


04 | 07 | 2025 | Schweiz | Praxis | ![]() | ![]() |
04 | 07 | 2025 | Schweiz | Praxis |
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Die Fischerei am Bergsee kann launisch und manchmal auch frustrierend sein. Es gibt aber auch Möglichkeiten, um die Fangchancen zu erhöhen. «Petri-Heil»- Redaktor Nick Hagenbuch gibt sechs Tipps, damit Du nicht als Schneider wieder ins Tal zurückkehren musst.
Fischereilich gesehen bin ich seit meiner Jugend ziemlich einseitig unterwegs: Die Bergseefischerei auf Forellen ist mein Steckenpferd, andere Zielfische sind im Lauf der Zeit immer mehr in Vergessenheit geraten. Doch meine Engstirnigkeit in diesem Bereich hat auch ihr Gutes: Über all die Jahre habe ich mein Wissen über die Forellenfischerei an Bergseen immer weiter vertiefen können und kann nun von mir behaupten, darin einigermassen bewandert zu sein. Obwohl: Ausgelernt hat man natürlich nie!
Dies hat auch zur Folge, dass ich mehr fange als früher. Während ich als Teenager noch des Öfteren als Schneider vom Gewässer zurückkehrte, so mag ich mich heute nicht erinnern, wann ich das letzte Mal gar keinen Salmoniden aus einem Bergsee gezupft habe. Damit auch Du nicht als Schneider wieder den Heimweg antreten musst, gebe ich Dir sechs Tipps mit auf den Berg:
Bestimmt fällst Du nach diesem Tipp nicht aus allen Wolken, dennoch ist er äusserst wichtig und wird meiner Ansicht nach viel zu oft vernachlässigt. Im Sommer gibt es kein zu frühes Auftauchen am Bergsee. Wie oft habe ich schon um 5 Uhr morgens meine Fische gefangen, während es nach 7 Uhr keinen Biss mehr zu verzeichnen gab. Wenn um 10 Uhr die Sonntagsfischer langsam am Bergsee eintreffen, befinde ich mich oft schon auf dem Rückweg oder mache es mir auf der Picknick-Decke gemütlich.
Forellen sind Raubfische und frühmorgens oder eben auch spätabends am aktivsten. Nicht nur beginnen, wie eben beschrieben, viele Fischer zu spät mit dem Fischen, sondern hören auch zu früh wieder damit auf. Der Nachmittag verstreicht ohne Aktivität, der Abend rückt immer näher und das wohlverdiente Znacht ruft. Falsch! Jetzt gilt es, dranzubleiben und bis in die Dunkelheit zu fischen. Schon oft habe ich erlebt, dass mit einsetzender Dämmerung die Fische plötzlich anfingen zu beissen wie verrückt. Also besser ein frühes Znacht einplanen, um anschliessend in der «heissen» Phase nochmals am Bergsee zu stehen. Eine Taschenlampe für den Rückweg sollte man auf keinen Fall vergessen?…
Leider ist es so, dass die gemütlichen und einladenden Angelplätze oftmals nicht die fängigsten sind. Kommt hinzu, dass die am besten zu erreichenden Stellen auch oftmals am meisten befischt werden. Will man tatsächlich Fische fangen und nicht nur einen gemütlichen Tag am Gewässer verbringen, so führt meiner Meinung nach nichts daran vorbei, ordentlich Strecke zu machen und die aktiven Fische zu suchen. Gerade wenn es zäh ist, fange ich so tagsüber hier einen Fisch und dort einen Fisch, während die standorttreuen Buldo-Bomber leer ausgehen. Fische dabei auch Strecken ab, die Du (oder andere Fischer) noch nie befischt hast – vielleicht findest Du so ja einen neuen Hotspot für die Zukunft.
Bei den allermeisten Bergseen weiss man mit geringer Recherche, welche Salmoniden-Arten vorkommen. Bei der Fischerei sollte man sich bewusst sein, welche davon man fangen möchte. Denn die Fischerei auf Bachforellen, Regenbogenforellen, Saiblinge und Namaycush unterscheidet sich wesentlich. Während Bach- und Regenbogenforellen oftmals nahe der Oberfläche vorzufinden sind, stehen Saiblinge und Namaycush meist eine Etage tiefer.
Es bringt also nichts oder provoziert höchstens einen Zufallsbiss, einen Löffel durch die oberen Wasserschichten zu ziehen, wenn im Gewässer nur Saiblinge vorkommen. Wer seine Methode konsequent auf den Zielfisch anpasst, wird mehr fangen.
Vor allem die leicht zu erreichenden Bergseen leiden entsprechend auch unter höherem Befischungsdruck. Dazu zählen z. B. die Seen am Stockhorn oder die Berner Patentgewässer Engstlensee, Arnensee, Oeschinensee und Gelmersee, die allesamt mit einer Bergbahn oder einer Strasse bis fast zum See erreichbar sind. Diese und ähnliche Gewässer visiere ich gezielt dann an, wenn Zwischensaison ist: Wenn die Bahnen und Strassen noch geschlossen und die Gewässer nur zu Fuss erreichbar sind, so sind auch die Erfolgsaussichten meist gross. Prinzipiell fängt man allgemein im Zeitraum kurz nach einer Eröffnung besser als Mitte der Saison. Auch im Herbst gegen Ende der Saison beisst es oftmals nochmals gut, während der Befischungsdruck wieder deutlich nachlässt.
Meine Köderbox habe ich zwar im Lauf der Zeit bereits reduziert, doch ist sie immer noch zu gross. 95 % aller Zeit fische ich mit den gleichen drei Ködern – bestimmt geht es Dir ähnlich. Bei der Flut an Ködern, die jährlich auf den Markt geschwemmt werden, kann man leicht den Überblick verlieren. Hier bin ich ganz klar der Überzeugung, dass nur an meine Leine kommt, was sich bewährt hat und dem ich vertraue. Denn Vertrauen in den Köder ist beim Fischen das A und O. Auch bin ich kein Fan von ständigem Köderwechsel, wenn mal eine halbe Stunde nichts beisst. Nicht nur verzettelt man sich so leicht, sondern verliert tagsüber auch viel Zeit. Denn die älteste Fischerweisheit der Welt lautet wohl: Nur der Köder im Wasser fängt Fisch.
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