Moossee [– Zentrum der Fische(rei)]
23 | 03 | 2020 SchweizText: Nils Anderson 17789
23 | 03 | 2020 Schweiz
Text: Nils Anderson 1 7789

Moossee – Zentrum der Fische(rei)

Das geplante Zentrum am Moossee unweit von Bern ist eine Chance für die Schweizer Fischerei. Dabei sollte die Fischerei als Kulturtechnik endlich die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdient – ein Plädoyer.


Adrian Aeschlimann ist Geschäftsführer des Bernisch Kantonalen Fischer-Verband BKFV  und wirbt wo – in diesen Zeiten – immer möglich für «sein» Anliegen. Es ist ein grosses Projekt, dieses angedachte Zentrum der Fischerei, und es steht seit Jahren auf der Wunschliste vieler Fischer. Zwar gibt es das Maison de la Rivière am Genfersee, aber ein «umfassendes Dienstleistungs- und attraktives Informations- und Besucherzentrum» in der Deutschschweiz wie die Vogelwarte Sempach fehlt bisher. 

Mit der vergangenen «Fischen Jagen Schiessen» gelangte das Projekt erstmals an eine grössere Öffentlichkeit und an einer Informationsveranstaltung in Moosseedorf gab es viele positive Signale für eine Umzonung. Die Zeit ist also gekommen, die Weichen sind gestellt. Man spürt die grosse Unterstützung der Gemeinde sowie des Kantons. Aeschlimann hat einen genauen Fahrplan, und wenn alles gut geht, könnte der Bau Anfang 2023 starten.

 
Für eine öffentliche Würdigung

Ein attraktives Informations- und Besucherzentrum soll es also geben. Was heisst das genau? Was will man der Bevölkerung zeigen? Kernaufgabe eines solchen Zentrums ist es sicher, zu zeigen, welche Rolle die Fischer und Fischervereine bei der Gewässerpflege und Gewässerbewirtschaftung spielen und was sie alles beisteuern für den Erhalt unserer Gewässer. Fast sämtliche Schweizer Gewässer sind Pflegefälle, sie liegen zwar nicht unbedingt auf der Intensivstation, aber sie bedürfen der andauernden Pflege. Die zeitgenössische Fischerei in der Schweiz funktioniert über unzählige Arbeiten auf freiwilliger Basis: Vereine, die Gewässer bewirtschaften, Aufzuchtanlagen betreiben, Gewässer aufwerten und pflegen. Damit all dies endlich eine öffentliche Würdigung und entsprechendes Gewicht erhält, will man also dieses Zentrum realisieren. Die Fische und ihr Lebensraum würden im Mittelpunkt stehen, und gewissermassen rundherum soll gezeigt werden, was der Mensch damit macht: Wie er den Fisch fängt, ihn kulinarisch verwertet, wie er ihn erforscht und wie er das Wissen über den Fisch weitergibt. 


Zentrum für die Fischer

Neben der zentralen Aufgabe der Wissensvermittlung gegen aus­sen soll das geplante Zentrum ja auch ein Ort für die Fischer sein, mit Veranstaltungen und Ausstellungen, welche die aktiven Fischer auch zu wiederkehrenden Besuchen einladen. Und klar gehört dazu der respektvolle Umgang mit dem Fisch, das korrekte Anlanden, Abhaken, die Einhaltung der Vorschriften und gebotenen Vorsichtsmassnahmen und andererseits die zahlreichen Möglichkeiten der Gewässeraufwertungen. Diese vorbildlich gelebte Fischerethik ist elementar wichtig und kann nicht genug betont werden. Aber sind wir ehrlich: Ein gut ausgebildeter Fischer weiss, wie er den Kiemenschnitt zu machen hat, weiss, wann die Bachforelle laicht und woran man eine Laichgrube erkennt und wie man einen Hecht grätenfrei filetiert. Wie bringt man also einen solchen Fischer dazu, ab und zu das Zentrum zu besuchen, für ihn einen persönlichen Mehrwert zu bieten? Hier kommt die Vermittlung des Fischens als Kulturtechnik und damit die Chance zum Zug, aus dem geplanten Zentrum am Moossee eben deutlich mehr als ein dauerhaftes FIBER-Seminar zu machen. 

 
Kulturtechnik Fischen

Es gibt bekanntlich viele unterschiedliche Auffassungen der Fischerei und wir Fischer haben eine Vielzahl an Begriffen, die kaum ein Aussenstehender versteht. Was wird also in einem solchen Zentrum thematisiert? Berichtet man über die Klassifizierung der mehr als zwei Dutzend Felchenarten, die sich in den Tiefen unserer Alpenrandseen tummeln, oder wird vielmehr das Hauptaugenmerk auf die Geschichte des Felchenfangs gelegt? Auf die Entwicklung der Felchen-Unterarten oder auf die Entwicklung der Hegenen und Nymphen mit den Farben, die sich als besonders fängig gezeigt haben? Die Erkenntnisse des «Projet Lac» der Eawag sind ein berechtigter Teil, aber eben nicht alles. Bis jetzt fehlt ja eine Körperschaft, die sich mit der Fischerei als Kulturtechnik und den damit verbundenen Fragen in tieferem Sinn auseinandersetzt: Was ist mit Catch & Release? Warum gibt es das Freiangelrecht? Seit wann gibt es Schonzeiten und Vorschriften für die Fischgängigkeit? Ist das Ausweichen vom Forellen- aufs Aletfischen eigentlich gar kein Problem, und ist Aletfischen die Fischerei des 21. Jahrhunderts? Und wie hat sich unser Fischermaterial entwickelt und wo geht diese Entwicklung hin? Wandelt sich unser Selbstbild? Und was ist mit den Fischerinnen? Ausstellungen und
Veranstaltungen zu fischereispezifischen Fragen wie diesen, das wünsche ich mir.

 Kampagnen-Bild: Dieser Hecht von Alex Zürcher ist das Aushängeschild fürs zukünftige Fisch-Zentrum.

Kampagnen-Bild: Dieser Hecht von Alex Zürcher ist das Aushängeschild fürs zukünftige Fisch-Zentrum.

 Der Moossee ist ein naturnahes und allem Anschein nach fischreiches Gewässer. Bald soll hier ein Zentrum für die Fische entstehen.

Der Moossee ist ein naturnahes und allem Anschein nach fischreiches Gewässer. Bald soll hier ein Zentrum für die Fische entstehen.

 Das Fischereirecht am Moossee steht zusammen mit dem Grundstück der ehemaligen Fischzucht zum Verkauf.

Das Fischereirecht am Moossee steht zusammen mit dem Grundstück der ehemaligen Fischzucht zum Verkauf.

 Zukunftsmusik: Eine Idee ist es, die ehemaligen Aufzuchtbecken am Moossee zu grossen Aquarien umzuwandeln.

Zukunftsmusik: Eine Idee ist es, die ehemaligen Aufzuchtbecken am Moossee zu grossen Aquarien umzuwandeln.


Die grössten Fische?

Will man, dass die Fischer immer wieder mal hierherkommen, braucht es meiner Meinung nach ein fischer-spezifisches Kuratorium. Warum nicht massstabgetreue Nachbildungen der grössten Fische zeigen? Den grössten je in der Schweiz gefangenen Hecht zum Beispiel? Während ich mit Adrian Aeschlimann das Grundstück der ehemaligen, völlig verlotterten Fischzucht abschreite, sprudeln die Ideen fast so zahlreich, wie die Sträucher in den ehemaligen Aufzuchtbecken wachsen. Am Ende des Grundstücks angekommen, haben wir das Ufer des Moossees vor uns. Leicht überschwemmte Uferzonen, viel Schilf, Bäume unmittelbar am Gewässerrand. Man merkt sofort, dass dies ein gutes Fischgewässer ist. Hier hat es Zander, Hecht, Felchen, Wels, Karpfen, Schleien, Silberkarpfen, Egli. Das dazugehörige Fischrecht des Moossees steht zusammen mit dem Grundstück zum Verkauf?...

 

1 Kommentare


Peter Röthlisberger

25 | 03 | 2020

Ich finde diese Idee längst überfällig.
Es sollte aber mehr für die Öffentlichkeit bieten. Für Leute die noch nie einen Fisch in seinem Lebensraum gesehen haben.
Schön wird mal gezeigt was alles und wieviel von ein paar Fischervereinen für den erhalt unserer Fische und Bäche und Flüsse gemacht wird (Freiwillig)
Entlich können unsere Fische in einem Riesigen Aquarium angeschaut werden und bekommen vielleicht auch so viele Bewunderer für ihre Schönheit, wie die Vögel.


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