrigens, was im Ausland funktioniert, klappt auch bei uns! Die Fischerei auf Hecht, Forelle und Egli in grösseren Flüssen macht mit der Zweihandrute riesigen Spass. Gerade grosse Hechtfliegen lassen sich mit Skagit wunderbar werfen und können in verschiedenen Tiefen angeboten werden. Dasselbe gilt im Frühling, wenn die Forellen noch tief stehen und wenig aktiv sind. Ein kleiner Tipp von uns: Lasst die schönen Zweihandruten nach den Ferien in Kanada oder Alaska nicht einfach im Keller rumstehen, sondern probiert es auch an unseren Gewässern aus.
Barbara Spühler
Hallo Mauro,
Ob Du Dich wohl noch erinnerst: Steiner Schule ca 2. bis 4. Klasse…
Manchmal holen einen Erinnerungen ein - Besuche vor einer vergangenen Zeit…
Was ist wohl aus Dir geworden? Ist Fischen immer noch Dein Hobby?
Und wie geht es wohl Deinen Eltern?
Ich würde mich freuen, von Dir zu hören.
Lieber Gruss Deine ehemalige Lehrerin
Barbara Spühler