[Fischen als Therapie:]<br/>Die heilsame Wirkung der Angelzeit
07 | 05 | 2025 DiversesText & Fotos: Robin Melliger 0442
07 | 05 | 2025 Diverses
Text & Fotos: Robin Melliger 0 442

Fischen als Therapie:
Die heilsame Wirkung der Angelzeit

Fischen ist weit mehr als ein Zeitvertreib oder eine Methode zur Selbstversorgung. Immer mehr Menschen entdecken die Fischerei als Form der Therapie und nutzen bewusst die positiven Neben­effekte, die dieses Hobby mit sich bringt. Die beruhigende Wirkung des Fischens wurde auch mehrfach wissenschaftlich belegt.


Viele stehen heutzutage permanent unter Druck – sei es durch den Beruf, soziale Verpflichtungen oder den ständigen Einfluss digitaler Medien. Besonders junge Menschen sind heute stark gefordert. Noch nie war der Anteil von Jugendlichen in psychiatrischer Betreuung so hoch wie gegenwärtig.

In einer Welt voller Hektik, Termindruck und ständiger Erreichbarkeit bietet die Zeit am Wasser eine willkommene Gelegenheit, zur Ruhe zu kommen und dem Alltag zu entfliehen. Die stille Natur, das leise Plätschern des Wassers, die angenehme Geräuschkulisse und die Geduld, die man beim Angeln erlernt, wirken beruhigend und entspannend. Wer sich ans oder aufs Wasser begibt, muss sich die Zeit nehmen – erzwingen lässt sich beim Angeln nichts. Gerade diese entschleunigenden Elemente helfen, den Kopf freizubekommen und ganz im Moment zu sein.

Fischen bietet so einen wohltuenden Gegenpol zur Reizüberflutung des Alltags. Auch wenn es einem manchmal vorkommt, als würde die Zeit auf dem Wasser wie im Flug vergehen, so ist die Wirkung dennoch entschleunigend – mit meditativen Effekten, die nachweislich Stress reduzieren. In einer Zeit, in der viele Menschen ständig erreichbar sein müssen, stellt das Angeln einen wertvollen Rückzugsort dar. Ich selbst merke, wie selten ich beim Fischen mein Smartphone zücke – und wenn, dann meist nur zur Navigation.

 Die Ruhe auf dem See ist ein hochwillkommener Kontrast zum hektischen Alltag.

Die Ruhe auf dem See ist ein hochwillkommener Kontrast zum hektischen Alltag.


Als Therapieform anerkannt

In mehreren Bundesstaaten der USA und Grossbritannien ist Angeln bereits als ergänzende Therapieform anerkannt – etwa bei Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen (z.?B. bei Veteranen). Programme wie «Fishing Therapy» oder «Project Healing Waters» bieten gezielte, strukturierte Angel­kurse an, die von Fachpersonal begleitet werden.

Die Verschreibung erfolgt oft im Rahmen eines ganzheitlichen Therapieansatzes – vergleichbar mit Bewegungstherapie oder Achtsamkeitstraining. Dabei kann auch das Belohnungssystem des Gehirns aktiviert werden, was zur Ausschüttung von Glückshormonen beiträgt. Erfolgserlebnisse am Wasser stärken das Selbstbewusstsein und vermitteln ein Gefühl der Selbstwirksamkeit.

In der Suchttherapie hilft das Angeln als sinnvolle Beschäftigung, das Durchhaltevermögen zu fördern. Die Kombination aus Naturerlebnis, sozialem Austausch und einer klaren, fokussierenden Tätigkeit trägt dazu bei, traumatische Erfahrungen besser zu verarbeiten.

Der Jagdinstinkt ist seit Jahrtausenden im Menschen verankert. Beim Angeln – wie auch bei der Jagd – stellt sich ein besonderer Fokus ein. Die bewusste Wahrnehmung der Natur und das Einssein mit der Umgebung fördern innere Ausgeglichenheit. Besonders Menschen mit Schlafproblemen oder chronischer Anspannung profitieren von der beruhigenden Wirkung unseres Hobbys.

 Ausdauer, Geduld und Beharrlichkeit sind willkommene Nebeneffekte unserer liebsten Leidenschaft.

Ausdauer, Geduld und Beharrlichkeit sind willkommene Nebeneffekte unserer liebsten Leidenschaft.


Förderung von Motorik und Bewegung

Neben der mentalen Entspannung spielt auch die körperliche Aktivität eine wichtige Rolle. Auf dem Boot wird der Gleichgewichtssinn geschult; am Ufer legt man oft weite Strecken zurück – meist ohne es bewusst wahrzunehmen. Watfischerei wiederum ist körperlich fordernd und verlangt Geschick und Konzentration.

Gerade für Menschen mit neurologischen Erkrankungen kann das Angeln therapeutisch sinnvoll sein. Notwendige Bewegungen werden ausgeführt, ohne dass sie sich wie anstrengende Übungen anfühlen. Auch Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit oder einem eher bewegungsarmen Lebensstil können durch das Angeln eine Verbesserung ihrer motorischen Fähigkeiten feststellen.

Zudem wirkt sich der Aufenthalt an der frischen Luft und bei Sonnenschein positiv auf die Gesundheit aus – wobei auf ausreichenden UV-Schutz geachtet werden sollte.

 Fischerferien mit Freunden stehen bei den meisten Fischern hoch im Kurs.

Fischerferien mit Freunden stehen bei den meisten Fischern hoch im Kurs.


Gemeinschaft und soziale Kontakte

Angeln lässt sich allein, zu zweit oder in Gruppen ausüben. Während manche die Ruhe für sich allein schätzen, geniessen andere den Austausch mit Gleichgesinnten. Besonders introvertierte Menschen profitieren, da das gemeinsame Interesse von Beginn an eine Gesprächs­basis bietet.

Gesprächsthemen gehen Angler selten aus – Erfahrungen, Weisheiten und Tipps werden gern geteilt. Gemeinsame Angelreisen, ob ins Ausland oder an heimische Gewässer, schaffen bleibende Erinnerungen und vertiefen Freundschaften.

Auch in einer Partnerschaft kann das gemeinsame Angeln eine bereichernde Erfahrung sein. Wer seine Leidenschaft teilt, schafft neue Verbindungspunkte – und wer weiss, vielleicht springt der Funke über und man begibt sich bald zu zweit auf Angelabenteuer.

 Wie heissst es so schön: «Freude ist das Einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.»

Wie heissst es so schön: «Freude ist das Einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.»


Naturerlebnis und Achtsamkeit

Ein zentrales Element beim Angeln ist der intensive Bezug zur Natur. Am Wasser ist man aufmerksam, beobachtet genau und nimmt Tiere und Umgebung viel bewusster wahr als in der Hektik des Alltags.

Das schärft das Umweltbewusstsein und fördert den respektvollen Umgang mit Lebewesen. Viele Angler engagieren sich für Arten- und Gewässerschutz und erweitern dabei stetig ihr Wissen.

Gerade an Fliessgewässern ist die Mithilfe an der Gewässerpflege mit dem Erwerb des Fischereipatents oft selbstverständlich. Diese Einsätze mögen körperlich fordernd sein – doch sie hinterlassen ein gutes Gefühl, weil man selbst einen Beitrag zum Erhalt des Lebensraums leistet.

Wer regelmässig Zeit am Wasser verbringt, erlebt die Natur intensiver, entwickelt ein tieferes Verständnis für ökologische Zusammenhänge und lernt, achtsamer mit sich selbst und seiner Umwelt umzugehen.

 Wer am Bach unterwegs ist, fördert auch die eigene Bewegungsfähigkeit und Balance.

Wer am Bach unterwegs ist, fördert auch die eigene Bewegungsfähigkeit und Balance.


Fazit

Die Faszination des Angelns ist weit mehr als nur ein Hobby. Für viele ist es Quelle innerer Ruhe, ein stabilisierender Anker im Alltag und eine Möglichkeit, sich selbst wieder näherzukommen.

Angeln kann soziale Verbindungen stärken, psychische Belastungen lindern und die körperliche Gesundheit fördern. Es bringt den Menschen in Einklang mit der Natur – und manchmal auch mit sich selbst.

 

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