09 | 07 | 2021 | Schweiz | 0 | 8244 |
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Besuch am Burgäschisee
An einem nebligen Morgen zieht es Fabian Loosli zum Hechtfischen auf den idyllischen Burgäschisee an der Kantonsgrenze zwischen Bern und Solothurn. Der Kleinsee ist nicht nur bei den Bewohnern des nahegelegenen Solothurner Dorfs Aeschi beliebt.
Als Schulkind verbrachte ich freie Nachmittage oft am «Burgäschi». Mit einfachen Zapfenmontagen fing ich damals Egli und Weissfische vom Ufer aus. Später entwickelte ich mich zum Forellenfischer und bin heute zum Fischen vorwiegend an Bergbächen, Bergseen und Flüssen anzutreffen. Nun reizte es mich aber schon lange, endlich den Burgäschi-Hecht zu fangen, von dem ich als Bub geträumt hatte. Ich treffe mich mit Janick Reber, der dem Burgäschisee stets treu geblieben ist und mir zeigt, wie ich den See als Hechtfischer neu kennenlernen kann.
Der Burgäschisee
Der Burgäschisee ist ein wunderschönes Moorgewässer, umgeben von üppig bewachsenem Ufer. Teile des Sees und der Umgebung sind ein Naturschutzgebiet. Neben dem Strandbad und der Bootsvermietung gibt es eine Handvoll Stege rund um den See, die zum Fischen einladen. Der kleine See ist in der Region ein beliebtes Ausflugsziel und zieht gerade im Sommer viele Badegäste an. Regnerisches Wetter oder der frühe Morgen sind zum Fischen daher von Vorteil. Die Fischerei ist vom Ufer aus (wo zugänglich) und vom Ruderboot aus erlaubt. Gefischt werden darf vom 15. Mai bis zum 31. Oktober und die Patente sind im Volg von Aeschi erhältlich. Eine Tageskarte vom Ruderboot aus kostet CHF 20.– und der SaNa-Ausweis muss vorgewiesen werden. Für Fischer bietet die Bootsvermietung einen günstigeren Sonderpreis an. Am Burgäschisee hauptsächlich befischt werden Egli, Hecht, Wels, Karpfen und Schleie. Darüber hinaus leben noch etliche weitere Arten wie Rotaugen, Rotfedern, Sonnenbarsche und Hasel im See.
Action
Angekommen am See, marschieren wir mit unserer Ausrüstung zum Ruderboot. Euphorisch und voller Vorfreude steuern wir unser Gefährt dem Ufer am Schilfgürtel entlang und versuchen, die ersten Hechte dieses Jahres zu überlisten. Janick bestückt seine Abu Garcia-Hechtrute mit einem Jerkbait und ich rüste meine Stucki-Spinnrute mit einem Wobbler aus. Im angetrübten und moorigen Wasser sind auffällige weisse Kunstköder erfolgsversprechend. Tote oder lebende Köderfische sowie Widerhaken sind am Burgäschisee nicht gestattet. Wir betreiben nicht das Schleppfischen, wie es dort einige Fischer machen, sondern bevorzugen das aktive Fischen. So checken wir vom Boot aus mit gezielten Würfen systematisch die vielversprechendsten Bereiche entlang der Schilf- und Seerosengürtel ab. Gemütlich rudern wir Stück um Stück vorwärts. In der Frühe des Morgens beissen die Hechte noch nicht, erst nach 8.30 Uhr kann Janick einen Untermassigen überlisten. Im Burgäschisee dürfen Hechte in einem Fangfenster zwischen 60 bis 85 cm entnommen werden. Alle anderen Hechte dürfen wieder zurück. Damit soll erreicht werden, dass die grossen Hechtmamas zur Fortpflanzung im See bleiben. Noch im Wasser zupft Janick dem halbstarken Hecht den Köder geschickt aus dem Maul. Kaum von den lästigen Haken befreit, verschwindet er mit einem Schwall wieder im dunklen Wasser. Da auf meinen Wobbler kein Biss folgt, entscheide ich mich für einen weissen Gummifisch. Nach einigen Würfen spüre ich endlich einen Ruck, doch der Esox hinterlässt nur Schrammen im Gummi. Erneut gibt es Action bei Janick! Ein Hecht attackiert den Jerkbait so herzhaft, dass er sich mitsamt Köder aus dem Wasser katapultiert und sich gleich wieder abschüttelt. Janick führt seinen 53 Gramm schweren Jerkbait flach mit jeweils drei bis vier Kurbelumdrehungen an seiner Multirolle, ehe er den Köder mit der Rute ruckt und damit die Hechte zum Anbiss animiert. Ich wechsle wieder auf den Wobbler im Egli-Dekor. Nachdem ich ihn direkt am Rand eines Seerosengürtels rund 1,5 Meter vom Ufer entfernt platziert und drei Kurbelumdrehungen gemacht habe, ist der Moment gekommen: Ich habe meinen ersten Burgäschi-Hecht an der Schnur. Ein Schub von Adrenalin und Glückshormonen ist die Folge! Die Kraft des Fischs an der leichten Steckrute beeindruckt mich. Als ich den Hecht zum Boot führe, kommt Janick mit dem Feumer zu Hilfe und schon ist der Fisch im Netz. Auch dieser Esox ist unter den erforderlichen 60 cm, doch diesmal nur knapp. Janick ist offensichtlich sehr angetan von seinem Jerkbait und fischt noch den ganzen Morgen damit weiter. Mehrmals beobachten wir Hechte, die unsere Köder bis kurz vor das Boot verfolgen. Janick stellt fest, dass die Hechte regelmässig erst wenige Meter vor dem Boot zuschlagen. Am Smartphone zeigt er mir seine Fänge seit Saisonbeginn. Gesamthaft hat er im Mai bereits sieben massige Hechte gelandet, und zwar hauptsächlich auf seinen Jerkbait. Kein Wunder, mag er kaum einen anderen Köder montieren …
Ein herrlicher Morgen
Für mich geht ein eindrücklicher Vormittag zu Ende. Das Know-how von Janick, mein erster Burgäschi-Hecht und die Ruhe auf dem See hinterlassen in mir Zufriedenheit und Entspannung. Das Erlebnis an diesem kühlen Maimorgen ist ein wahrgewordener Traum für mich. Wir haben sogar Glück mit dem Wetter, denn die Nebelschwaden lösen sich auf und die Sonne taucht noch vor dem Mittag den ganzen See in warmes Licht. So können wir überrascht beobachten, wie eine Wasserschildkröte sich am Ufer sonnt. Ich finde heraus, dass es sich beim Reptil um eine Schmuckschildkröte handelt. Diese Art wurde als Haustier aus Nordamerika in die Schweiz importiert und vielfach von den Tierhaltern ausgesetzt, wenn diese genug von ihnen hatten. Bleibt man offen und neugierig, können wir Fischer am Wasser immer wieder solch neue Entdeckungen machen. Obwohl Janick und ich an diesem Morgen ohne Fisch nach Hause gehen, ist es für uns eine wunderbare Zeit auf dem See gewesen. Burgäschisee, ich komme wieder!
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