


25 | 09 | 2025 | Schweiz | ![]() | ![]() |
25 | 09 | 2025 | Schweiz |
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Fischen am Genfersee, dem grössten See der Schweiz, ist nicht gerade einfach, ermöglicht aber grossartige Erlebnisse und Fänge, wenn man sich etwas auskennt. Patrick Deyhle führt uns ein in dieses Fischereigewässer mit seinen vielen Fangmöglichkeiten.
Mit einer Länge von 72 km, einer maximalen Breite von beinahe 14 km und bis zu 310 m Tiefe ist der Genfersee – oder wie fast alle, ausser den Genfern, sagen: Léman – der grösste See der Schweiz. Obwohl der See in drei verschiedenen Kantonen (Waadt, Genf und Wallis) und zwei Ländern (Schweiz und Frankreich) liegt, ist das Fischereireglement zum Glück sehr einfach gehalten. Ein Konkordat zwischen den verschiedenen Parteien regelt die Fischerei einheitlich, und Patentnehmer können den kompletten See mit nur einem einzigen Patent befischen.
Die unendlich scheinende Wasserfläche macht die Fischerei jedoch oft nicht einfach. Vor allem Anfänger oder Auswärtige können sich während ihrer ersten Versuche, eine der begehrten Fischarten zu fangen, schnell verloren fühlen. Ortskenntnisse oder ein gut geplanter Trip – zum Beispiel mit Hilfe von Tiefenkarten des Sees – sind oft der entscheidende Faktor für den Erfolg. Eine grosse Portion Geduld gehört jedoch immer dazu, denn selbst erfahrene Fischer müssen des Öfteren, je nach Wind und Wetter, gelegentliche Schneidertage in Kauf nehmen. Der Zugang zum Ufer ist vielerorts schwierig, daher ist ein Boot für die Fischerei auf dem Genfersee meist die bessere Wahl.
Doch trotz der genannten Herausforderungen lockt der Léman jedes Jahr zahlreiche Fischer aus der ganzen Schweiz und Frankreich an seine Ufer. Dies ist der Vielzahl an Möglichkeiten und der stets vorhandenen Chance auf einen kapitalen Fisch zu verdanken. Die Hauptfischarten, auf die sowohl von Hobby- als auch von Berufsfischern intensiv gefischt wird, sind Egli, Hecht, Seesaibling, Seeforelle und die Féra (Felche).
Oft als Königin des Sees bezeichnet, erreicht die Seeforelle im Léman aussergewöhnliche Grössen. Während der Laichwanderung können teilweise Fische an der Metergrenze in den Zuflüssen beobachtet werden. Leider ist der Bestand – wie in den meisten Schweizer Seen – über die Jahre stark eingebrochen. Dennoch sind weiterhin gute Fänge möglich. Die Hauptsaison läuft von Mitte Januar bis in den April. In diesem Zeitraum werden die besten Fänge beim Schleppen mit Seehund oder Sideplaner gemacht. Aber auch mit der Tiefseerolle besteht jederzeit die Chance auf eine Überraschung – besonders beim Schleppen auf Saibling sollte man dies im Hinterkopf behalten, denn so manche kapitale Seeforelle ist schon an zu dünner Schnur verloren gegangen.
Auch wenn die Bestände in den letzten Jahren teilweise rückläufig waren, ist der Léman bekannt für seine hervorragende Saiblingsfischerei. Der Seesaibling wird hauptsächlich mit der Tiefseerolle befischt. An guten Tagen sind beachtliche Stückzahlen möglich, und oft überschreiten die Fische die 1 Kilogramm-Marke. Ausnahmefische über 2 bis 3 kg werden jedes Jahr gefangen, noch grössere Exemplare sind ebenfalls möglich – in einem solchen Fall kann man aber von einem «Fisch des Lebens» sprechen.
Für Fischer, die mit der Schleppfischerei nichts anfangen können, sind auch gute Fänge mit der Rute möglich. Vor allem im Frühsommer lassen sich Saiblinge mit der Felchen-Hegene überlisten. Im Hochsommer hingegen sind die Fische sehr schwer zu finden. Wer im Juli oder August auf dem See unterwegs ist, richtet seine Hoffnung daher besser auf die Raubfische.
Der wohl bekannteste Raubfisch der Schweiz ist auch im Genfersee stark vertreten und lässt sich – im Gegensatz zu Seeforelle und Seesaibling – auch sehr gut vom Ufer aus fangen. Alle gängigen Egliköder sind einen Versuch wert. Die meisten Fischer setzen jedoch auf die traditionelle Hegene, egal ob mit Nymphen oder Gummifischchen bestückt.
Ist einmal einer der grossen Schwärme gefunden, sind oft Massenfänge möglich. Gleichzeitig ist jederzeit mit sehr grossen Egli zu rechnen, die sich unter oder am Rand der Schwärme aufhalten. Wer gezielt auf kapitale Exemplare aus ist, steht am besten früh auf und befischt die Uferzonen, in denen die Kleinfische gejagt werden. Die fängigste Zeit für gute Stückzahlen ist der Hochsommer. Im Herbst nimmt die Durchschnittsgrösse zu, und die Chance auf einen kapitalen Fang steigt deutlich.
In den letzten Jahren wurde der Léman international bekannt durch seine Rekord-Hechte. Ob geschleppt oder geworfen, ein Hecht von 1,2 m ist jederzeit möglich. Fische über 1,3 m werden jedes Jahr gefangen, und der inoffizielle Seerekord liegt bei unglaublichen 1,41 m. Wer es auf die ganz Grossen abgesehen hat, darf keine Hemmungen vor grossen Ködern haben. Beim Schleppen kommen riesige Wobbler und Gummifische zum Einsatz, während die meisten Spinnfischer gezielt mit schweren Gummifischen im Freiwasser angeln. Geduld ist gefragt, um stundenlang Köder jenseits der 100 Gramm zu werfen. Doch wenn der ersehnte Biss kommt, sind die Chancen auf einen echten Ausnahmefisch hervorragend.
Noch vor einigen Jahren wurden zahlreiche und auch kapitale Felchen im Genfersee gefangen. Leider sind die Fänge seither stark zurückgegangen. Die Felchen kommen meist nur noch für kurze Zeit im Frühling in Ufernähe, bevor sie wieder ins Freiwasser ziehen. Ohne modernes Echolot gleicht das Fischen oft der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Trotzdem bleibt die Féra für viele Fischer ein Traumfisch des Léman – und wer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, kann noch immer Sternstunden erleben.
Zu den hier beschriebenen Fischarten kommen noch verschiedene Weissfischarten und Karpfen hinzu. Diese werden zwar nur vereinzelt befischt, können jedoch für eine kurzweilige Fischerei sorgen. In den letzten Jahren breitet sich zudem der Wels immer stärker aus. Mittlerweile sind vor allem im Genfer Teil des Sees kapitale Wels-Fänge möglich.
Auch wenn der Genfersee eine echte Herausforderung darstellt, kann man mit guter Planung hinsichtlich Saison und Zielfisch – und mit einem Quäntchen Glück – wahre Sternstunden erleben. Und wer weiss: Vielleicht wartet auch Dein Fisch des Lebens irgendwo in den 89 km³ Wasser.
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