22 | 06 | 2018 | Praxis | 0 | 5783 |
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Spitzensportler Wels
Beim Spinnfischen auf Wels zeigt sich diese Fischart in einem völlig neuen Licht: Bekannt als vermeintlich träge Spezies, wird der Silurus glanis zum spektakulär aggressiven Räuber. Unser Autor stellt die vier wichtigsten Strategien vor.
Tosendes Wasser und massenhaft Kleinfische auf ungestümer Flucht machen deutlich, dass hier ein mächtiges Wesen sein Unwesen treibt. Der Wels kann auf seinen Raubzügen eine rasante Geschwindigkeit an den Tag legen, und so ist Spinnfischen auf Wels die Krönung des Welsfischens. Diese Technik ist so spannend, dass die Grösse der Beute völlig zweitrangig wird. Welse fängt man hierzulande infolge wachsender Popularität und nicht zuletzt auch wegen deren Verbreitungsdrangs aufgrund der Klimaerwärmung immer häufiger. Die am meisten Erfolg versprechende Methode ist das aktive Führen des Köders im Aufenthaltsgebiet der Welse. Doch auch Methoden wie etwa die Vertikalmethode oder das Schleifen über dem Flussgrund bringen Bisse. Der Schlüssel zum Erfolg beim aktiven Welsfischen liegt beim präzisen Erkennen des Verhaltens der Fische.
1. Spinnen im Uferbereich
Beim Steinschüttungsspinnen wird vom treibenden Boot mit kurzen Würfen direkt an die Uferkante geworfen. Die Welse stehen unmittelbar vor dem Ufer und lauern regungslos auf Beute. Diese Methode führt aber nur zum Erfolg, wenn dort natürlicherweise Nahrung wie Fisch- und Fallnahrung verfügbar ist. Kommt der Biss nicht auf Anhieb, kann man auf Nachläufer hoffen. Wichtig, ja unabdingbar ist vollkommene Ruhe auf dem Boot. Absolut lautlos wie ein Baumstamm treibt man wenige Meter an den Fischen vorbei. Die explosive Attacke kommt wie aus dem Kanonenrohr geschossen! Nach den ersten Fluchten beginnt je nach Grösse ein Kampf in der Tiefe. Zentral ist die Vermeidung von Hängern, denn sobald der Motor angeworfen werden muss, um den Hänger zu lösen, wird weiteres Fischen im Umkreis von hundert Metern sinnlos. Der Wels ist in dieser Situation extrem empfindlich auf Störungen jeglicher Art und lässt sich bei intensiven Druckwellen in die Tiefe sinken.
2. Spinnfischen im Freiwasser
Das Freiwasserspinnen wird, wie es der Name sagt, im offenen Wasser des Stroms, im See oder in Überflutungsgebieten angewandt, vorzugsweise dort, wo sich grosse Fischschwärme aufhalten. An Flüssen, die sich ins Meer ergiessen, gibt es oft einen Meeräschenaufstieg. In der Schweiz dürften in Massen vorkommende Weissfischarten zur bevorzugten Beute gehören.
Tackle-Empfehlung
- Agile Rute mit einem Wurfgewicht von 100 Gramm und starkem Rückgrat bei einer Maximallänge von 2,40 Meter, idealerweise 2 Meter.
- Rollen in den Grössen 5000 bis 8000.
- Geflochtene Schnur 0,36er mit 0,80 mm Monovorfach verbunden.
- Grosse Gummifische und ultrastarke floating/suspending Wobbler als Köder.
3. Gefühlsfischen vertikal
Eine weitere aktive Methode ist das vertikale Absuchen des Flussgrunds. Es ist die effizienteste Methode, um an Hotspots wie Flussmündungen und langsam fliessenden Rinnen einen Abnehmer zu finden. Der Köder – vorzugsweise ein toter Fisch oder grosser Gummifisch – wird hüpfend über den Boden geführt. Bei der gefühlvollen Führung mit stetem Kontakt zum Flussgrund sollte man gedanklich zusammen mit dem Köder über den Grund dahingleiten. Bei einem Biss muss mit Besonnenheit Fühlung aufgenommen und dann sofort angeschlagen werden.
Tackle-Empfehlung
- Zum Einsatz kommen Vertikalruten mit Triggergriff: 180 Zentimeter Rutenlänge und 250 Gramm Wurfgewicht sind der Mittelwert für diese Fischerei.
- Dazu eine leichte Multirolle mit einer Bremsleistung von mindestens 10 Kilo und mindestens 100 Meter 0,40er-Geflochtene. Wichtig ist eine gut abgestimmte Balance für ermüdungsfreies Fischen auch bei langen Sessions.
- Die richtige Wahl der Köder ist von Gewässer und Situation abhängig. Fische, Tintenfische, Wurmzöpfe und Gummiköder werden am häufigsten eingesetzt.
- Der Einsatz von Multirollen bringt gewichtige Vorteile gegenüber einer Stationärrolle, da jede Unebenheit am Gewässergrund eine sofortige Anpassung erfordert. Die Welse liegen oft dicht am Grund und haben einen eingeschränkten Aktionsradius. Fällt beispielsweise die Flusssohle an einer Kante um 60 Zentimeter ab und der Köder wird nicht umgehend gesenkt, ignoriert der Wels den Köder meist. Zur optimalen Struktur- und Köderkontrolle ist der Einsatz eines Echolots unerlässlich.
4. Das Schleifen
Unter Schleifen versteht man eine Technik, bei der vom treibenden Boot aus ein einfaches System in langsamer Drift über den Flussgrund geschleift wird. Meist werden die Köder an Einzelhaken der Grösse 3/0 bis 9/0 montiert. An einem bis zwei Meter langen Vorfach aus speziellem, geflochtenen Vorfachmaterial wird die Montage mittels Bleiolive oder Tirolersystem grundnah präsentiert. Je nach Tiefe des Gewässers wird dabei zwischen 50 und 200 Gramm Gewicht benötigt. Als Köder kommen vorwiegend Fische zwischen 15 und 20 Zentimeter oder grosse Wurmbündel in Frage.
Tackle-Empfehlung
- Agile Rute mit einem Wurfgewicht von 100 Gramm und starkem Rückgrat bei einer Maximallänge von 2,40 Meter.
- Rollen in den Grössen 5000 bis 8000.
- Schnur 0,40er bis 0,60er 8-fach-Geflochtene.
- Vorfach ab 60 kg Tragkraft aufwärts.
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