![[Die «]Neuen[» und ihre Lieblingsgewässer]](/assets/cache/500/330/media/Artikel/2018/05/die-neuen/IMG_3395.jpg)


18 | 02 | 2025 | Reisen | ![]() | ![]() |
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Der gebürtige Schweizer Michel Dedual hat seine Heimat in Neuseeland gefunden. Am Lake Taupo beobachtet der Fischbiologe und passionierte Angler seit Jahrzehnten die Entwicklungen in der Fischerei. «Petri-Heil»-Redaktor Ruben Rod sprach mit ihm über die Herausforderungen und Zukunft der Gewässer seiner Wahlheimat.
«Petri-Heil»: Deine wissenschaftliche Karriere hast du mit einem Studium in der Schweiz begonnen, aber dein Berufsleben als Fischbiologe hast du in Neuseeland verbracht. Warum?
Michel Dedual: Als ich den Lake Taupo zum ersten Mal sah, war ich hin und weg. Ich wusste: Hier möchte ich bleiben. Ich sagte sofort zu, als ich beim Department of Conservation (DOC) in der Fischereiverwaltung arbeiten konnte, und zwar aus mehreren Gründen. Vor allem schätze ich den klaren Praxisbezug der Forschung hier. In Neuseeland wird eine Fragestellung nur dann finanziert und bearbeitet, wenn sie einen konkreten Nutzen hat. Zum Beispiel: Die Genetik der Forellen mag wissenschaftlich interessant sein, aber wenn daraus kein praktischer Mehrwert entsteht, wird sie nicht priorisiert. Wichtiger ist es, den Zustand der Fische und deren Populationen zu analysieren und die Ursachen dafür zu verstehen. Solche praxisorientierten Themen entsprechen mir mehr.
Europäische Angler erleben Neuseeland als wahres Forellenparadies. Viele Flüsse und Seen weisen grosse Populationen mit beeindruckenden Durchschnittsgrössen auf. Wird das so bleiben?
In vielen Gewässern leider eher nicht. Zahlreiche Forellenpopulationen sind bereits stark zurückgegangen und etliche ehemals sehr fischreiche Gewässer, insbesondere in tieferen und flacheren Lagen, sind heute nur noch ein Schatten ihrer selbst. Die Gründe dafür sind vielfältig, ähnlich wie in Europa. Besonders problematisch ist die intensive Landwirtschaft, die durch Überdüngung und Pestizide die Gewässer belastet. Auch Wasserkraftprojekte und Bewässerungen bedrohen frei fliessende Wildflüsse. Leider stellt sich die Politik meist auf die Seite der Wirtschaft.
Ein weiterer Faktor sind invasive Arten, wie die Alge Didymo (Didymosphenia geminata), auch bekannt als «Rock Snot». Sie setzt zuvor hervorragende Gewässer massiv unter Druck. Und so ungern ich das sage: Auch die Fischerei selbst spielt eine Rolle. Die berühmten Trophäen-Forellen, die Neuseeland zu einem internationalen Ziel für Sportfischer gemacht haben, sind besonders empfindlich gegenüber dem zunehmenden Befischungsdruck. Die Produktivität dieser kristallklaren und nährstoffarmen Bäche ist begrenzt. Die grossen Forellen benötigen viele Jahre, um ihre beeindruckenden Dimensionen zu erreichen. Selbst wenn ein guter Pool nur ein- oder zweimal im Jahr befischt wird, verringert das die Wahrscheinlichkeit, dass dort über Jahre hinweg eine wirklich grosse Forelle heranwachsen und längere Zeit leben kann.
In Neuseeland gibt es wildlebende pazifische Lachse, sowohl Binnenlachse in Seen als auch ins Meer wandernde Populationen in Flüssen. Die Lachsfischerei weltweit, selbst in Alaska, ist im Niedergang. Wird Neuseeland in Zukunft ein Ziel für Lachsangler?
Angesichts der aktuellen Entwicklung des Lachsbestands in Neuseeland halte ich das für unwahrscheinlich. Die Lachswanderungen sind hier ebenfalls dramatisch zurückgegangen. Zudem erreichen die Lachse hier nicht die beeindruckenden Grössen, die beispielsweise in Patagonien und Chile für Aufsehen sorgen.
Die geografische Abgelegenheit Neuseelands im riesigen Pazifik erschwert es den Lachsen, vom Meer wieder in ihre Ursprungsgewässer zurückzufinden. Alle Lachsarten wurden in Neuseeland eingesetzt, doch nur der Königslachs (Oncorhynchus tshawytscha, auch Quinnat oder Chinook genannt) konnte sich dauerhaft etablieren. Im Gegensatz zu anderen Lachsarten und der Steelhead-Forelle (ins Meer wandernde Regenbogenforelle) bleibt der Königslachs eher in Küstennähe, was seine Rückkehr in die Flüsse erleichtert. Ähnliches gilt für die Meerforelle (ins Meer wandernde europäische Forellen), die hier ebenfalls anzutreffen ist.
In Neuseeland leben Regenbogenforellen (Oncorhynchus mykiss) und europäische Forellen (Salmo trutta) nebeneinander. In der Schweiz ist das Bundesamt für Umwelt der Ansicht, dass sich diese beiden Arten nicht vereinbaren lassen und eine Förderung der Regenbogenforelle zur Gefährdung der einheimischen Forellen führt. Wie siehst du das?
In Neuseeland beobachten wir eher das Gegenteil: Dort, wo die Umweltbedingungen den Bedürfnissen der Bachforelle entsprechen, setzt sich diese Art besser durch. Entgegen der landläufigen Meinung ist die Regenbogenforelle keine besonders robuste oder anpassungsfähige Art. Ich halte die Anpassungsfähigkeit und Flexibilität der europäischen Forelle zumindest in Neuseeland sogar für wesentlich höher. Die Browntrouts werden grösser, laichen früher, schlüpfen früher, sind sowohl als juvenile als auch adulte Fische viel territorialer als die Regenbogenforelle. Die Bachforellen üben auch einen starken Prädationsdruck auf junge Regenbogenforellen aus und sind deutlich schwieriger zu fangen. Ein entscheidender Faktor bei wildlebenden Regenbogenforellen-Populationen ist auch ihre Reproduktion: Ihre Anforderungen an die Umwelt sind hoch und die Jungfische sind sehr empfindlich. Erst wenn sie diese kritische Phase überstanden haben, zeigt die Regenbogenforelle ihre bekannten Stärken: rasches Wachstum, erhöhte Toleranz gegenüber höheren Temperaturen, hohe Attraktivität für Sportfischer und eine gute Überlebensfähigkeit in von Menschen beeinflussten Habitaten.
Ich halte es für unwahrscheinlich, dass sich diese Art in der Schweiz reproduzieren und ausbreiten kann, ausser im Einzugsgebiet eines sehr grossen Sees mit passenden Laichgewässern (z. B. Bodensee und Alpenrhein). Das Vorkommen von Regenbogenforellen dürfte in der Schweiz eine Frage des Besatzes sein. Wenn die Bachforelle in einem Gewässer nicht mehr überlebensfähig ist, könnte der Besatz mit Regenbogenforellen dazu beitragen, eine Forellenfischerei zu erhalten.
Fish & Game NZ verwaltet die Fischerei in Neuseeland, mit Ausnahme des Gebiets rund um den Lake Taupo, wo das Department of Conservation (DOC) für die Fischerei zuständig ist. Sowohl online als auch vor Ort an den Gewässern (Informationsschilder an den Zugängen) können Angler Informationen zu den geltenden Regeln und den vorkommenden Arten finden. Fischereilizenzen können über diese Webseiten erworben werden:
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