[Popper:<br/>]Spektakel-Köder fürs Salzwasser
15 | 11 | 2024 Praxis | ReisenText & Fotos: Robin Melliger 0279
15 | 11 | 2024 Praxis | Reisen
Text & Fotos: Robin Melliger 0 279

Popper:
Spektakel-Köder fürs Salzwasser

Das Popper-Fischen ist eine aufregende Methode, um Meeres­fische zum Biss zu verleiten. Grosse, bis zu 200 Gramm schwere Köder werden ruckartig übers Wasser gezogen. Eine Fischerei, die auf Dauer ziemlich anstrengend ist, dafür aber mit fantastischen Attacken belohnt wird.


Dieser Moment wird mir lange in Erinnerung bleiben: Ich werfe meinen grossen Popper über einen kleinen Fischschwarm, der sich gleich schlagartig auflöst. Aus dem Nichts schiesst eine 20 Kilo schwere Dickkopf-Stachel­makrele (englisch Giant Trevally oder schlicht GT) aus den Tiefen empor und packt sich mit einem lautstarken Schwall meinen Popper. Der Kampf beginnt sofort, die Schnur wird mit kreischender Bremse von der Rolle gerissen.

 Popper-Action! Wenn der Popper einen grossen Abnehmer gefunden hat, gibt es alle Hände voll zu tun.

Popper-Action! Wenn der Popper einen grossen Abnehmer gefunden hat, gibt es alle Hände voll zu tun.


Was ist Popping?

Popper sind Oberflächenköder, die an der Wasseroberfläche für möglichst viel Aufmerksamkeit sorgen sollen. Durch ihre spezielle Form erzeugen sie bei einer ruckartigen Führung laute «Plopp»-Geräusche und Spritzer, die einen panisch flüchtenden Beutefisch imitieren. Der Kopf eines Poppers ist nach innen gewölbt. Bei einem ruckartigen Zug schiebt der Popper Wasser vor sich her, was zu Oberflächenturbulenzen und lauten «Plopp»-Geräuschen führt. Die daraus entstehenden Spritzer und akustischen Signale sind unter der Wasseroberfläche auch aus grösserer Distanz gut wahrnehmbar. Es sind genau die Geräusche und Unregelmässigkeiten an der Wasseroberfläche, welche durch kleine Fische erzeugt werden, wenn sie durch jagende Raubfische an die Oberfläche gedrängt werden.

Nach einem Schlag durch die Rute bleibt der Köder für einen Moment an der Oberfläche liegen – in dieser Pause zwischen den Schlägen kann man einen Angriff erwarten. Das Popping besteht demnach aus zwei einfachen Phasen: dem Zug und der Pause. Die Dauer der Pause ist abhängig von der aktuellen Situation. Es ist wichtig, die Geschwindigkeit und Intensität der Züge stets zu variieren. So findet man heraus, welche Präsentation die Fische gerade bevorzugen. Manchmal sind schnelle, aggressive Züge effektiv, während an anderen Tagen langsame, rhythmische Bewegungen besser funktionieren. Wie so oft beim Fischen ist auch hier zuweilen viel Geduld und Ausdauer gefragt. Und diese Methode kann auch richtig anstrengend sein. Dabei rede ich nicht mal vom Drill einer grossen Stachelmakrele oder eines ähnlichen Raubfischs. Alleine das ständige Werfen und ruckartige Einholen eines schweren Poppers ist harte Arbeit. Handschuhe helfen beim Popperfischen ungemein. Damit beugt man Blasen und dem Aufscheuern der Finger zuverlässig vor. Am Ende eines Fischertags auf dem Meer spürt man definitiv, was man gemacht hat!

 Dieser River2Sea (20 cm) in grellem Dekor konnte bereits einige grosse Fische zum Anbiss reizen.

Dieser River2Sea (20 cm) in grellem Dekor konnte bereits einige grosse Fische zum Anbiss reizen.


Der Popper

Die meisten Popper von bekannten Marken bestehen aus Kunststoff oder Holz. Es gibt verschiedene Hersteller von bekannten Poppermodellen, darunter: Heru, River2Sea, Amegari, Carpenter und Rapala, um nur einige zu nennen. Die Modelle unterscheiden sich in den Farbvariationen und den Formen nicht gross. Allgemein gilt: Je grösser der Kopf, desto mehr Druck wird auf die Wasseroberfläche ausgeübt. Um die eigenen Arme und Schultern zwischendurch zu schonen, empfiehlt es sich, abwechselnd auch kleinere Modelle um die 80 Gramm einzusetzen. Wichtig ist, auf qualitativ hochwertige Verarbeitung, Sprengringe und Haken zu setzen, denn die Anforderungen an das Material sind bei dieser Angel­methode sehr hoch. Die Popper sollten eine Verbindung aus Metall im Köder eingebaut haben, damit auch bei einem Bruch des Poppers der Fisch nicht verloren geht. Bei den Haken ist darauf zu achten, dass sie genügend stark sind: Hochwertige Markenhaken von Mustad, Owner oder VMC sind meine erste Wahl.

Popper kann man wahlweise mit Einzelhaken oder Drillingen bestücken. Einzelhaken sind definitiv die schonendere Variante, welche aber auch mehr Verluste zur Folge hat. Bei beiden Varianten ist die Verwendung von Widerhaken nicht empfohlen, da diese bei kleineren Fischen grosse Verletzungen anrichten können. Und auch wenn nicht mit Hängern zu rechnen ist, verliert man immer wieder Köder. Die Fische ziehen oft direkt in die Korallen und scheuern dabei das Vorfach durch. Nach jedem Einsatz sollten die Köder und vor allem die Haken gut mit Süsswasser gespült werden, um der Bildung von Rost vorzubeugen.

 In der Nähe von Riffen ist mit allen möglichen Fischarten zu rechnen.

In der Nähe von Riffen ist mit allen möglichen Fischarten zu rechnen.


Ausrüstung

Um mit Poppern erfolgreich grosse Raubfische wie GTs, Cuberas oder Thunfische zu befischen, ist die richtige Ausrüstung entscheidend. Eine robuste Spinnrute mit schneller Aktion ist hierfür ideal. Die Länge der Rute sollte zwischen 2,1 und 2,7 Meter liegen, je nachdem, ob vom Boot oder vom Ufer aus geangelt wird. Das Wurfgewicht sollte zwischen 100 und 200 Gramm liegen, denn viele Popper-Modelle sind gegen 200 Gramm schwer. Mein Favorit ist die 230 cm lange Westin W6 Popping mit einem Wurfgewicht von 100 bis 180 Gramm. Eine hochwertige, salzwasserfeste Spinnrolle mit hoher Übersetzung und starker Bremse ist zentral. Rollengrössen ab 10'000 sind hier in Betracht zu ziehen. So haben sich die Modelle Saragossa, Twinpower und Stella von Shimano bewährt, aber auch die Saltiga von Daiwa. Die Rolle sollte über 20 bis 30 Kilo Bremskraft verfügen, um die Fische erfolgreich von den spitzen Kanten der Riffe fernzuhalten. Eine hohe Schnurfassung ist ein Muss, um auch grössere Fische nach längeren Fluchten bewältigen zu können (vor allem Thunfische sind bekannt für ihre langen Runs).

Die Wahl der Schnur ist ebenfalls wichtig. Eine geflochtene Schnur mit einer Tragkraft von 25 bis 50 Kilo ist ideal, da sie keine Dehnung hat, was bei dieser Köderführung von enormem Vorteil ist. Ein dickes Fluorocarbon- oder Monofilament-Vorfach von einem Millimeter oder mehr schützt vor Abrieb und den scharfen Zähnen der Raubfische.

 Ganz viel Radau. Popper müssen ruckartig geführt werden, was auf Dauer richtig anstrengend wird.

Ganz viel Radau. Popper müssen ruckartig geführt werden, was auf Dauer richtig anstrengend wird.


Wo fängt der Popper seine Fische?

In wärmeren Gebieten wie Oman, Ägypten, Andamanen, Sri Lanka oder Tansania lässt sich damit ideal auf die beliebten GTs oder die vielen Meeresbarsche wie zum Beispiel den Red Snapper angeln. In Südamerika sind oft Hahnen­fische oder die grossen Cubera-Snapper das Ziel. Immer interessant ist die Popper-Fischerei auf Gelbflossenthunfische. Zumeist werden Riffe gezielt befischt. Vor allem Korallenriffe stecken voller Leben und beherbergen zahlreiche Beutefische. Wo diese Riffe in Wurfdistanz zum Ufer sind, kann man bestens vom Strand oder einem Felsen aus sein Glück versuchen. Deutlich besser sind in der Regel aber offshore gelegene Riffe. Hier finden sich grosse Raubfische wie GTs und Königsmakrelen. Diese Orte erfordern jedoch ein Boot und damit eigentlich immer auch einen Guide.

 Massive Drillinge sind unverzichtbar, wenn man es mit grossen Meeresbewohnern aufnehmen will. © Marc Bertschi

Massive Drillinge sind unverzichtbar, wenn man es mit grossen Meeresbewohnern aufnehmen will. © Marc Bertschi

Bereiche mit starken Strömungen oder abrupten Tiefenänderungen sind ebenfalls gute Angelplätze. Auch hier konzentrieren sich die Beutefische und damit auch die Raubfische. Auf den Andamanen hielt ich immer Ausschau nach grossen Schwärmen von kleinen Beutefischchen. Diese haben wir dann überworfen und gezielt mit dem Popper befischt. Oft genug schoss ein Raub-Fisch durch den Schwarm hindurch und attackierte den schnell und aggressiv geführten Köder. Das Popperfischen ist ein wahrhaftig aufregendes und herausforderndes Angelerlebnis mit der Chance, brachiale und spektakuläre Bisse von richtig grossen Fischen zu provozieren. 

 

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