Der frühe Fischer fängt den Egli
22 | 09 | 2025 PraxisText: Johannes Dietel & Ruben Rod 01360
22 | 09 | 2025 Praxis
Text: Johannes Dietel & Ruben Rod 0 1360

Der frühe Fischer fängt den Egli

Schläfst Du am Wochenende immer aus? Schade, denn wenn Du stattdessen zeitig am Wasser stehst, kannst Du im Herbst mit Egli-Sternstunden rechnen.


Das Wasser speichert noch sommerliche Wärme, während die Tage kürzer werden und die Lufttemperaturen rasch sinken. Ist der See wärmer als die Luft, steigt feiner Dunst auf, in dem sich das Morgenlicht bricht. Noch halten sich die Köderfische in Ufernähe und an der Oberfläche auf – und mit ihnen die Egli. An manchen Stellen lassen sich im Frühherbst in den Morgenstunden eindrucksvolle Spektakel beobachten: Springende Fische und heftige Oberflächenjagden von raubenden Egli-Trupps, oft auch der grossen. Wer jetzt seinen Köder am richtigen Ort präsentiert, kann kaum etwas falsch machen und mit den besten Szenen der Saison rechnen.

 Herbstliche Morgendämmerung an einer Anlegestelle am Zürichsee. Solche Hotspots der grossen Seen bieten bis weit in den Herbst hinein noch aktive Räuber in Oberflächen- und Ufernähe. © Ruben Rod

Herbstliche Morgendämmerung an einer Anlegestelle am Zürichsee. Solche Hotspots der grossen Seen bieten bis weit in den Herbst hinein noch aktive Räuber in Oberflächen- und Ufernähe. © Ruben Rod


Heisshunger am Saisonende

Bald wird das Wasser kalt – und als wechselwarme Tiere bedeutet das für die Fische: Der Körper wird bald auf Sparbetrieb geschaltet. Für Raubfische ist das eine besondere Herausforderung, denn ihr Jagderfolg beruht auf schnellen Reaktionen und fein abgestimmter Sinnesleistung. Viele Arten jagen am erfolgreichsten bei Wassertemperaturen zwischen 15 und 25 Grad. Im Herbst bleiben die grossen Seen noch überraschend lange warm, denn Wasser ist ein sehr guter Wärmespeicher. Erst im Lauf des Oktobers bis Mitte November bricht die sommerliche Schichtung der grossen Seen zusammen und die Fische ziehen sich mehrheitlich an den Grund zurück. Die Phase der noch verbleibenden Wärme aber nutzen die Egli, um sich vor der langen Winterpause nochmals richtig satt zu jagen.

 Die Farben der Egli kommen im Morgenlicht besonders zur Geltung. © Johannes Dietel

Die Farben der Egli kommen im Morgenlicht besonders zur Geltung. © Johannes Dietel


Raus aus den Federn

Zwar kann man jetzt auch tagsüber mit Egli rechnen. Der Morgendämmerung wohnt aber ein besonderer Zauber inne. Weil sie in der Nacht kaum jagen, legen sie von abends bis zum Morgengrauen eine Fresspause ein und schlagen bei Tagesanbruch umso heftiger zu. Die Sicht ist dann aber noch lange nicht so gut wie bei vollem Tageslicht. Die tagsüber oft zögerlichen Egli sind deutlich weniger kritisch gegenüber unseren Schnüren, den Haken und allem anderen, was ihnen bei voller Ausleuchtung nicht gefällt. Die Frische der Morgenstunde weckt Fisch wie Fischer zuverlässig auf.

 In der frühen Morgensonne ist die Stimmung auf dem See besonders schön. Spätestens beim ersten Biss verfliegt dann auch die Müdigkeit. © Johannes Dietel

In der frühen Morgensonne ist die Stimmung auf dem See besonders schön. Spätestens beim ersten Biss verfliegt dann auch die Müdigkeit. © Johannes Dietel

0 Kommentare


Keine Kommentare (Kommentare erscheinen erst nach unserer Freigabe)


Schreibe einen Kommentar:

Zurück zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren: