Vom Ufer aus auf Trüschen
28 | 11 | 2025 PraxisText & Fotos: Ruben Rod 059
28 | 11 | 2025 Praxis
Text & Fotos: Ruben Rod 0 59

Vom Ufer aus auf Trüschen

Je kürzer die Tage, desto länger die Nächte. Wer das Nachtfischen mag, kann im Winterhalbjahr den Ansitz auf Trüschen geniessen. «Petri-Heil»-Redaktor Ruben Rod hat dafür den Einsatz von Feeder-Ruten für sich entdeckt.


Das Trüschenfischen ist eine dankbare Fischerei: Sie kommt mit wenig Material aus und ist an vielen grossen Schweizer Seen möglich, oft sogar im Freiangelrecht. Dazu sind die marmorierten Süsswasserdorsche ausgezeichnete Speisefische. Trotz der einfachen Grundausstattung aus Blei, Haken und Würmern gibt es eine grosse Spannweite vom Anfänger zum Trüschenprofi. Es hat doch ziemlich viele Stellschrauben – von der richtigen Stelle über Köderwahl bis zur Montage und zur Wahl von Ruten und Schnüren.

 

Stellenwahl

Die Wahl des Platzes ist entscheidend. Trüschen kommen zwar in vielen Seen vor, bevorzugen aber bestimmte Bereiche. Eine Faustregel, die sich oft (aber nicht immer!) bewährt, lautet: tiefes Wasser. Wer in Wurfdistanz Tiefen von 20 bis 30 Metern oder mehr erreicht, hat gute Chancen. Trüschen-Potenzial haben:

  • Ufer, die steil in die Tiefe abfallen.
  • Geröllhänge, Felsvorsprünge, Unterwassergräben und grosse Steine (leider auch hängergefährlich).
  • Bach- oder Flussmündungen, besonders bei Regen und Trübung­, wenn fressbares Treibgut wie Würmer eingeschwemmt wird.

 Ein Süsswasserdorsch hat das Wurmbündel genommen.

Ein Süsswasserdorsch hat das Wurmbündel genommen.


Die Winternacht gemütlich machen

Damit der Ansitz im Dunkeln Freude macht, lohnt sich Vorbereitung. Richte deinen Platz bei Tageslicht ein und ordne die Ausrüstung so, dass Du auch im Schein der Lampe alles findest. Nützliche Begleiter Deiner Trüschennacht sind:

  • Eine Stirnlampe. Du brauchst Licht und freie Hände.
  • Warme Kleidung und Schuhe.
  • Der Schein und die Wärme eines Lagerfeuers (sofern möglich und erlaubt) am Wasser ist DIE Zutat für einen gemütlichen Trüschenansitz­.
  • Thermosflasche mit heissem Tee.
  • Einen oder mehrere Fischer­freunde. Allein scheint das Warten auf einen Biss viel länger!

 Meine Trüschenmontage: Tirolerhölzli mit Anti-Tangle-Boom und zwei Anbissstellen.

Meine Trüschenmontage: Tirolerhölzli mit Anti-Tangle-Boom und zwei Anbissstellen.


Montage und Köder

Meine Trüschenmontage soll drei Dinge erfüllen: Sich gut auswerfen lassen, verwicklungsfrei auf den Grund sinken und möglichst hängerfrei bleiben. Bewährt hat sich ein Tiroler Hölzli mit 50 bis 80 Gramm Gewicht an einem Anti-Tangle-Boom. Ich fische mit zwei Anbissstellen: einer am Durchlauf-Vorfach und einer rund 50 cm über dem Gewicht an einem kurzen Seitenarm.

Die tragende Schnur meiner Montage ist eine 0,40er-Monofile. Die Haken-Vorfächer wähle ich bewusst dünner (0,26 bis 0,30), damit ich bei einem bösen Hänger nur einen Haken verliere. Als Haupt- und Wurfschnur verwende ich wegen der geringen Dehnung (Biss­erkennung) und dem kleineren Durchmesser (weniger Wasserwiderstand) eine Geflochtene, ergänze aber die letzten fünf bis acht Meter mit einer 0,40er-Monofilen, um Steinen und Muscheln besser Paroli­ zu bieten.

Als Köder funktionieren Würmer zuverlässig. Sind es grosse Tauwürmer, fädele ich einen bis drei davon zu einem zappelnden Bündel auf den Haken. Habe ich nur kleinere Dendrobena- oder Mistwürmer, nehme ich noch etwas mehr. Eine weitere und manchmal bessere Alternative sind Köderfische. Diese ziehe ich vom Schwanz her auf, so dass der Haken knapp neben den Kiemen austritt. Damit das Fischchen beim Auswerfen und Absinken gerade auf dem Haken bleibt und nicht abrutscht, fixiere ich es mit zwei einfachen Umschlägen am Schwanz. Mit zwei Anbisstellen kann ich beide Varianten anbringen und besonders die grossen Trüschen tendieren manchmal eher zu Fisch.

 Ergebnis eines unterhaltsamen Trüschenabends in guter Gesellschaft.

Ergebnis eines unterhaltsamen Trüschenabends in guter Gesellschaft.


Bisserkennung und Anhieb

Ein echter Fortschritt in meiner Trüschenfischerei war der Einsatz von Feeder-Ruten. Mit ihrer Länge von 3 bis 3,3 m hat man auch ohne heftige Beschleunigung­ eine gute Reichweite und trotz der feinen Spitze haben sie genug Rückgrat für Wurfgewichte bis zu 100 g.

Nach dem Absinken der Montage stelle ich die Rute an, spanne die Schnur bis zum Kontakt mit der Montage nach und hänge einen Bissanzeiger ein. Die Feeder-Spitzen beleuchte ich mit einer Taschenlampe und verzichte auf ein angeklemmtes Glöcklein oder Knicklicht, wie es viele Trüschenfischer tun (funktioniert aber auch sehr gut!). Feine Bewegungen wie das typische Trüschenknabbern kann ich auf diese Weise gut an der Spitze beobachten. Zieht ein Fisch ab, wandert schliesslich auch der Bissanzeiger nach oben.

Erkenne ich einen klaren Biss, nehme ich die Rute auf, neige die Spitze ans Wasser und hole die lose Schnur vorsichtig ein, bis wieder Kontakt besteht. Dann folgt ein kräftiger Anhieb. Anschliessend kurble ich an steil aufgerichteter Rute zügig nach oben, damit die nach unten strebende Trüsche sich nicht am Grund festsetzt. In Richtung Oberfläche lässt die Gegenwehr oft nach, weil der Druckunterschied die Tiefenbewohner aufbläht. Die Exem­plare sind (leider) meistens leicht genug, um sie mit den kräftigen Schnüren direkt an Land zu lupfen – und wenn das Glück grösser ist, darf der Feumer­ zum Einsatz kommen.


> Vom Boot aus auf Trüschen

 

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