Fische schonen!
20 | 12 | 2022 SchweizText: Ruben Rod 911758
20 | 12 | 2022 Schweiz
Text: Ruben Rod 9 11758

Fische schonen!

Im letzten Monat haben wir Euch gefragt, was Ihr von einer Aufhebung der Schonmassnahmen für Hecht und Egli haltet. Der Schutz, aber auch der Respekt vor den Fischen in dieser sensiblen Phase hat für die meisten Abstimmungs­teil­nehmenden einen hohen Stellenwert.


«Von Gesetzes wegen sind die Kantone verpflichtet, die Fischerei so zu regeln, dass einzelne Arten nicht überfischt werden. Sie müssen Schonmassnahmen vorsehen, falls dies zum Erhalt einzelner Fischpopulationen notwendig ist. Dabei steht nicht der Schutz des einzelnen Laichtiers im Vordergrund, sondern der Erhalt einer bestimmten Population. Was heissen kann, dass auch ein gewisser Anteil an juvenilen Fischen zum Fang frei sein kann, wenn dabei die Population keinen Schaden nimmt.» Mit diesen Sätzen beginnt 2013 ein Antwortschreiben der Fischerei- und Jagdverwaltung des Kantons Zürich anlässlich kritischer Rückmeldungen zur Aufhebung von Schonmassnahmen. Obwohl diese Entscheidungen ausführlich begründet und wissenschaftlich abgestützt werden, zeigte sich bereits damals eine breite Ablehnung in der Fischer­gemeinde. Das hat sich bis heute nicht geändert und sich möglicherweise sogar verstärkt.


Klare Befürwortung von Schonmassnahmen

Mehr als zwei Drittel der 364 Umfrageteilnehmenden befürworten eine Schonzeit für Egli und Hecht grundsätzlich. Jeder Fünfte macht diese Frage vom betreffenden Gewässer abhängig und nur rund einer von Zehn befürwortet generell eine Aufhebung der Schonzeit bei diesen Arten. Noch deutlicher ist die Befürwortung eines Schonmasses oder eines Fangfensters: Dafür sprechen sich ganze 84 % aus. Deutlich mehr als die Hälfte (58 %) sind zudem der Meinung, dass man die Fische­ durch Regulierungen besser schützen könnte. Der Schutz der Fische geniesst heute offensichtlich einen hohen Stellenwert unter den Fischern. Ein Widerspruch? Nein, eher ein Ausdruck der Achtung. «NACHHALTIGKEIT wird bei mir grossgeschrieben. Ich lasse gerne auch mal einen Fisch aus ökologischen Gründen frei», fasst etwa Danilo in seinem Kommentar die Haltung­ vieler heutiger Petrijünger zusammen.


Anstössiger Kaviar

«Laichreifen Hecht verwerten ... mir wird gerade speiübel!! Hört auf mit dem Mist, so etwas Blödes habe ich ja noch nie gehört, muss denn das auch noch so publiziert werden? Der Laich eines jeden Fischs o h n e Ausnahme gehört dorthin, wo er hingehört: ins Wasser, Punkt!». Dieser Kommentar macht klar, dass Kaviar definitiv nicht jedermanns Sache ist. Mit 63 % hat die Ablehnung eine klare Mehrheit. Dennoch zeigt sich mit 37 % mehr als jeder Dritte gegenüber der Verwertung von Fischeiern offen. Entnimmt man im Rahmen der geltenden Vorschriften einen Fisch mit Eiern, macht eine möglichst vollständige Verwertung des Tiers durchaus Sinn und stellt auch eine Form der Wertschätzung dar. Ob einem das schmeckt, ist dann noch Geschmackssache … 


Die Abstimmung ist geschlossen

Hältst Du Schonzeiten für Hecht und Egli für sinnvoll?

Total Abstimmungen: 364

68% | Ja

12% | Nein

20% | Kommt aufs Gewässer drauf an


Wann machst Du Pause beim Egli und Hecht-Fischen?

Total Abstimmungen: 351

62% | Während der vorgeschriebenen Schonzeit

38% | So Ende Januar, Mitte Februar ist bei mir Schluss


Findest Du Schonmasse oder ein Fangfenster für Hecht und Egli sinnvoll?

Total Abstimmungen: 352

84% | Ja, in jedem Fall

7% | Ja, wo es keine Berufsfischer hat

9% | Nein


Bist Du zufrieden mit den Vorschriften der Verwaltung?

Total Abstimmungen: 342

36% | Ja

58% | Nein, man könnte die Fische besser schützen

7% | Nein, die Vorschriften finde ich zu streng


Hast Du schon einmal Fischeier verwertet?

Total Abstimmungen: 344

18% | Ja

63% | Nein, und ich will das auch gar nicht probieren

19% | Nein, aber das würde ich gerne mal probieren



Egli & Hecht:
Im Winter schonen oder befischen?

Bei Hecht und Egli sind die Schonzeiten am Zürichsee schon seit Jahren aufgehoben. Gemäss wissenschaftlichen Untersuchungen und der Fischerei- und Jagdverwaltung stellt das für die Räuberpopulationen kein Problem dar. Das mag sein, doch die Fischerei auf Rogner und Milchner im Spätwinter ist trotzdem nicht allen geheuer.


Der Zürcher Fischereiverband stellt 2016 folgenden Antrag an die Zürcher Jagd- und Fischereiverwaltung: «An der Delegiertenversammlung vom 7. April 2016 hat sich eine Mehrheit für eine Einführung einer Egli-Schonzeit ausgesprochen. Somit stellt der FKZ den Antrag, die Schonzeit des Barsches (Egli) vom 1. März bis am 15. Mai, im Sinne von Art. 26, gem. Fischereivorschriften des Kt. Zürich vom 1.1.2015, wieder einzuführen. Die Egli befinden sich ab 1. März im hohen Laichstadium, weshalb der Fisch auch viel Energie und Fleisch gelassen hat. Leider ist in den letzten Jahren die gezielte Fischerei auf die (Laich)-Egli überbordet und der Umstand einer Fortpflanzungszeit wird nicht mehr respektiert.»

Auf diesen Antrag trat die Verwaltung nicht ein und nach wie vor gibt es keine Schonzeit und -masse für Egli und Hecht am Zürichsee. Es ist den Fischern überlassen, wann sie diese Arten befischen und in welchen Grössen sie entnommen (oder zurückgesetzt) werden. Die Handhabung und Meinungen gehen auseinander. Das Fischen auf die beiden häufigsten Spinnfischerziele ist heutzutage spürbar anspruchsvoller und weniger ertragreich als in den 1990er-Jahren mit Mindestmass und Schonzeiten. Da mögen noch etliche andere Faktoren wie der allgemeine Nährstoffrückgang mit eine Rolle spielen, was dennoch den schalen Beigeschmack nicht lindert. Soll man auf die Egli und Hechte fischen, wenn sie sich zur Fortpflanzung versammeln und man weiss, wo die Laichgebiete sind? Oder wäre es nicht gerade jetzt an der Zeit, stattdessen Felchen und Seeforellen zu befischen? Zumal vor allem die Felchen von Februar bis Ende April so gut beissen wie sonst kaum? Soll das «Petri-Heil» im Spätwinter noch Praxisberichte zum Hecht- und Eglifischen bringen oder gar ein Rezept zur Verarbeitung von Fischeiern? Oder sollen wir wie bis anhin auf Frühlings-Artikel für Hecht und Egli verzichten?


Argumente Contra Schonzeit

  • Es gilt als wissenschaftlich erwiesen: Die Fruchtbarkeit und die Kannibalismusrate dieser Arten sind dermassen hoch, dass die Befischung durch Hobbyfischerei deren Populationen nicht wesentlich beeinflusst. Andere (Umwelt-)Faktoren wirken sich wesentlich stärker aus. 

  • Die Laichzeiten sind nicht fix: mal früher, dann wieder später. Ohne Schonzeiten kann man darauf flexibel reagieren. Diese Eigenverantwortung kann man den Fischenden überlassen.

  • Verwertung auch von Laichprodukten ist möglich. Hecht­kaviar ist lecker und auch die Eierpakete der Egli lassen sich braten und verwerten. 

  • Starke wie schwächere Egli- und Hechtjahre wechseln sich auch ohne Schonung ab, genau wie zuvor.

Argumente Pro Schonzeit

  • Endlich ist es soweit, ein weiteres Jahr voller Gefahren haben die dicken Hecht- und Eglimamas überlebt! Sie stehen kurz davor, ihre erfolgreichen Gene weitergeben und zur genetischen Fitness der Population einen wichtigen Beitrag leisten zu können. Dann zuckt ein Störenfried am Laichplatz herum, ein aggressives Laichtier schnappt danach und verabschiedet sich flugs an die Wasseroberfläche und hunderttausende Eier mit ihm auch gleich mit.

  • Schonzeiten machen den Wert der Fische sichtbar und signalisieren Nachhaltigkeit und Wertschätzung den Fischen gegenüber.

  • Die Fische stecken jetzt alle Energie in die Eierproduktion und sind entsprechend mager. Um ein Kilo Eglifilets zu erhalten, braucht es deshalb mehr Fische als im Sommer oder Herbst.

  • Nach der Schonzeit kann mit einer erhöhten Bissigkeit gerechnet werden. Die Chance auf hungrige, abgelaichte Fische steigt, wenn sie vorher eine Weile nicht beangelt werden durften.

 Hechtkaviar schmeckt vorzüglich. Für diese Delikatesse lohnt es sich, gelegentlich einen laichreifen Hecht mitzunehmen. © Ruben Rod

Hechtkaviar schmeckt vorzüglich. Für diese Delikatesse lohnt es sich, gelegentlich einen laichreifen Hecht mitzunehmen. © Ruben Rod

 

Kommentar 

Schonzeiten sind ein gutes Signal

Wer einen Berner fragt, welches denn der wichtigste Fischertag des Jahres sei, wird garantiert den 16. März zu hören bekommen. Andernorts ist es der 1. Mai oder der 26. Dezember. Schonzeiten schüren unsere Vorfreude, spornen uns zum Extraeffort an und zwingen uns auch, unsere Fischerei nicht stets auf dieselben Zielfische auszurichten. Ich sehe daran überhaupt nichts Schlechtes, gerade die Vielfalt macht einen wesentlichen Reiz des Fi­schens aus. Noch wichtiger aber scheint mir: Die Schonzeit, genauso wie das Mindestmass und die Fangzahlbeschränkung geben dem Fisch einen zusätzlichen Wert und signalisieren etwas, was eigentlich einen breiten Konsens haben müsste. Unsere Fischbestände sind nicht unbegrenzt und unsere Gewässer kein Selbstbedienungsladen. Oder andersherum gefragt: Wie soll man für mehr Prädatorenschutz plädieren und auf Verbesserungsbedarf beim Lebensraum der Fische hinweisen, wenn man die eigene Regulierung nicht für nötig hält? Es mag ja sein, dass die Schonzeiten kaum einen ökologischen Effekt haben und es tatsächlich genug Hechte, Felchen oder Egli hat. Doch bei der Fischereigesetzgebung sollte es eben nicht nur um die Fische­, sondern sehr wohl auch um die Fischer­ gehen. Deswegen finde ich es störend, dass es noch immer Gewässer gibt, an denen Fischarten entweder keine Schonzeit und/oder keine Entnahmegrenze haben. Wo keine Schonzeiten gelten oder Fangzahlbeschränkungen fehlen, sagt die Fischereiverwaltung nichts anderes als: «Nehmt! Und zwar soviel ihr wollt.» Und was wohl nicht wenige Hobbyfischer speziell ärgern dürfte: Von einer fehlenden Schonzeit profitiert speziell die Berufsfischerei, welche die einschlägig bekannten Laichplätze von Egli und Hecht im Frühling jeweils gründlich einnetzt. 

Nils Anderson

 

9 Kommentare


eddie

22 | 12 | 2022

Laichreifen Hecht verwerten ...mir wird gerade Speiübel!! Hört auf mit dem Mist so etwas blödes habe ich ja noch nie gehört muss den das auch noch so publiziert werden? Der Laich eines jeden Fisches o h n e Ausnahme gehört dort wo er hingehört : Ins Wasser punkt!

Antworten an: eddie

Hans Ritschard

28 | 12 | 2022

bin gleicher meinung


Erwin

25 | 12 | 2022

Leider gibt es immer noch zuviele unvernünftig Fischer, deshalb sind Schonzeiten, Schonmasse und Fangzahlbeschränkugen nötig. Fischfressende Vögel werden sich nicht daran halten, deshalb muss man Diese (ausserhalb ihrer Brutzeit) verhältnismäßig reduzieren. Gruess Erwin

Antworten an: Erwin

Eduard Huber

28 | 12 | 2022

Genau so sehe ich das auch !
Gruss E.H

Antworten an: Erwin

Hans Ritschard

28 | 12 | 2022

bin auch der meinung


Hoschi

25 | 12 | 2022

Von mir aus könnte man die Vorgeschriebenen Fangzahlen Drastisch reduzieren! Ich sehe keinen Sinn das man pro Tag bis zu 100 Barsche bis zu 5 Hechte oder sogar 6 Forellen fangen darf !!
30 Barsche 2-3 Hechte und 2 Forellen sind für mich das Maximum!
Mit Freundlichen Grüssen Hoschi
Fischer im Kt. Bern

Antworten an: Hoschi

Eduard Huber

28 | 12 | 2022

Auch das ist immer noch viel zu viel ! Aber doch schon viel besser als das was jetzt erlaubt ist !
Gruss E. H


Chlöisu

06 | 01 | 2023

Ich halte es mit der einer CREE-Indianerin zugeschriebenen Weisheit:
ERST, WENN DER LETZTE BAUM GERODET, DER LETZTE FLUSS VERGIFTET, DER LETZTE FISCH GEFANGEN, WERDEN WIR MERKEN, DASS WIR UNSER GELD NICHT ESSEN KÖNNEN!
(von mir leicht abgeändert mit WIR statt MAN)
Auch bin ich der Meinung, dass Schonzeiten, Mindestmasse, Fangfenster und Maximalfangzahlen pro Tag gesamtschweizerisch Gültigkeit haben sollten. Aus dem gleichen Grund (indianische Weiheit) bin ich gegen die LIVE-SONAR-TECHNOLOGIE, mit der wir unsere Fischbestände so ausreizen wie die Meerfischindustrie mit ihren GRUNDSCHLEPPNETZEN.
Petri Heil fürs 2023 ohne Live-Sonar und Schonzeitstreichung!!!


Danilo

07 | 01 | 2023

Meiner Meinung nach sollte es Schonzeiten und Fangfenster für unsere Raubfische geben.
Ich lese im Petri Heil immer wieder, dass vom Essen vom gefangenen Fisch gesprochen wird, auch sieht man meistens nur Tote fische. Muss denn jeder Fisch immer entnommen werden, wenn er das Mindestmass hat? Wenn bei mir ein Fisch am Haken hängt ist das noch lange nicht sein Todesurteil. NACHHALTIGKEIT wird bei mir gross geschrieben. Ich lasse gerne auch mal ein Fisch aus ökologischen Gründen frei.


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