


01 | 11 | 2022 | Praxis | ![]() | ![]() |
01 | 11 | 2022 | Praxis |
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Viele Kunstköder kommen und gehen, aber auf den Köderfisch ist seit jeher Verlass. Wir stellen hier die wesentlichsten Befestigungsmöglichkeiten für den ältesten Raubfischköder vor und weisen dabei auf einige Kniffe hin.
> Naturköder | Teil I
> Naturköder | Teil II
Es ist noch nicht lange her, da waren Köderfische die unangefochtene Nummer eins unter den Raubfischködern. Alle möglichen Anbiete-Techniken hatte man entwickelt und verfeinert, passend zur anvisierten Fischart. Inzwischen sind diese Möglichkeiten in den Hintergrund geraten, das Montieren eines Kunstköders ist wesentlich praktischer. Dennoch ist ein passend angebotener «Köfi» beim Raubfischfang auch heute noch praktisch unschlagbar. Echter als echt geht schliesslich nicht. Und das gilt nicht nur für den heiklen Zander oder den fast überall nicht mehr gestatteten lebenden Köderfisch. Besonders in der kalten Jahreszeit ist der tote Köderfisch Trumpf für alle Raubfischarten. Hier im Fokus sind die einfachsten Befestigungsmöglichkeiten und Anregungen zu bewährten und vorwiegend passiven Montagen. Auf die Systeme zum aktiven Spinnfischen oder Schleppen mit dem Köfi gehen wir in einer kommenden Ausgabe ein.
Meistens gilt: je frischer, desto besser. Fangfrische Köderfische halten besser am Haken und riechen nicht nur für uns besser als aufgetaute «Weichlinge» aus dem Tiefkühler. Im Idealfall holt man sich direkt am betreffenden Gewässer die potenziellen Beutefische der angepeilten Räuber. An nährstoffreichen Gewässern voller Weissfische, an Bergseen mit gutem Elritzenbestand oder bei Hafenbecken mit grossen Schwärmen klappt es noch am selben Fischertag mit den Köderfischen. Zuverlässige Köderfische sind auch kleine Alet in Fliessgewässern, die im Gegensatz zu den Fischen im See das ganze Jahr erreichbar bleiben. Leider sind solche Möglichkeiten zeitlich und räumlich beschränkt und der Erfolg ist auch dann längst nicht sicher. Oft vergeht der halbe Fischertag mit dem Köder-Fischen, das man sich wesentlich einfacher und schneller vorgestellt hat … Will man jederzeit mit Köderfischen auf die Pirsch gehen können, kommt man nicht um eine Strategie herum. Die Lebendhälterung von Köderfischen in einem Aquarium, Brunnen oder Gartenteich ist heikel und aufgrund von Ausfällen durch Krankheiten, mangelnder Wasserqualität oder technischen Pannen auch nicht gewiss. Im Fischerladen oder beim Berufsfischer kann man auch nach frischen Köderfischen fragen und im Offenverkauf im Supermarkt gibt es fängigen Fisch, seien das frische Zuchtforellen oder aufgetaute Sardinen. Auf Vorrat gefangene und möglichst schnell in nicht zu grossen Portionen tiefgefrorene Köderfische fangen auch aufgetaut. Manche sagen sogar: noch besser.
Der Köderfisch fängt durch sein Aussehen, den Geruch und die Textur auch ganz ohne Zutun des Fischers. Dementsprechend reicht es, den Fisch einfach nur im Wasser zu präsentieren und abzuwarten, bis ein Räuber ihn findet. In der Schwebe anbieten kann man ihn am Zapfen oder direkt unter der Rute vom Boot oder Steg aus. Auch am Grund mit oder auch ohne Blei lassen sich tote Köderfische ablegen. Je schlichter die Montage daherkommt, desto überzeugender und zugleich auch praktischer ist sie im Einsatz. Da die Köder meist ganz geschluckt werden, sind beim Hechtfischen passende Vorfächer Pflicht (0,7 mm-Fluorocarbon oder Stahl/Kevlar). Aufwendige Konstruktionen und mehrere Drillinge sind nicht nötig, meistens reicht ein scharfer Einzelhaken bereits, um einen Biss sicher zu haken. Dennoch lohnt es sich, auf einige Details zu achten. Hängt man etwa den Köderfisch im Wasser gemäss Variante 1 auf, muss die Schwimmblase durchstochen werden, damit der Fisch gut absinkt und schliesslich eine natürlich wirkende Haltung im Wasser einnimmt. Oder im Gegenteil beim Grundfischen: Hier ist es vorteilhaft, dem Fisch zusätzlichen Auftrieb zu geben mit schwimmendem Material (z. B. Korkenstücke) oder mit einer Spritze in die Bauchhöhle injizierte Luft. Über dem Grund und Blei treibende Köder produzieren weniger Hänger und oft mehr Bisse. Fischt man in der Strömung, eignen sich die Befestigungsvarianten der Länge nach (z. B. Variante 2 und 4) besser, damit der Köderfisch nicht quer zur Strömung steht.
Natürlich lassen sich nicht nur ganze Köderfische befestigen. Auch halbe Fische und Filetstreifen lassen sich am Zapfen, am Grund oder bewegt anbieten. Ein Klassiker sind Fischstücke am Trüschenpilker, welche besonders die grösseren unter den marmorierten Räubern aus der Reserve locken. Ebenfalls sehr spannend und auf Winter-Egli einen Versuch wert sind kleine Köderfische oder Fisch-Streifen am Dropshot- oder Carolina-Rig angeboten. Auf Salmoniden in Bergseen, aber auch Flüssen, bewährt sich der «Löffelbutz», ein Spinner mit direkt angehängtem kleinen Fischchen. Idealerweise entfernt man dazu den Drilling und montiert zwei Einzelhaken: Den vorderen, um das Fischchen am Kopf zu fixieren, und einen zweiten als Anbiss-Stelle dahinter, der auf den Köderfisch gezogen wird.
In stehenden Gewässern bewährt sich die Behakung am Rücken. Der tote Köderfisch kann via Zapfen oder direkt unter der Rute in allen Tiefen von dicht unter der Wasseroberfläche bis über dem Grund angeboten werden. So befestigt hängt der Köder waagrecht im Wasser und wirkt natürlich. Diese Präsentation kann in allen Jahreszeiten angewendet werden, ist aber auf stehende Gewasser beschränkt. In der Strömung bewegt sich der tote Köderfisch unnatürlich quer zum Wasser. Der Haken wird unter der Rückenflosse des Köderfisches eingestochen, was beim Auswerfen einen deutlich besseren Halt des Köders bringt. Besonders zu beachten bei dieser Variante ist das Durchstechen oder Entfernen der Schwimmblase, damit der Fisch sich möglichst natürlich aufstellt.
Die Lippenköderung ist bei Zug besonders vorteilhaft. In der Strömung bewegt sich der tote Köderfisch in einer natürlichen Haltung. Gerade grosse Forellen haben eine Schwäche für kleine Fischchen am Bleischrot mit dieser Anköderung. Im stehenden Gewässer kann man mit dieser Variante den Köderfisch durch regelmässiges Zupfen oder langsames Einziehen in Bewegung versetzen. Bei dieser Art der Anköderung kann der Köderfisch via Zapfen im Wasser treibend oder mit einem Sbirolino dicht über Grund eingeholt werden. Da sich der Haken drehen kann, klappt es mit dem Anhieb auch, wenn der Köfi kopfvoran genommen wird.
Das Aufziehen von Köderfischen ist eine der bewährtesten Befestigungen. Viele Räuber schlucken ihre Beute vorzugsweise kopfvoran und der Haken in der Körpermitte befindet sich sofort im Maul oder kann sogar greifen, wenn der Köder quer gehalten wird. Diese Variante eignet sich sehr gut zum Ansitzfischen auf Grund für Trüschen, Zander und in den Bergseen mit toten «Bammeli» auf Namaycush. Auch für Welse und Hechte ist diese Anköderung ideal und mit zusätzlichem Auftrieb über dem Grund noch etwas attraktiver. Macht man mit dem Vorfach ein paar einfache Schlaufen um die Schwanzwurzel, übersteht der Fisch auch weite Würfe und rutscht nicht ab. Damit wird auch verhindert, dass der Köderfisch schliesslich krumm gebogen auf dem Haken hängt.
Eine noch einfachere Variante als die zuvor beschriebene ist das Einstecken des Hakens in der Schwanzwurzel des Köderfischs. Das Aufziehen des Hakens und die Fixierungsschlaufen braucht es nicht und der Köfi hält sehr gut am Haken. Die Beweglichkeit des Fischkörpers ist auch unbeeinträchtigt und beim Anbiss bemerkt auch ein misstrauischer Räuber den Haken und das Vorfach erst, wenn er den Fisch bereits weit im Schlund hat. Der freistehende und bewegliche Haken fasst schliesslich sicher und auf schonende Weise im vorderen Maulbereich. Offenbar stören sich die Räuber auch nicht an «rückwärts» schwimmenden Fischen und sind sehr empfänglich für aktive Führungen analog Variante 2. Am Schwanz montiert, drehen sich die Köfis bei Zug oder in der Strömung kaum um die eigene Achse und wirken dadurch sogar besonders natürlich. Mit oder ohne Beschwerung ganz langsam herangekurbelte Fischchen mit dieser Befestigung sind ein Geheimtipp, wenn mit Kunstködern beim Zanderfischen nichts erreicht werden kann.
Grössere Köderfische lassen sich durch ihr Eigengewicht auch ohne Beschwerung gut auswerfen und bieten sich auch direkt zum aktiven Fischen auf grössere Räuber an. Ein Drilling am (bissfesten) Vorfach bietet unkomplizierte Befestigungsmöglicheiten, welche den Fisch möglichst wenig verkrümmen und einen sicheren Halt bieten, sodass er gerade und natürlich läuft. Unbeschwerte grosse Köderfische (Schwimmblase einstechen!) als Jerkbait überzeugen Hechte und auch Welse. Eine Option ist es, das Vorfach via Kiemendeckel durch das Maul zu schieben und den Drilling gleich neben dem Kopf einzustecken. Oder man nimmt eine Ködernadel zu Hilfe und zieht das Vorfach durch die Rückenmitte und schliesslich zum Maul hinaus. Schliesslich sitzt der eingesteckte Drillingshaken möglichst mittig auf dem Rücken und fixiert den Köderfisch (siehe Skizze). Die ersten paar Würfe übersteht diese Behakung und der Fisch schwimmt recht schön – aber meistens beginnt der eingesteckte Haken dann im Fleisch zu rutschen und der Köder beginnt sich zu verziehen. Dieser und weitere Nachteile sprechen schliesslich für ausgefeiltere und etwas aufwendigere Köderfischsysteme zum aktiven Fischen. Wir kommen wieder darauf zurück!
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