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![[Green Bay (USA):] Weltmeisterschaft im Street Fishing](/assets/cache/1920/1080/media/Artikel/2025/12/wm/wm-hero.jpg)
| 19 | 12 | 2025 | Reisen | |
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Am Wochenende vom 25. und 26. Oktober 2025 verteidigte das französische Team seinen Weltmeistertitel im Street Fishing. Diese Weltmeisterschaft fand in Green Bay im Bundesstaat Wisconsin der USA statt. Es war das erste Mal, dass eine Weltmeisterschaft ausserhalb Europas ausgetragen wurde. Es galt für die europäischen Teilnehmer, neue Fischarten in neuen Gewässern jenseits des Atlantiks kennenzulernen.
Green Bay ist eine Stadt in Wisconsin am Westufer des Michigansees nördlich von Chicago. Sie wird vom Fox River durchflossen, der hier in den riesigen Michigansee mündet. Der Fox River ist ein Kalksteinfluss, dessen Grund mit Kalksteinplatten übersät ist. Das Wasser hat eine whiskyfarbene Tönung, ist mehr oder weniger trüb und bei unserem Besuch gab es viele Cyanobakterien, die das Angeln an einigen Stellen erschwerten. Die Einheimischen sprachen sogar von einer «grünen Suppe» ...
Der Pegel des Fox River war in den Oktobertagen dieses Jahres aufgrund des heissen und niederschlagsarmen Sommers viel niedriger als gewöhnlich, was die Aktivität der Fische nicht gerade begünstigte. Die Strömung war schwach und der Pegel schwankte ständig, ohne dass man wirklich verstand, warum. Die zahlreichen Ahornbäume färbten die Ufer in Rot-, Gelb- und Orangetönen und die Temperaturen sanken. Morgens gab es manchmal Frost, doch nachmittags war es sehr mild.
Der Fluss schien fischreich zu sein und wir bemerkten bald einmal die Anwesenheit von «Shads», einer Art Süsswasser-Maifisch. Dazu Schwärme kleiner Fische, die zusammen mit den zahlreichen Krebsen die bevorzugte Beute der Raubfische der Gegend sein müssen.
An den diesjährigen Weltmeisterschaften nahmen folgende neun Nationen teil: Vereinigte Staaten, Frankreich, Italien, Niederlande, England, Rumänien, Ungarn, Slowakei und die Philippinen.
Die USA als Gastgeberland waren fest entschlossen, eine gute Leistung zu zeigen und ganz allgemein war das Niveau hoch. Frankreich, Niederlande, Ungarn, England und Rumänien wollten sich den Titel sichern. Doch auch die Italiener und Slowaken waren zu beachten. Und wie würden sich wohl die Philippinen schlagen, die zum ersten Mal an einer Weltmeisterschaft im Street Fishing teilnehmen? Es war schwer zu sagen, wer es auf das Podium schaffen würde.
Der Fox River und der Michigansee verfügen über einen sehr grossen Fischbestand und fast alle Arten sind für Europäer neu, abgesehen von Hecht und Forellenbarsch (Largemouth Bass). Hechte und ihr grosser Verwandter, der Muskie, werden während des Wettbewerbs nicht gezählt. Ihr Vorkommen ist eher selten und sie würden als Bonusfische die Rangliste zu stark beeinflussen. Fänge der folgenden fünf Fischkategorien wurden gewertet:
Die erste gewertete Runde fand am Samstag, den 25. Oktober statt, die zweite am Sonntag, den 26. Oktober, je mit einer Angelzeit von 10 bis 15 Uhr. Es galt, möglichst viele Zentimeter Fisch zu fangen, wobei nur die sieben grössten Fische bewertet wurden, wovon maximal 5 Stück aus einer Kategorie kommen durften. Die Mindestgrösse für einen Fisch, egal welcher Art, betrug 25 cm.
Die Trainingseinheiten (Prefishing) vor und während der Veranstaltung waren von entscheidender Bedeutung. Vier Teilnehmer des Teams kamen eine Woche früher an. Es galt, die ergiebigsten Sektoren und Gebiete genau zu erkunden, aber vor allem die neuen Raubfischarten kennenzulernen und das Fangpotenzial der einzelnen Sektoren einzuschätzen. Um die vielen für uns neuen Arten besser kennenzulernen, unternahmen wir auch einige Angeltouren ausserhalb des Wettkampfgebiets. Amerikaner sind sehr gastfreundlich, und so war es nicht schwer, gute Orte in der Umgebung zu finden. Unsere Begleiter beobachteten währenddessen die Vertreter der anderen Nationen beim Fischen, um Tricks und Stellen der Konkurrenz zu erkunden.
Der Sektor A befindet sich im unteren Teil von Green Bay. Es handelt sich um eine urbane Strecke mit Quais und Steinschüttungen. Mehrere Brücken überqueren den Fluss und es gibt zahlreiche Bauwerke, Schleusen und Pontons, zudem auch einen interessanten Hafeneingang.
Der Abschnitt B liegt weiter flussaufwärts. Es gibt da verschiedene Strukturen und Hindernisse: Pontons, Steinschüttungen, Durchlässe, Brückenpfeiler, im Wasser liegende Bäume. Neben dem Startpunkt befindet sich ein kleiner Kanal, der strategisch günstig liegt, da es dort viele Fische gibt. Der untere Teil des Abschnitts B ist eher wild. Dieser Abschnitt ist riesig und mühsam zu erkunden.
Am Samstag, 25. Oktober ist der erste grosse Tag. Baptiste und Martin fischen im Sektor A und Tom und Jeremy im Sektor B. Baptiste und Martin beginnen wie geplant mit dem Angeln am Ufer, um Smallmouth Bass zu fangen, aber sie haben nur wenige Bisse. Baptiste gelingt es, einen Walleye zu haken, und er nutzt diese schöne Gelegenheit, während Martin einen Smallie und einen Drum landen kann. Anschliessend haben sie Pech und fangen nur Fische, die nicht gross genug sind, um gewertet zu werden. Sie beenden diese Runde auf Platz 6 im Sektor A, was dennoch kein schlechtes Ergebnis ist. Dabei machen sie jedoch eine wichtige Beobachtung für die Zweierteams des nächsten Tags. Sobald es Strömung gibt (vor allem stromaufwärts), werden die Fische aktiver und beissen besser.
In Sektor B begeben sich Jeremy und Tom zum unterirdischen Teil eines Kanals, der in den Fox River mündet, und versuchen es auf Walleye. Die beiden haben keinen Walleye-Biss und entscheiden sich nach zweieinhalb Stunden (zur Halbzeit) für Plan B. Plan B ist das Angeln von Smallmouth Bass am Ufer. Dabei gelingt Tom ein Largemouth Bass-Fang. Weiter stromaufwärts fängt Jeremy schliesslich einen Smallmouth Bass von 43 cm. Das bestätigt Plan B, aber wie in Sektor A scheinen die Smallmouth Bass am Ufer weniger präsent zu sein als beim Prefishing.
Ganz am Ende der Runde, als sie zum Kanal zurückkehren, gelingt es Jeremy sieben Minuten vor Schluss dieser ersten Runde, einen Walleye mit einem Blade Bait zu überzeugen. Es ist ein grosser und wichtiger Fisch, der sie auf Platz 5 im Sektor B bringt.
Am Ende dieser ersten Runde liegt Frankreich auf dem fünften Platz in einem engen Feld. Noch können wir aufgrund der knappen Punktestände von einer Medaille träumen. Die Ungarn und Rumänen belegen die ersten beiden Plätze mit soliden und bemerkenswerten Fängen von Walleye in beiden Sektoren.
In dieser zweiten Runde am Sonntag, 26. Oktober ist noch fast alles möglich. Jeremy und Tom fischen diesmal im Sektor A. Sie wechseln zwischen dem Angeln am Ufer und dem Angeln von einer Brücke aus. Tom fängt Smallies und einen Drum mit einem Finesse-Köder an einem leichten Texas-Rig und Jeremy fängt einen Drum nach dem anderen mit einem kleinen Lipless Bait. Das Duo kann 6 Drums und 3 Smallies fangen. Sie beenden den 2. Durchgang in Sektor A auf Platz 3.
Gabriel und Jules ersetzen Baptiste und Martin und fischen im Sektor B. Am Anfang läuft alles wie geplant, doch dann kommen Zweifel auf. Endlich, etwa anderthalb Stunden vor Schluss, hat Gabriel einen grossen Fisch am Haken. Wir halten den Atem an und er schafft es, einen prächtigen Trommler von 59 cm an Land zu ziehen! Es herrscht Erleichterung und Euphorie und man spürt, dass die beiden jungen Männer in einer enormen Anspannung fischten. Wir können dank diesem «Game Changer» doch noch mit einer Medaille rechnen!
Ungarn holt sich den Titel, während die Rumänen die Silbermedaille gewinnen. Frankreich liegt punktgleich mit England, hat aber mehr Fische und mehr Zentimeter Fisch gesammelt und gewinnt damit die Bronzemedaille. Nach dem Weltmeistertitel im letzten Jahr gewinnt Frankreich also erneut eine Medaille. Es ist die erste französische Street Fishing-Mannschaft, die zwei WM-Medaillen in Folge gewonnen hat!
Wie erfolgte die Auswahl der Fischer für dieses Team?
Ich treffe meine Auswahl auf der Grundlage der Ergebnisse jedes Duos bei den französischen Meisterschaften im Street Fishing der letzten drei Jahre, um die Leistung hinsichtlich ihrer Beständigkeit zu beurteilen. Dazu wähle ich die fünf besten Duos der Gesamtwertung der letzten drei Jahre aus. Anschliessend entscheide ich mich aufgrund der Besonderheiten der Weltmeisterschaft für drei Duos, um die französische Mannschaft zusammenzustellen.
Was sind die Besonderheiten dieser Weltmeisterschaft?
Die Besonderheit lag vor allem darin, dass wir Fischarten fangen würden, die wir in Frankreich nicht kennen. Wir mussten uns während der Vorbereitungsphase schnell anpassen, um eine Angelstrategie für die verschiedenen Wettbewerbsbereiche zu entwickeln.
Wie wird man Teil der französischen Street Fishing-Mannschaft?
Zunächst muss man ein Duo bilden und an der französischen Street Fishing-Meisterschaft teilnehmen, die jedes Jahr stattfindet. Dort muss man drei Jahre lang gute Leistungen zeigen, damit ich eine Konstanz in den Ergebnissen beobachten kann. Aber bei meiner Auswahl zählen nicht nur die Ergebnisse, sondern auch das Verhalten und die Fähigkeit, sich in den Dienst des Teams zu stellen, um eine Gesamtleistung und nicht nur eine Einzelleistung zu erzielen.
Wie seid ihr beim Prefishing vorgegangen?
Nun, wir sind zunächst die beiden Strecken zu Fuss abgegangen und haben dabei geangelt, um die Gebiete, aber auch das amerikanische Biotop und vor allem den Fluss (Fox River) zu erkunden. Dabei haben wir die Techniken aufgeteilt, um zu sehen, ob wir schon ein paar Bisse verzeichnen konnten. Wir haben sehr schnell verstanden, dass der Fluss schwierig ist. Die Einheimischen haben uns viele weitere Tipps gegeben, und zusätzlich zur Erkundung der Gebiete haben wir beschlossen, unser Wissen über die neuen Arten ausserhalb des Gebiets zu vertiefen. Da diese neuen Gebiete sehr fischreich sind, konnten wir viel über das Verhalten dieser neuen Arten lernen. Alle Arten ausser dem Forellenbarsch sind uns völlig unbekannt gewesen. Wir waren begeistert, unsere ersten Schwarzbarsche, Gelbbarsche und Sonnenbarsche, aber auch alle anderen lokalen Arten fangen zu können. Am Ende der ersten Woche haben wir dann mit dem Angeln aufgehört, um die anderen Teams zu beobachten, und als der Rest des Teams eintraf, haben wir unseren Ansatz mit einem frischen Blick der anderen Teammitglieder finalisiert und umgesetzt.
Was ist beim Street Fishing in den USA anders als in Europa?
Street Fishing in den USA ist grandios! Auch wenn es im Vergleich zum Bootfischen nicht viele Berichte oder Videos über Street Fishing gibt, ist es dennoch grossartig, den Atlantik zu überqueren, um auf dem amerikanischen Kontinent zu fischen!
Die Umgebung und das Angeln in den USA sind wirklich anders, alles ist grösser, mit einem Biotop, das enorm viele Fische hervorbringt und eine beeindruckende Artenvielfalt aufweist! Die Bewirtschaftung der Ressourcen scheint aktiv und gut geschützt zu sein, mit viel Kommunikation am Wasser durch Informationstafeln. Was mir vom Street Fishing in den USA in Erinnerung bleiben wird, ist die Bewirtschaftung und die Artenvielfalt – bei jedem Biss weiss man nicht, was man fangen wird! Der Austausch mit den Einheimischen ist sehr einfach, alle interessieren sich für das Angeln. Die Menschen scheinen alle sensibilisiert zu sein. Es ist eine echte Kultur, und man muss nur ein Angelgeschäft betreten, um sich davon zu überzeugen, wenn man die Vielfalt und Auswahl an Ausrüstung sieht!
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