


09 | 07 | 2025 | Praxis | ![]() | ![]() |
09 | 07 | 2025 | Praxis |
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Morgan Calu beschreibt, warum und mit welchen Methoden die Fischerei auf den Alet in Frankreich für viele Spinnfischer populär geworden ist.
Während ihn manche als lästigen und uninteressanten Beifang betrachten, gilt der Alet für immer mehr Franzosen als exzellenter Sportfisch. Gleichgültig lässt er so oder so niemanden. Das Streetfishing und die Wettfischenszene haben dem misstrauischen und kräftigen Cypriniden in Frankreich zu einem Imagewandel verholfen. Obwohl Alet in ganz Europa leben, sind französische Fischer heute wohl die Meister darin, diesen langlebigen und eher schwierigen Fisch zu überlisten.
Der Alet (Squalius cephalus) ist ein sehr anpassungsfähiger und allesfressender Vertreter der Familie der Karpfenfische. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich fast über ganz Europa – nur Irland und der hohe Norden Skandinaviens bleiben ausgespart. Selbst auf Mittelmeerinseln wie Korsika, wo er eingeführt wurde, ist er zu finden.
Als langsam wachsender Fisch kann der Alet über 15 Jahre alt werden – eine Eigenschaft, die ihn besonders vorsichtig und lernfähig macht. Seine Nahrungspalette reicht von Fischbrut und Insekten über Krebse bis hin zu Früchten. Aufgrund seiner Opportunität und Anpassungsfähigkeit kommt er sowohl in Forellenbächen als auch in trägen Flussunterläufen mit wenig Sauerstoff gut zurecht. Er toleriert Temperaturen von 4 bis 25 °C und pH-Werte zwischen 6 und 8. Damit ist er ein echter Überlebenskünstler und bewohnt etliche Gewässer auch dann noch, wenn andere Arten dort nicht (mehr) überleben können.
In Frankreich zählt der Alet wie in der Schweiz zu den am häufigsten vorkommenden Fischarten. Dank seiner Reaktivität auf Kunstköder ist er heute ein fester Bestandteil der französischen Streetfishing-Meisterschaften. Viele Fischer haben sich auf ihn spezialisiert und fangen regelmässig Exemplare über 50?cm, und die grössten bekannten Fische erreichen sogar satte 65 cm.
Ironischerweise ist es gerade seine mangelnde Beliebtheit als Speisefisch, die den Alet für Sportfischer so attraktiv macht. Viele klassische (Fleisch-)Fischer meiden Fliessgewässer mit hohem Aletbestand und sind auf Forellen fixiert. Und fast alle gefangenen Alet werden in Frankreich wieder freigelassen – ein Umstand, der zwei positive Effekte hat: Die Population bleibt stabil und zugleich werden diese Fische vorsichtiger und schwerer zu überlisten. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit für die Fische, richtig gross zu werden. Das freut ambitionierte Spinnfischer: Mit ultraleichtem Gerät (UL) lässt sich der Alet gezielt anwerfen und bietet spannende Drills. Da er in Frankreich bei Streetfishing-Wettbewerben gewertet wird, ist jeder gefangene Fisch auch ein Zähler auf dem Scoreboard.
Mit der Verbreitung des Streetfishings vor rund 15 Jahren kam auch eine der ersten spezialisierten Methoden zum Angeln auf den Alet auf: Das Sichtfischen mit Insektenimitationen. Der Durchbruch gelang mit der «Woodlouse» von Illex, einem der ersten speziell für den Alet entwickelten Gummiköder. Die Technik: Einen Alet erspähen, einen präzisen Wurf direkt vor sein grosses Maul setzen – und oft reicht das bereits aus, um seine weissen Lippen die vermeintlich leichte Beute aufsaugen zu sehen. Diese Methode hat das Potenzial für hohe Punktzahlen in einem Wettkampf. Die aus Japan stammenden leichten Ruten und hauchdünnen modernen Geflechte machen es möglich, auch unbeschwerte Softbaits unter einem Gramm 15 Meter weit zu werfen.
Doch der Alet lernt schnell. Die Effektivität klassischer Insektenköder lässt rasch nach, wenn sie an einem Spot zu oft verwendet werden. In manchen Strecken flüchten grosse Fische bereits beim typischen «Plopp» eines auftreffenden Köders. Mit einer Ausnahme: weisse Köder. Diese funktionieren noch, wenn Alet regelmässig mit Brot gefüttert werden. Daher entwickelten Turnierprofis zwei neue Strategien, die sich bei Wettkämpfen bewähren.
Diese ursprünglich für misstrauische Schwarzbarsche entwickelten Köder sind auch für den Alet sehr effektiv. Die winzigen Jigköpfe (1,8 bis 5 g) mit einem Röckchen aus Gummifransen imitieren kleine Flusskrebse, Insektenlarven oder fressbare organische Reste. Der dezente, natürliche Auftritt dieser Köder überzeugt die vorsichtigen und grossen Exemplare immer noch.
Die zweite erfolgreiche Strategie ist das Fischen mit Fruchtimitationen – etwa Brombeeren, Kirschen oder Hagebutten aus Gummi. Die Brombeere ist zu einem Klassiker im Wettbewerb geworden und entscheidet oft über jene Fische, welche die Insektenimitationen ablehnen. Besonders im Sommer ist diese Methode erfolgreich, wenn die Alet unter überhängenden Bäumen und Gestrüpp auf herunterfallende Früchte warten. Diese Köder lassen sich durch ihre kompakte Form zudem weiter und präziser werfen als Insektenimitationen – ideal für das unauffällige Anwerfen des gegenüberliegenden Ufers in aller Heimlichkeit, ohne dass die Alet unsere Anwesenheit wahrnehmen.
Montiert werden sie ganz einfach auf einen feindrahtigen Einzelhaken (z.?B. Illex Down Shot Finesse) oder alternativ auf einen Wolfram-Mikrojigkopf für tiefere oder weitere Präsentationen. Diese moderne Ködervariante geht auf eine alte französische Technik namens «surprise» zurück: Dabei wurden echte Früchte an einer freien Leine direkt unter Baumkronen präsentiert. Heute wird diese Tradition mit moderner Ausrüstung auf Sicht fortgeführt. Ursprünglich wurden entsprechende Fruchtköder handgefertigt (etwa bei Bricoleurre in Frankreich), mittlerweile gibt es solche Fruchtgummis auch von anderen Herstellern wie beispielsweise Adam’s oder Le Gobeleur.
Für das Sichtfischen auf den Alet braucht es eine fein abgestimmte Ausrüstung:
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