11 | 04 | 2016 | Praxis | 0 | 8957 |
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Leicht im Vorteil
Löffel, Spinner, Wobbler, Gummifisch. Die benutzt jeder Raubfischangler. Streamer werden selten eingesetzt. Ein Grund mehr, genau das Gegenteil zu tun.
Streamer sind der Fliegenköder für den Raubfischfan. Ich bin mir aber sicher, dass manche von Ihnen glauben, dieses Thema würde Sie nichts angehen. Geben Sie mir einen Moment Zeit. Ich liefere Ihnen drei Argumente, die dafür sprechen, sich mit Streamern zu beschäftigen.
1. Streamer sind Türöffner
Warum? Die besten Flussstrecken für Forellenfischer sind in vielen Ländern Fliegenfischern vorbehalten. Diese Reviere sind mit dem Siegel «Fly only» versehen. Schöne Bachforellen und dicke Regenbögler? Ja, die gibt es dort. Aber nur für Fliegenfischer!
Schimpfen und empören darüber nützt nichts. Die Tendenz ist eher steigend: Wer im Fliessgewässer tolle Forellen fangen will, muss sich mit dem Fliegenfischen beschäftigen. Und kann dann den besten Köder, den Streamer, einsetzen. So einfach ist das.
Das Gebot «Fly only» gilt ebenfalls an den allerbesten Huchenstrecken. Diese sind vornehmlich in Österreich zu finden (Mur, Pielach). Moral: Wer einmal den grössten Salmoniden Europas fangen will, sollte sich mit dem Thema «Streamer» auskennen.
2. Streamer sind keine Puristen
Sie lassen sich nicht nur mit der Fliegenrute, sondern auch hervorragend mit dem Sbirolino anbieten, also mit der Spinnrute. Ganz besonders beim Fischen auf Seeforellen, auf Saiblinge und Forellen am Bergsee sowie beim Fischen an grossen Flüssen ist dies fangtechnisch ein absoluter Hammer. Auf die begehrte Seeforelle ist die Kombination aus Spinnrute, Sbirolino und Streamer eine ganz heisse Waffe überhaupt. Grund: Optimale Wurfweite kombiniert mit einer dezenten, naturnahen Imitation. Und echter als ein Streamer kann ein Kunstköder nicht mehr aussehen.
3. Streamer sind Multitalente
Drei Eigenschaften machen diesen Köder so interessant. Die Leichtigkeit unbeschwerter Streamer macht sie zu Favoriten beim Befischen flacher Reviere, zum Beispiel pflanzenreicher Hechtseen. Die Intensität des Federspiels zeigt sich erst unter Wasser, wenn man einen Streamer testet. Einige Materialien (Marabou) garantieren eine extrem lebhafte Aktion – ein grosser Vorteil besonders in schwach strömenden Flüssen oder Seen. Ausserdem fühlen sich Fliegenköder angenehm weich und unverdächtig an, wenn Raubfische sie packen. Streamer sind Softies, ähnlich wie Gummifische. Effekt: Misstrauische Fische, die zunächst nur halbherzig zubeissen, lassen sich oft zu einer zweiten, energischeren Attacke verleiten.
Sie möchten nun sicher wissen, welchen Streamer man braucht, um einen bestimmten Zielfisch zu fangen.
Maxi – der Grossstreamer
Fliegenfischen: Fliegenrute der Klasse 9 mit 9 Fuss Länge, ein schwimmender Schusskopf der Klasse 9 und als Alternative ein schnell sinkender Schusskopf der Klasse 9.
Spinnfischen: Spinnrute mit 40 bis 60 Gramm Wurfgewicht, 3 bis 3,30 Meter lang. Dazu entsprechende Sbirolinos in allen gängigen Ausführungen.
Vorfachspitze: Stahlvorfach oder 0,40er-Monofil für Huchen.
Der Fliegenfischer sollte die Streamergrösse «handlang» nur im Ausnahmefall überschreiten. Sonst droht Ärger beim Werfen. Man hakt sich selbst und zweifelt an der ganzen Sache. Also, bitte merken: Unbeschwerte Federköder dieser Grösse (bis 20 Zentimeter) lassen sich noch recht gut mit einer Fliegenrute der Klasse 9 werfen.
Maxistreamer, auf Haken der Grösse 2/0 oder 3/0 gebunden, sind höchst attraktiv für Hecht und Huchen. Okay, der Huchen ist nur für wenige zugänglich. Aber der Hecht! Hier ist der handlange Streamer ein Spitzenköder, der mit dem schwimmenden Schusskopf selbst in flachsten Revieren ganz langsam geführt werden kann. Die Federn «atmen» unter Wasser – ein fantastischer Anblick, der jeden Fischer beeindrucken muss. Machen Sie den Test. Zweifel, ob Grossstreamer fängig sind oder nicht, verfliegen angesichts des Federspiels sofort. Man wird in kürzester Zeit zum Fan.
Wenn wir tiefe Reviere erkunden möchten, gibt es zwei Möglichkeiten. Man nimmt einen beschwerten Streamer plus Schwimmschnur oder einen unbeschwerten Köder plus Sinkschnur. Mein Tipp: Setzen Sie auf die sinkende Schnur. Sie wirft sich besser als ein stark beschwerter Streamer, der direkt gefährlich werden kann. Es drohen so genannte «Kopfschüsse». Also bitte: Ein sinkender Schusskopf ist viel besser geeignet, um unseren Köder tief anzubieten.
Der Spinnfischer hat es leichter. Mit der Spinnrute lassen sich auch die grössten und schwersten Streamer auf die Reise schicken. Probieren Sie es ruhig aus. Hechte kennen da keine Obergrenze. Nutzen Sie einen Sbirolino als Wurfhilfe.
Medium – der Allrounder
Fliegenfischen: Fliegenrute der Klasse 7 oder 8 mit einer Länge von 9 Fuss, dazu ein schwimmender Schusskopf und alternativ ein schnell sinkender Schusskopf der entsprechenden Klasse.
Spinnfischen: Spinnrute mit 15 bis 30 Gramm Wurfgewicht mit einer Länge von 3 bis 3,60 Meter. Dazu Sbirulinos in allen gängigen Ausführungen. Vorfachspitze: 0,22er- bis 0,28er-Monofil.
Mittelgrosse Streamer lassen sich ausgezeichnet zum Forellenfischen einsetzen. Und zwar an allen denkbaren Gewässern: vom Bach über den Fluss bis zum Voralpen- und Bergsee. Die empfehlenswerten Hakengrössen liegen zwischen 4 und 8. Leicht beschwerte Ausführungen lassen sich mit der Fliegenrute noch gut werfen. Ein Allrounder mit besonderer Fängigkeit ist der Typ Woolly Bugger, dessen Marabouschwanz unheimlich verführerisch spielt. Der beste Forellenstreamer der Welt! Besorgen Sie sich verschiedene Farbversionen und Grössen dieses Streamers. Schwarz ist mein Favorit, Grün ist gut, Weiss kann an manchen Tagen und Gewässern Wunder bewirken.
Seeforellenfischer können sowohl realistische Imitationen von kleinen Beutefischen als auch sogenannte Reizmuster einsetzen. Mittelgrosse Streamer in den Hakengrössen 4 bis 8 lassen sich hervorragend auf Rapfen einsetzen. Mein Farbtipp: Weiss. Und noch ein Tipp für Eglifans: Medium-Streamer in Pink und Chartreuse sind besonders fängig.
Der schwimmende Schusskopf reicht für die meisten Gewässer aus. Nur an tiefen Voralpenseen und grossen Flüssen ist ein sinkender Schusskopf vorteilhaft.
Die Möglichkeiten, mittelgrosse Streamer mit dem Sbirolino anzubieten, sind weit gefächert und höchst interessant. Das interessanteste Einsatzgebiet ist sicherlich die Uferfischerei auf Seeforellen. Dabei können Fänge gelingen, die andere Fischer erst neidisch, dann ärgerlich und zum Schluss vielleicht sogar aggressiv machen. Also, Vorsicht: Drillen Sie unauffällig.
Mini – der Fangfloh
Fliegenfischen: Fliegenrute der Klasse 5 oder 6 mit einer Länge von 8 oder 9 Fuss. Dazu eine schwimmende WFSchnur der entsprechenden Klasse. Eine sinkende Schnur ist nicht unbedingt nötig.
Spinnfischen: Eine leichte Spinnrute, Wurfgewicht bis 15 Gramm, mit einer Länge von maximal 2,70 Meter. Dazu der kleinste und leichteste Sbirolino in schwimmend oder leicht sinkend. Empfehlenswerte Vorfachspitze: 0,18er- oder 0,20er-Monofil.
Kleine Streamer der Grösse 10 und 12 sind in kleineren Fliessgewässern gut einzusetzen, um Bachforellen oder Alet zu überlisten. Dem Fliegenfischer reicht eine Schwimmschnur, um alle Plätze effektiv abzuklopfen. In tiefen Gumpen ist der Einsatz von leicht beschwerten Mustern anzuraten. Tipp: Stromauf werfen, etwas warten, absinken lassen, dann zügig einholen.
Am Bergsee fängt man mit Mini-Streamern gut Forellen, Saiblinge und, wo vorhanden, auch Äschen. Hier ist der Spinnfischer mit dem Sbirolino gegenüber dem Fliegenfischer klar im Vorteil. Eine unscheinbarer Streamer weit draussen präsentiert, kann sogar an heiklen Beisstagen gute Fänge bescheren.
Gute Führung! – Tipps für die Praxis
- Für die richtige Vorfachlänge gelten folgende Regeln: Beim Fliegenfischen mit der Schwimmschnur verwendet man entweder ein konisch gezogenes Monofilvorfach in Rutenlänge oder einen so genannten Polyleader vom Typ Intermediate. Beim Fliegenfischen mit einer Sinkschnur muss das Vorfach kürzer sein, um die Fliege rasch auf Tiefe zu bringen; zwei Meter ohne Verjüngung (passend zum Zielfisch) sind ideal. Beim Spinnfischen mit Sbirolino verwendet man durchgehend ein rutenlanges Stück Monofil, wiederum passend zum Zielfisch. Achtung: Beim Hechtfischen natürlich eine bissfestes Vorfach addieren.
- In fliessenden Gewässern spielt der Köder durch den Strömungsdruck bereits gut, wenn man schräg stromabwärts wirft und den Streamer quer über den Fluss driftend anbietet. Gelegentliche Stripps mit der Schnurhand (Fliegenfischen) oder Spinnstopps beziehungsweise ein jähes Heben und Senken der Rutenspitze (Spinnfischen) wirken unterstützend. Oft lösen minimale Manipulationen der Drift den ersehnten Biss aus.
- In stillen Gewässern ohne Strömung empfiehlt sich auf Forellen grundsätzlich eine zügige bis schnelle Einholgeschwindigkeit – selbst bei niedrigen Wassertemperaturen. Entweder ist der Fisch gewillt, die Fliege zu nehmen oder nicht. Packt er bei hoher Einholgeschwindigkeit zu, sitzt der Anhieb deutlich besser. Diese Regel gilt beim Fliegenfischen und Spinnfischen gleichermassen.
- Beim Fliegenfischen mit Schussköpfen sortiert man die schwimmende Schussleine am besten in einem so genannten Schusskorb, der in Hüfthöhe getragen wird. Die Wurfweite lässt sich so entscheidend erhöhen. Und es gibt weniger Schnurverwicklungen.
- Beim Hecht- und Huchenfischen mit Maxi-Streamern wird der Köder vorzugsweise sehr langsam eingeholt. Daher erfolgt der Biss oft zaghaft. Grund: Die Fliege wird häufig ganz sacht «eingeatmet». Warten Sie also nicht auf einen festen Ruck, sondern schlagen Sie beim leichtesten Kontakt sofort an.
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