03 | 08 | 2016 | Schweiz | 0 | 21502 |
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Grosshechtrevier Genfersee
In den letzten Jahren hat der Genfersee als Fischereirevier einen ausgezeichneten Ruf erlangt. Weitum bekannt für seine malerische Umgebung steht er inzwischen auch bei Fischern, die einen kapitalen Hecht fangen möchten, hoch im Kurs. David Mailland zeigt, mit welcher Strategie man auf diesem riesigen Gewässer Hechte fängt.
Der Genfersee ist der grösste Voralpensee Europas und besteht aus dem sogenannten «Kleinen See» bei Genf und dem wesentlich tieferen «Grossen See» auf der Seite von Lausanne. Neben Hechten gibt es im Léman auch eine grosse Egli-Population sowie Seeforellen, Felchen und andere einheimische Fischarten. Vor allem die Egli sind bei den einheimischen Fischern beliebt. Ausserdem können immer wieder grosse Seeforellen dabei beobachtet werden, wie sie Insekten von der Wasseroberfläche pflücken.
Verhaltener Start
Es war September, als wir uns für einige Tage Hechtfischen am Genfersee vorbereiteten. Das Wetter war gut, viel besser als in den vergangenen Tagen, als starke Regenfälle die Fischerei beeinträchtigten. Glücklicherweise hatten wir nun gute Bedingungen und starteten in einer atemberaubenden Kulisse mit dem Fischen. Unser erstes Ziel war eine Stelle, wo der Seegrund schnell von 15 auf 5 Meter ansteigt. Wir wollten uns mit dem Ködersystem «Shad à palette» vertraut machen, das zum Einsatz kommen sollte. Dabei handelt es sich um eine Genfer Spezialität, bei welcher ein Gummifisch auf dem Jigkopf mit einem kleinen Spinnerblatt kombiniert wird. Es dauerte nicht lange bis wir die ersten kleinen Hechte fangen konnten.
Anschliessend befischten wir verschiedene Abbruchkanten in grösserer Tiefe, die wir auf dem Echolot erkennen konnten. Obwohl wir die Kanten intensiv abfischten, verzeichneten wir keine weiteren Bisse. Möglicherweise schlugen die heissen Temperaturen und die grellen Lichtverhältnisse den Hechten auf den Magen. Also fuhren wir zurück zur ersten Stelle und schleppten die Abbruchkante ab, die uns am Morgen ein paar Fische beschert hatte. Trotz grossen Bemühungen blieben die Bisse jedoch weiterhin aus.
Taktikwechsel
Den zweiten Tag begannen wir bei starken Windböen in Nyon im Kanton Waadt. Schon bald fingen wir einen 79 cm langen Hecht – unser grösster bis anhin. Auf der Suche nach kapitalen Fischen steuerten wir viele auf dem GPS-Gerät gespeicherte Punkte an. Der immer stärker werdende Wind schien die schlummernden Hechte zu wecken. Die hohen Wellen führten uns auch vor Augen, wie wichtig es ist ein geeignetes Boot zur Verfügung zu haben.
Wir fuhren zu einem abfallenden Plateau in der Nähe von Morges. Auf dem Echolot erkannten wir neben grossen Weissfisch-Schwärmen einige kapitale Signale, das waren unsere Hechte. Wir montierten grosse Köder auf 100 Gramm schwere Bleiköpfe und jiggten sie drei Meter über Grund. Dabei konnten wir ein paar schöne Hechte fangen. Im tiefen Wasser waren zwar auch wirklich riesige Hechte auszumachen, sie zu fangen gelang uns jedoch vorerst nicht. Unsere Köderpräsentation funktionierte bei den kapitalen Exemplaren scheinbar nicht.
Deshalb fing Christoph damit an die Köder extrem langsam einzuholen. Der Taktikwechsel zeigte sofort Wirkung. Er bekam einen kräftigen Biss. Unglücklicherweise konnte sich der Monsterhecht vom Haken befreien und schickte uns nur den von Bisspuren gezeichneten Köder nach oben. Wir speicherten die Koordinaten und beschlossen diesen Spot am nächsten Tag nochmals aufzusuchen. Wir waren ziemlich ernüchtert, doch der nächste Tag sollte die Enttäuschung vergessen machen.
Neuer Anlauf
Es war ein herrlicher Morgen und wir befischten bei strahlendem Sonnenschein eine ungefähr zehn Meter tiefe, vielversprechende Stelle, an der wir grosse Hechte erwarteten. Wir freuten uns aber zuerst über einen grossen Egli, der als Beifang an den Haken ging, sonst blieb es aber relativ ruhig. Alles was wir hörten, waren die Paddelschläge einiger Kanufahrer.
Wir entschlossen uns als Köder einen Buster Jerk (eine schwerere Selbstanfertigung) zu probieren. Um circa drei Uhr nachmittags ging bei Nicolas etwas wirklich Grosses an die Leine. Was wir dann im glasklaren Wasser zu sehen bekamen, war eindrücklich. Ein riesiger und wunderschön gefärbter Hecht zeigte sich nach einem intensiven Drill an der Wasseroberfläche. Leider sass der Haken schlecht und so konnte sich der Hecht im letzten Moment befreien. Wir waren völlig perplex. Christophe reagierte am schnellsten und sprang dem Fisch hinterher ins Wasser. Leider konnte sich der Hecht aber befreien und so zogen wir nur einen enttäuschten Christophe aus den Fluten. Den Fisch schätzten wir auf 125 cm. Es wäre für Nicolas die persönliche Bestmarke gewesen. Auch wenn wir an diesem Abend mächtig frustriert waren, versuchte Nicolas die Dinge positiv zu sehen. Er erfreute sich an der Begegnung mit diesem Monster.
Grosshechte in Sicht
Am letzten Tag sollten uns einige Überraschungen erwarten. Wir folgten den Weissfisch- und Eglischwärmen, die sich über mehrere hundert Meter erstreckten und zum Teil so dicht waren, dass das Echolot nur noch schwarz anzeigte. Der Nebel und die leichte Brise stimmten uns zuversichtlich und veranlassten uns dazu, tiefere Regionen anzusteuern, wo wir die Hechte beim Raubzug vermuteten. Das Echolot bestätigte uns, dass die Hechte nun nicht mehr am Seegrund verharrten.
Wie am vorherigen Tag passierte vor 15 Uhr wenig. Dann jedoch hakte Christophe einen Meterhecht, der seinen Köder in 16 Metern Tiefe genommen hatte. Zuerst kam der Fisch praktisch widerstandslos zum Boot. Als er jedoch nur noch zwei Meter entfernt war, explodierte er plötzlich und schwamm wütend unter das Boot. Kurz darauf konnten wir den Fisch aber ins Boot heben. Der Fang erfreute uns und weitere Hechte um die 80 Zentimeter führten zu einer ausgezeichneten Stimmung an Bord.
Nicolas versuchte das Erfolgsrezept von Christophe nachzuahmen und wechselte auf den gleichen Köder. Es dauerte nicht lange bis dieses Vorgehen belohnt wurde. Die Biegung von Nicolas Rute versprach einen grossen Fisch. Basierend auf den schlechten Erfahrungen, die wir am Vortag gemacht hatten, positionierten wir das Boot so, dass wir den Fisch möglichst schnell landen konnten. Obwohl dieser Hecht einiges kleiner war als der Riese vom Vortag, war es ein schöner Fang. Die gemessenen 115 Zentimeter waren zweifelsohne der Beweis für die Effektivität der Technik von Nicolas und Christophe.
Wir machten noch ein paar Fotos vom erschöpften Nicolas und steuerten dem Sonnenuntergang entgegenfahrend die Bootsrampe an. Damit endete unser Abenteuer auf dem Genfersee.
Empfohlene Ausrüstung
Die von den Hechtfischern am Genfersee verwendeten Techniken sind ziemlich einzigartig und erfordern eine angepasste Ausrüstung. Man braucht zwei Ruten mit ungefähr 7 Fuss Länge, einem Wurfgewicht von 55–220 Gramm und einer schnellen Aktion. Um im klaren Wasser effektiv zu fischen, sollte man als Vorfachmaterial Fluorocarbon (90–100 Pfund Tragkraft) verwenden. In Bezug auf die Köderfarben funktioniert «shad à palette» am besten mit Atomic, Perch, Ivory und Gold. Verwendet werden grosse bis sehr grosse Gummifische.
Ein gutes Echolot und ein angemessen motorisiertes Boot erleichtern die Fischerei auf dem grossen Genfersee. Nicht vergessen sollte man ein paar Landungshandschuhe oder einen grossen Feumer zum Schutz vor den Hechtzähnen.
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