[Die «]Neuen[» und ihre Lieblingsgewässer]
28 | 05 | 2018 Schweiz | PraxisText & Fotos: die Neuen 09034
28 | 05 | 2018 Schweiz | Praxis
Text & Fotos: die Neuen 0 9034

Die «Neuen» und ihre Lieblingsgewässer

Auf den folgenden Seiten stellt sich das neue «Petri-Heil»-Team gleich selbst vor. Neben diesen vielversprechenden neuen Köpfen gewährleisten bestens bewährte Autoren und Fotografen interessante Reportagen und Berichte aus allen Sparten der Schweizer Fischerei.

 

Robin Hrovatic   
Alter: 41
Beruf: Lektor
Fischen: Ansitzangeln und Spinnfischen vom Ufer aus
Hausgewässer: Zürichsee unteres Seebecken


Wozu in die Ferne schweifen, wenn…

...das Gute so nahe liegt? In meinem Fall ist es der Zürichsee. Gleich um die Ecke kann ich am Fährensteg in Horgen von Hechten über Egli bis hin zu Trüschen allerlei Fische fangen. Grundsätzlich bergen aber alle Stege im unteren Seebecken des Zürichsees grosses Potenzial. Weil ich hier mit zwei Ruten fischen darf, setze ich am liebsten eine Rute mit dem toten Köderfisch am Zapfen auf Hecht, während ich mit der andern Rute mit meinem geliebten «Käfer»-Löffel auf die Egli abziele. Der Moment, in welchem ich realisiere, dass der Zapfen mit dem Köderfisch in die Tiefe gezogen wird, ist durch nichts zu ersetzen: Die Welt steht dann für einen kurzen Moment still und die Knie beginnen schon zu schlottern, noch bevor der Anhieb gesetzt ist. Wenn am Ende alles aufgeht und ein schöner Hecht im Feumer liegt, bin ich selig und kann noch Wochen von diesem Erlebnis zehren. Aber das klappt natürlich nicht immer. Oft genug gehe ich als Schneider heim, wenn ich den Grossen nachstelle. Darin liegt aber auch gerade der Reiz des Fi­schens. Der Wert eines schönen Fischs ist nur deshalb so gross, weil er nicht jederzeit verfügbar ist. Insofern ist Fischen auch eine grossartige Schule fürs Leben. Wer Gros­ses erreichen will, braucht auch eine gehörige Portion Frustrationstoleranz. Das Gute am Scheitern ist aber – der nächste Sonnenaufgang und damit die nächste Chance auf den Fisch des Lebens kommt ganz bestimmt.

 Lago di Lugano

Lago di Lugano

Ruben Rod  
Alter: 32
Beruf: Umweltingenieur und Berufsschullehrer
Fischen: Spinnfischerei-Allrounder und gelegentlicher Felchenfischer
Hausgewässer: Zürichsee


Quanto è bello il Lago di Lugano!

Als ich auf einer Schulreise erstmals am Luganersee war, hat es mich schier umgehauen. Eben noch im nebligen und nasskalten Mittelland, steigt man nach einer verhältnismässig kurzen Bahnreise auf der Südseite des Gotthards aus und kann an palmengesäumten Ufern im T-Shirt spazieren. Die Klassenfahrt führte uns damals zum Swissminiatur nach Melide. Doch mehr als über die miniaturisierten Schweizer Wahrzeichen staunte ich an der Uferpromenade über Trupps von Schwarzbarschen und den Süsswasser-Schleimfischen zwischen den Steinen am Ufer. Ebenso mediterran wie die Vegetation mutet auch die aquatische Fauna an.

Nach dieser Schulreise zog es mich über die Jahre hinweg immer wieder an diesen See und ich verdanke ihm zahlreiche unvergessliche Momente und Fänge. Als Spinnfischer wähnt man sich hier stellen- und zeitweise im Raubfischparadies. Selbst wenn sich die guten Chancen auf grosse Zander, Schwarzbarsche oder Hechte nicht erfüllen, schnappt schliesslich doch ein dicker Cavedano nach dem Köder. Denn die hier häufigen südlichen Vettern des Alet sind ausgesprochen räuberisch und entschädigen den erfolglosen «Raubfischer» trotzdem. Auch die Kulisse mit den üppig bewaldeten und steil in den See abfallenden grünen Ufern voller Strukturen ist die kurze Reise in den Süden wert!

 Sihlsee

Sihlsee

Markus von Euw  
Alter: 29
Beruf: Unternehmer
Fischen: Allrounder mit Fokus auf Raubfisch
Hausgewässer: Früher oft Sihlsee, mittlerweile überall etwas


Sihlsee – drei Gewässer in einem

Eingebettet in das obere Sihltal windet sich der Sihlsee vom Ybrig bis nach Einsiedeln. Die alpine Kulisse zeigt sich besonders im frühen Winter von ihrer schönsten Seite und kann mit einer atemberaubenden Bergkulisse auftrumpfen! Der Sihlsee reizt mich besonders, weil es eigentlich drei Gewässer in einem und die Fische fast immer irgendwo aktiv sind. Man muss sie nur finden und die Abhängigkeiten in Erfahrung bringen. Im hinteren Bereich ist es recht flach, Sihl und Minster sind zwei Zuflüsse, welche reichlich Sediment eintragen und das Wasser trüben. Im mittleren Teil zwischen den Brücken gibt es sehr unterschiedliche Strukturen und im Normalfall klareres Wasser, und im unteren Teil gegen die Staumauer ist es am tiefsten und auch am klarsten. Irgendwo passt es fast immer! Am liebsten angle ich am Sihlsee aktiv auf Zander. 

Mittlerweile bin ich öfters auswärts als zuhause und fische hauptsächlich an Seen, Flüssen und am Meer in Deutschland, Frankreich, Schweden, Niederlande, Italien und Spanien.

 Walensee

Walensee

Daniel Luther  
Alter: 49
Beruf: Redaktor
Hausgewässer: Walensee


Der Walensee – die launische Diva

Von einem Lieblingsgewässer zu schreiben, fällt mir beim Walensee schwer. Dafür ist diese steilufrige Diva zu launisch und zu kühl. Und damit ist nicht nur die durchschnittliche Wassertemperatur gemeint. Der perfide psychologische Effekt: Umso intensiver freut man sich, wenn man tatsächlich einmal einen schönen Fisch fängt – oder überhaupt einen Biss hinbekommt. Doch das Schicksal hat mir den Walensee als Hausgewässer beschert. An diesem See habe ich meine ersten Würfe gemacht und ein unstillbares Fischerfieber entwickelt. Eines, das sogar meine Ausbildung und meine Berufswahl beeinflusst hat. Typisch ist allerdings, dass mir mein allererster Fang nicht in diesem antiseptisch klaren und scheinbar fischlosen Wasser gelungen ist. 

Der Walensee hat mich früh Demut gelehrt, und er hat mich als Fischer kreativ und flexibel gemacht. Ich bin ihm nicht ausgewichen und habe mich auf die steilen Felsufer, das tiefe, kalte Wasser und seine heimlichen Bewohner eingelassen. Ich wurde zum fanatischen Trüschenjäger und zum geduldigen Seeforellenpirscher. Meine Ausdauer wurde oft auf die Probe gestellt, aber auch reich belohnt. Die spektakuläre Kulisse ist eine wunderbare Bühne für grosse Emotionen. Unvergesslich, wenn eine breite silberne Flanke aufblitzt im magischen Türkisblau oder eine fette Trüsche glänzt im Feuerschein einer Dezembernacht. Über die Jahre hat sich der Walensee als überraschend vielfältiges Revier mit schönen Fischen erwiesen. Diese Erfahrung macht jeder Angler, der sich intensiv mit einem Gewässer beschäftigt. Wissen, Ortskenntnis und Erfahrung werden belohnt. Viele meiner schönsten Fänge habe ich meinem Haussee zu verdanken: Seeforellen, Bachforellen, Egli, Hechte, Trüschen, Aale, Alet, Hasel, Rotaugen, Felchen, Albeli, Seesaiblinge, Gründlinge und sogar eine Schleie auf Twister. 

Andrin Krähenbühl  
Alter: 24
Beruf: Ökologe in Sachen aquatische Ökologie und Evolution
Fischen: Spinnfischen und Fliegenfischen
Hausgewässer: Bielersee


Glücklich, wer im Kanton Bern fischt

Im Kanton Bern hat man gewässertechnisch zum Glück sehr viel Auswahl. Mein Lieblingsgewässer ist der Bielersee und die angrenzenden Kanäle. Dort hat man das ganze Jahr hindurch vielfältige Möglichkeiten für die moderne Kunstköderfischerei auf Hecht, Egli und Zander. Besonders die Finesse-Fischerei mit der Baitcast-Ausrüstung auf Egli und die Softbait-Fischerei auf Hecht haben es mir angetan. Falls es mal etwas gemütlicher sein soll, sind die Felchen häufig dankbare Fische. Wenn ich gerade nicht am Bielersee bin, dann meistens entweder auf «Silberjagd» am Thunersee oder an einem schönen Bach.

 Bielersee

Bielersee

Ivan Valetny  
Alter: 26
Beruf: Selbstständiger Kunstköder­produzent und Fischerguide
Fischen: Spinnfischen in allen Variationen
Hausgewässer:Bielersee  


Freiheit auf dem Bielersee

Die ersten Fischererfahrungen machte ich in meiner alten Heimat Russland, als ich eben das Laufen beherrschen lernte. Richtig angefangen mit dem Fischen habe ich am Bielersee und seither ist eine ganze Weile vergangen.

Mit der Rute in der Hand war ich bisher in einigen abgelegenen Ecken dieser Welt zu Besuch und trotzdem bin ich immer wieder hier anzutreffen. Ob vom Boot oder vom Ufer, die Chancen auf einen Fisch sind immer gegeben. Der See ist – wie die Natur an sich – in ständigem Wandel. Dieses Gewässer strahlt oft gleichzeitig Ruhe und Kraft aus. Und plötzlich bläst der Wind, wühlt alles auf und nach zwei Stunden ist der See wieder ruhig. Vor allem die ungeliebte Bise ist hier ein häufiger Begleiter. Im Frühling hingegen ist der See bedeckt von zahlreichen Flocken, welche vom sanften Wind auf die Wasseroberfläche getragen werden.

Der Bielersee ist immer einen Besuch wert und lädt ein, um einige Stunden zu verweilen. Ich schätze die Freiheit und die vielfältigen Möglichkeiten, welche der Bielersee uns Fischern zu bieten hat.

 Zugersee

Zugersee

Robin Melliger  
Alter: 20
Beruf: Internet Marketing Manager
Fischen: Spinnfischen
Hausgewässer: Vierwaldstädtersee


Zu Hause an Vierwaldstättersee und Zugersee 

Der Vierwaldstättersee ist einer der facettenreichsten Seen der Schweiz. Im Nidwaldner-Teil des Sees kenne ich mich am besten aus. Über die Jahre habe ich mich aber noch stärker mit dem Zugersee auseinandergesetzt. Es ist immer wieder ein neues Erlebnis, in den flachen Buchten und den stark abfallenden Ufern dieses wunderschönen Sees zu fischen. Am Ende des Tages wird man nicht selten mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang beschenkt. In beiden Seen setze ich mich grösstenteils mit der aufregenden Spinnfischerei auf den Hecht auseinander. Gerne nehme ich auch Familie und Freunde zum Fischen mit. Falls die Fische mal nicht beissen wollen, ist das nicht weiter tragisch, da die schöne Landschaft Grund genug ist, diese kleine Reise anzutreten. Ebenfalls fasziniert mich das Spinnfischen auf starke Salzwasserräuber in neuen Gewässern rund um die Welt.  Ein Grossteil meines Ersparten fliesst in das Reisen zu neuen Fischen. 

 Thunersee

Thunersee

Daniel Ducret  
Alter: 27
Beruf: Bankkaufmann, tätig beim VBS (Bund)
Fischen: Schlepp­fischen
Hausgewässer: Thunersee


Leidenschaftlich am Thunersee

Das Fischen auf Hechte, Saiblinge und Seeforellen im Thunersee gehört für mich zu den aufregendsten und interessantesten Dingen – von der Gänsehaut bis zum Adrenalinschub, von bitterer Enttäuschung bis zum lauten Freudenschrei ist alles dabei! Die Spannung, die die Fischerei immer wieder aufbaut, gipfelt in einem Feuerwerk aus Emotionen und Energie. Ich liebe meine Passion, auch etwas überdramatisierte Geschichten und das Fischerlatein. Für mich ist Fischen die schönste Art des Versagens.

Wind, Wellen und Kälte – Sonne, Wasser und Wärme: das alles darf ich hier auf dem Thunersee erleben – immer wieder und zu jeder Jahreszeit. Hier verbringe ich unzählige Stunden – Stunden der Erholung, der Freude, des Wartens und vor allem Stunden zum Nachdenken. In der Region, in der andere Ferien buchen, bin ich am Fischen.

Das ist auch der Grund, warum ich mich als Präsident von Highland Fishing engagiere; um mit einem vorbildlichen Verhalten den «unorganisierten» Fischern aufzuzeigen, dass es sich lohnt, einem Fischereiverein beizutreten und am Vereinsleben aktiv teilzunehmen; um mittels Ausbildungen und Infoveranstaltungen (Fischereigrundkursen, Sachkundenachweisen, Tag der Fischerei) die Wichtigkeit im sachgerechten Umgang mit dem Fisch aufzuzeigen; um gemeinsame Projekte wie die Schaffung von neuen Lebensräumen durchzuführen.

Mauro & Daniela Misteli  
Alter: 34 und 31
Beruf: Vertrieb Fischereiartikel
Fischen: Leidenschaftliche Fliegen­fischer, gelegentliches Spinnfischen
Hausgewässer: Inkwilersee, Bielersee


Mut zu Neuem!

Unsere Faszination gilt dem Streamerfischen mit der Fliegenrute. Durch die schier endlose Auswahl verschiedener Fliegenschnüre, die in den letzten 15 Jahren auf den Markt gekommen sind, haben sich viele neue Möglichkeiten ergeben. So können wir mit Sinkschnüren in Tiefen bis zehn Meter auf Hecht und Egli im See fischen. Diese besondere Art des Fliegenfischens hat uns in ihren Bann gezogen.

Und im Frühling, wenn die Forellen noch tief stehen und träge sind, bietet die Fischerei mit der Switchrute grosse Chancen, um mit einem tief geführten Streamer einen schönen Fisch zu haken. Ausserdem ist diese Fischerei mit schweren Fliegen im Vergleich zur Einhandrute sehr entspannend. Natürlich werfen wir gerne steigende Fische mit der Trockenfliege an, aber da sich die Aktivität der Fische in Oberflächennähe auf ein paar wenige Monate beschränkt, gehen wir gerne auch andere Wege. 

Ein eigentliches Lieblingsgewässer haben wir nicht, denn wer will sich schon zwischen dänischen Meerforellen, grossen Egli und Hechten festlegen?


Und «Last but not least»

Bernhard Stegmayer, der im Zürcher Oberland und am Zürichsee unterwegs ist, Martin Pütter aus Basel, der sich an der Birs und am Basler Rhein zu Hause fühlt, Tausendsassa Chris Wittmann aus Graubünden, unser Schleppfischerei-Grossmeister Peter Schenk, der an allen grossen Mittellandseen unterwegs ist, Carsten Arbeiter vom Bodensee, der Walliser Jean-Louis Borter, sowie Stefan Sieber, der am Zürichsee zu Hause ist. Und es ist durchaus möglich, dass in den nächsten Monaten das eine oder andere zusätzliche Gesicht auftauchen wird. Wir freuen uns auf eine bunte, vielfältige und abwechslungsreiche Berichterstattung über viele Lieblingsgewässer quer durch die Schweiz!

 

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