


20 | 02 | 2023 | Praxis | ![]() | ![]() |
20 | 02 | 2023 | Praxis |
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Vom 1. Februar bis in den Mai hinein gehen nach und nach die Forellengewässer auf, die Bach- oder Flusssaison und damit die schönste Jahreszeit für die Forellenfischer beginnt. Damit der erste Tag nicht zum Schneidertag wird, gibt Dir Bastian Bodyl 10 Tipps für die Forelleneröffnung, egal ob am Fluss oder am Hausbach.
Eine gute Vorbereitung hilft, um nicht mit Ärger in den ersten Fischertag des Jahres zu starten. Diese beginnt bei mir meistens schon im Dezember. Monofile Schnur wird mit der Zeit brüchig, deshalb wechsle ich jedes Jahr meine Fliegenvorfächer aus. Auch die Opfer an den Fischergott müssen ausgeglichen werden, das bedeutet Köderboxen auffüllen. Und war da nicht noch die Rolle, die einen Service nötig hätte? Morgens um 5 Uhr hat übrigens noch kein Fischerladen offen, Maden oder Würmer, falls benötigt, daher am besten frühzeitig organisieren.
Vorbereitung kann aber auch bedeuten, sich das Gewässer nochmals genauer anzuschauen. Hund und Kinder müssen sowieso gelüftet werden, wieso nicht am Bach spazieren und schauen, was das letzte Hochwasser für Veränderungen gebracht hat? Vielleicht hat der Biber einen weiteren Baum gefällt, der einen neuen Hotspot geschaffen oder zugedeckt hat. Bei klarem Wasser und mit Polbrille lässt sich sicher auch die eine oder andere Forelle beobachten.
Forelleneröffnung bedeutet normalerweise kaltes Wasser. Da Fische wechselwarme Tiere sind, hat die Wassertemperatur direkte Auswirkungen auf den Standort und das Beissverhalten. Der letzte Sommer war warm und lang, und die Wassertemperaturen bis in den Herbst noch hoch. An der Rausche, wo Du letzten Herbst vielleicht noch gefangen hast, wird Anfang Februar bei 3,5 °C Wassertemperatur wohl tote Hose sein.
Zwar wird es im Verlauf des Jahres besser; je näher der Frühling kommt, desto wärmer wird das Wasser. Aber auch bei der Bergbach-Eröffnung im Mai kann es noch schneien. Die Fische sind da eher in den ruhigeren Gewässerabschnitten zu finden. Über den Tag ändert sich die Wassertemperatur, vor allem bei viel Sonneneinstrahlung. Daher sollte man die Temperatur etwas im Blick behalten, ein Thermometer kann hier helfen.
Die Hotspots oder in diesem Fall eher Coldspots ergeben sich durch die kalten Wassertemperaturen. An ruhigeren Stellen, an denen im Sommer kein Fisch ist, können sich nun Forellen sammeln. Man darf nun etwas strömungsberuhigtere Stellen wie unterspülte Ufer oder hinter Steinen intensiver befischen. Dafür kann man die schneller strömenden Passagen auslassen.
Für den Saisonstart bekommt man üblicherweise zwei Ködertipps. Der erste: «Go big or go home», d. h. die Forellen bewegen sich im kalten Wasser nur für grosse Happen. Der zweite: Mit grösseren Haken als Hakengrösse 20 geht nichts, im Wasser sind nur kleine Insekten aktiv. Die beiden Tipps sind gegensätzlich, haben aber beide ihre Berechtigung: Grosse Köder sind in der Tat interessant, grössere Nahrung werden sich Forellen kaum entgehen lassen. Es stimmt aber auch, dass anfangs der Saison meistens eher die kleineren Insektenarten unterwegs sind, bzw. die Larven noch nicht wirklich gross sind.
Zu Beginn der Saison fische ich daher gerne entweder klein oder gross. Nymphen bis Hakengrösse 14 oder Streamer. Wenn Du Dir nicht sicher bist, kannst Du auch einfach unter ein paar Steine schauen, was sich dort so tummelt. Zwar gibt das kalte Hände, dafür kannst Du nachher mit mehr Überzeugung fischen. Möglich sind aber auch Kombinationen. An der Fliegenrute, wo es erlaubt ist, zum Beispiel ein Streamer und eine kleine Nymphe als Springer. Am Zapfen kannst Du aber auch Wurm und Nymphe kombinieren.
Träge Forellen kleben meistens am Grund. Entsprechend sollte auch die Präsentation und Köderführung sein. Um grundnah zu fischen, greifst Du daher besser auf etwas grössere und schwere Köder zurück. Grundnah fischen bedeutet auch mehr Hänger, nimm daher besser nicht Deinen teuren Wobbler, sondern eher einen günstigeren Gummifisch. Gib dem Köder zudem Zeit, um auf Grund zu kommen.
Der Ort ist oft entscheidender als der Köder. Anfangs Saison sind die Fische passiv und bewegen sich auch für dicke Happen wenig (denk an die Wassertemperatur). Es kann im noch kalten Wasser Sinn machen, einen vielversprechenden Spot fünf oder auch zehn Mal anzuwerfen, bis die Präsentation wirklich gut ist und der Köder auch perfekt am Unterstand vorbeiläuft.
Schlechte Sicht oder trübes Wasser sind kein Nachteil und bei weitem kein Grund, zu Hause zu bleiben. Bei Dunkelheit oder eingetrübtem Wasser stehen die Chancen auf eine Eröffnungsforelle nicht zwingend schlechter. Bei wenig Licht im Wasser darf der Köder auch etwas auffälliger sein. Also einen Streamer oder Spinner, der etwas mehr Lärm macht, anbinden. Schneeschmelze bedeutet übrigens immer auch kaltes Wasser. Schau daher, dass Dein Köder auch hier auf Tiefe kommt.
Im schlechtesten Fall warst Du nach dem Saisonende im letzten September nicht mehr am Wasser. Das bedeutet auch, dass Deine Bewegungen etwas eingerostet sind und das Werfen nicht mehr ganz so leicht von der Hand geht. Auch wenn es Dich in den Fingern juckt, solltest Du die Forelle unter den tiefhängenden Ästen vielleicht nicht beim ersten Wurf anwerfen, sondern Dich erst mal an etwas einfacheren Stellen versuchen, bis Du wieder etwas in Form bist. Forellen sind schnell verjagt und ein Köder hängt, zumindest gefühlt, noch schneller im Baum.
Das Laichgeschäft von Forellen kann bis in den Februar hinein dauern. Nach dem Schlüpfen verbringen die Forellenbrütlinge noch einige Monate, teilweise bis Juni, im Kies. Der Laich und die Brut sind in dieser Zeit noch sehr verletzlich. Im März laichen zudem noch Äschen an ähnlichen Orten wie Forellen. Langsam fliessende Kiesgründe sollte man, wenn immer möglich, nicht betreten. Es ist daher auch sinnvoll, im Frühling auf das Waten grundsätzlich zu verzichten.
Je nach Gewässer kann es auch sein, dass noch im Februar oder März Forellen zum Laichen aufsteigen. Solche Fische, die man am dicken Bauch erkennt, dürfen auch trotz Catch and Release-Verbot zurückgesetzt werden. Abgelaichte Forellen dagegen sind anfangs Jahr meistens noch recht mager.
Wenn es kalt ist und keine Forelle beissen will, kann es manchmal sehr hart sein, dranzubleiben. Die Fische haben, gerade im kalten Wasser, nur eine kurze Aktivitätszeit. Wenn dann noch Kälte dazu kommt, ist es manchmal eher ein Krampf als ein Vergnügen. Durchhalten lohnt sich aber meistens und die erste Forelle der Saison ist bekanntlich die schönste. Den Durchhaltewillen kann man auch gut mit einer kurzen Pause und einem heissen Getränk stärken.
pius.stadelmann@hispeed.ch | 02 | 03 | 2023 |
Gute tips mit fliessendem Text und Bidern an einem selten noch naturnahen Fliessgewässer.
Petri Heil von Pius, Hydrobiologe
Liechti Toni, Fischerei- Pachtvereinigung Emmental | 06 | 03 | 2023 |
Achtung Forellenstart im Emmental: In Folge der Abtrocknung im August 2022 ist in der Emme ab Emmenmatt bis Kantobsgrenze Luzern (Kantonale Strecke 250 & 251) für drei Jahre ein Fischereiverbot verordnet worden (siehe Patentaufdruck). Das Verbot wird durchgesetzt!
Lars Linden
Schöner Artikel! Die wunderbar natürlichen Gewässer machen mich etwas neidisch ;-)