


25 | 09 | 2020 | Praxis | Video | ![]() | ![]() |
25 | 09 | 2020 | Praxis | Video |
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Topwater-Köder bieten eine spektakuläre Fischerei: Bugwellen und Schmatzer hinter dem Köder, ein lauter Biss und Widerstand bis die Bremse surrt! Nichts ist nervenaufreibender, als wenn Trupps von Egli am Rauben sind. Ivan Valetny berichtet über seine Erfahrungen beim Fischen mit dem schwimmenden Stickbait auf Egli.
Stickbaits, was soviel wie Stock-Köder bedeutet, sind Wobbler ohne Tauchschaufel. Es gibt sie in sinkender und schwimmender Ausführung und ihre Aktion unterscheidet sich deutlich von einem gewöhnlichen Wobbler. Stickbaits imitieren ein panisch an der Oberfläche flüchtendes Beutefischchen perfekt; mit kleinen Rucken aus dem Handgelenk geführt, schiessen sie hin und her. Diesen Führungsstil nennt man übrigens «walk the dog» (den Hund ausführen). Gerade jetzt, mit dem Einzug des Herbstes, sind die Egli munter und die Beutefische zumeist in einer für uns Fischer idealen Grösse von fünf bis acht Zentimeter. Der richtige Zeitpunkt also, um mit einem kleinen Stickbait den Eglistandplätzen einen Besuch abzustatten.
Was die heutige Angelindustrie produzieren kann, erstaunt und freut mich immer wieder. Mit solch leichtem «High-End»-Gerät kann man stundenlang und ermüdungsfrei fischen. Mit einer schweren, weichen Rute ist das Stickbait-Fischen um einiges anstrengender und geht mit der Zeit in die Schulter. Ich verwende daher eine ultraleichte Eglirute von Graphiteleader mit 1,86 m Länge und einem sagenhaften Eigengewicht von gerade mal 53 Gramm. Diese hat immer noch das nötige Rückgrat, um die Bewegungen aus dem Handgelenk fast eins zu eins zum Köder zu bringen. Bei einer weicheren Rute verpufft hingegen ein guter Teil des Impulses in der nachgebenden Rutenspitze.
Dazu kombiniere ich eine möglichst leichte, hochwertige Stationärrolle wie die Luvias 2000 von Daiwa mit lediglich 150 Gramm Gewicht und die 0,10er-Nanofil von Berkley mit einem 0,18er-Fluorocarbonvorfach.
Je früher im Jahr, desto kleiner sollten auch die Stickbaits sein. Man kann schon von Juni an vereinzelt jagende Eglis beobachten. Da verwende ich gerne den Chubby Pencil von Illex. Dieser ist nur 55 Millimeter lang, schlank und passt genau in das Beuteschema im Frühsommer. Später im Jahr verwende ich gerne Modelle von sechs Zentimeter Länge und etwas mehr Volumen wie den Bevy Pencil von Lucky Craft. Noch später im Jahr funktionieren Köder wie der Lucky Craft Sammy oft noch besser als kleinere Modelle, da sie etwas voluminöser und länger sind. Meistens ist die Köderführung mit einem grösseren Stickbait einfacher, doch sind schlankere, aber schwieriger zu führende Modelle in der Regel fängiger.
Geeignete Angelstellen für Stickbaits sind alle Bereiche, wo die Egli regelmässig jagen. Man kann sie mit dem Stickbait auch an Stellen zum Biss reizen, an denen sie eigentlich selten rauben. Am effizientesten funktioniert dieser Köder aber dort, wo immer wieder Egli die Butzen an die Oberfläche treiben. Besonders bei abfallenden Kanten vom Flachwasser in tiefere Bereiche hat man auch vom Ufer aus beste Chancen, um mit einem gegen das Ufer flüchtenden Köderfischchen den Jagdinstinkt der Egli zu reizen. Aber auch mit einem in die umgekehrte Richtung geführten Stickbait vom Boot her kann man die Egli gut aus der Reserve locken. Zudem sind vom Boot aus natürlich auch die Kanten in grösserer Entfernung zum Ufer erreichbar, die stellenweise sehr ergiebig sein können. Wenn die Egli an einem Spot gerade nicht am Jagen sind, werfe ich nicht immer wieder an dieselbe Stelle. Die Egli lernen bekanntlich schnell dazu und verschmähen den Köder nach einigen Würfen gänzlich. Ich versuche daher, die Fläche andauernd von links nach rechts abzuwerfen, in der Hoffnung, dass ein paar Egli umherschwimmen und eine kleine Jagd unter Wasser veranstalten, die man an der Oberfläche nicht bemerkt. Das passiert nämlich viel öfter, als wenn die Egli an der Oberfläche am Rauben sind.
Auch wenn die Egli bei der Oberflächenjagd scheinbar durchdrehen, so sind sie doch schlau. Hat es an einer Stelle zu viele Boote, stellen sie ihre Jagden an der Oberfläche schnell wieder ein.
Um einen Stickbait im «walk the dog»-Stil zu animieren, muss man konstant und regelmässig kurbeln und dabei feine Schläge in die lockere Schnur machen. Je stärker die Schläge, desto mehr bricht der Stickbait auch zur Seite aus. Je schneller die Schläge hintereinander gemacht werden, desto kürzer werden die Bahnen, welche der Köder nach links und rechts macht. Kurbelt man schnell ein, werden die Seitwärtsbewegungen weniger ausgeprägt. Tauchen die Egli hinter dem Köder auf, gibt dieses Schnellerwerden oft den Ausschlag zum Biss.
Aber wie bereits erwähnt sind Egli schlaue Fische und man muss immer wieder probieren, welcher Führungsstil und welche Ködergrösse gerade angesagt sind. Dabei hilft, dass man ja den Köder direkt auf oder knapp unter der Oberfläche führt, und so die Wirkung der Schläge und Einholgeschwindigkeit auf den Lauf des Köders genau beobachten und bei Bedarf anpassen kann. Ein Oberflächenköder sollte auch an der Oberfläche laufen; bei zu dicken Vorfächern und einer zu dicken Hauptschnur passiert es jedoch, dass der Köder unter die Wasseroberfläche abtaucht. Das bringt auch Fische an den Haken, aber man kann so nicht genau beobachten, was gerade hinter dem Köder passiert. Wenn man den Köder unter der Wasseroberfläche präsentieren will, hängt man besser einen sinkenden Stickbait dran, der für diese Köderpräsentation konzipiert wurde.
Beim Fischen mit dem Stickbait an der Oberfläche hat man viele Fehlbisse, das lässt sich kaum vermeiden. Es ist daher äusserst wichtig, dass man erst anschlägt, wenn man einen Widerstand in der Rute spürt. Oft ist es so, dass zuerst ein paar kleine Egli eine Attacke versuchen, ehe die grösseren Exemplare entschieden zuschlagen.
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