18 | 03 | 2014 | Reisen | 0 | 6967 |
18 | 03 | 2014 | Reisen |
0 6967 |
Fischen im Yellowstone Nationalpark
1872 wurde der Yellowstone gegründet und ist damit der älteste Nationalpark der Welt. Mit einer Fläche von 8987km² ist er ein bisschen grösser als die Kantone Graubünden und Zürich zusammen. Bis zu 3,5 Millionen Menschen besuchen ihn pro Jahr und nicht wenige davon sind Fischer.
Der Yellowstone ist Teil der Rocky Mountains und gehört zum US-Bundesstaat Wyoming. Berühmt ist der Park in erster Linie für seine vulkanogenen Landschaften und seinen enormen Reichtum an Wildtieren.
Fischen ist im ganzen Nordwesten der USA sehr populär und der Yellowstone bildet dabei einen Hotspot. Die unzähligen Bäche, Flüsse und Seen in traumhafter Landschaft sind ein Paradies für Fischer. Ein ganzes Menschenleben würde nicht ausreichen, um alle Gewässerabschnitte zu befischen.
Die Fischereisaison im Yellowstone Nationalpark startet am Wochenende vor dem Memorial Day (letzter Montag im Mai) und dauert bis zum ersten Sonntag im November. Erlaubt sind ausschliesslich künstliche Köder ohne Widerhaken. Viele Gewässer können direkt von der „Grand Loop“ Strasse aus befischt werden.
Am Strassenrand
Der „Grand Loop“ hat auf der Landkarte die Form einer 8 und führt die Besucher durch den Park und zu den spektakulärsten Sehenswürdigkeiten. Die Gewässer entlang dieser Hauptachsen unterliegen einem enormen Befischungsdruck. Den guten Fischbestand verdanken sie in erster Linie der Tatsache, dass an praktisch allen Gewässern Catch&Release gefischt wird. Dies wird an den meisten Forellengewässern im Westen der USA so gemacht auch wenn es nicht überall vorgeschrieben ist. Der Madison, der Firehole und der Gibbon sind solche Flüsse, die entlang der Parkstrasse fliessen und deshalb sehr intensiv befischt werden. Nicht selten sieht man alle 30 bis 50 m einen oder mehrere Fischer. Die Amerikaner sind diesbezüglich sehr entspannt und die Ausländer passen sich an. Es wird viel weniger gewandert beim Fischen. Man sucht sich seinen Zug und fischt dort für 2 oder 3 Stunden.
Wenn man sich damit abfinden kann, dass man nicht alleine am Wasser ist und nur wenig Strecke machen kann, sind diese Gewässer durchaus zu empfehlen. Es hat wirklich sehr viele Bach- und Regenbogenforellen zwischen 25 und 35 cm, die gut auf Trockenfliegen und Nymphen ansprechen. Hat man es auf die grösseren Fische abgesehen, sollte man einen Versuch mit dem Streamer wagen.
Feine Fischerei
Ein fischereiliches Highlight im Park ist die Yellowstone-Cutthroat-Trout (Oncorhynchus clarki bouvieri), eine Unterart der Cutthroat Trout (Oncorhynchus clarki, Kehlschnittforelle) und nahe Verwandte der Regenbogenforelle. Sie ist erkennbar an den leuchtend orange-roten Linien an der Unterseite des Kiefers (cut = schneiden, throat = Hals). Die Cutthroat Trout ist der Lieblingsfisch vieler Fliegenfischer. Dies hat vor allem einen Grund: Sie liebt Trockenfliegen! Selbst wenn es keinen Schlupf gibt, kann man sie mit einer Trockenfliege jederzeit zum Steigen bewegen. Auch kapitale Fische die im 2m tiefen Wasser am Grund stehen, steigen auf winzige Trockenfliegen. Bei unserer heimischen Bachforelle ist ein solches Verhalten undenkbar.
Obwohl die Cutthroat Trout nach wie vor in relativ grossen Mengen vorkommt, haben ihre Bestände stark abgenommen. In den 80er Jahren wurden illegal kanadische Seeforellen (Namaycush) im Yellowstone Lake ausgesetzt. Der Yellowstone Lake und seine Zuflüsse beherbergten damals geschätzte 3,5 Millionen Cutthroat Trout. Die Seeforellen haben die Bestände allerdings drastisch reduziert. Der National Park Service begann deshalb am Ende des letzten Jahrhunderts damit die Seeforellen mit Netzen zu befischen. Seitdem wurden jährlich bis zu 200`000 Namaycush aus dem See entfernt und infolgedessen konnten 2011 zum ersten Mal wieder mehr juvenile Cutthroat Trout verzeichnet werden.
Die eingebrochenen Bestände haben auch einen gravierenden Einfluss auf die Nahrungskette des Yellowstone Nationalparks. Die kanadische Seeforelle frisst den Nachwuchs der Cutthroats, weigert sich selbst jedoch den Grizzlys vor die Schnauze zu schwimmen. Da sich die Forellenjagd für die Bären nicht mehr lohnt, werden von den Bären nun viel mehr junge Wapiti-Hirsche erlegt.
Besonders gut ist die Cutthroat Fischerei am Yellowstone River und Lamar River mit seinen beiden Hauptzuflüssen Soda Butte Creek und Slough Creek. Auch diese Gewässer sind gut mit dem Auto zu erreichen, bieten aber auch Strecken, die nicht direkt an der Strasse liegen. Die Fischdichte ist enorm und die Durchschnittsgrösse liegt bei 35-45 cm. Vor allem die Gewässer des Lamarsystems sind nicht ganz einfach zu befischen. Denn trotz des gewaltigen Einzugsgebietes bringen sie relativ wenig Wasser. In Kombination mit dem geringen Gefälle führt dies zu langsam und relativ seicht fliessendem Wasser. Die Fische dürfen mit der Fliegenschnur auf keinen Fall überworfen werden und die Vorfächer sollten relativ dünn und im Idealfall aus Fluorcarbon sein. Monifil über 0,16 mm scheinen die Cutthroats zu sehen. Und wenn die Fische den Braten riechen, ignorieren sie jedes Angebot. Hat man den Dreh raus, kann man wahre Sternstunden erleben und fängt Fisch auf Fisch.
Versteckte Perle
Auch Fischer, die auf der Suche nach einsamen Stunden in unberührter Natur sind, kommen im Yellowstone Nationalpark voll auf ihre Kosten. Dies bedingt jedoch meistens die Bereitschaft ein paar Kilometer zu laufen. Ein absoluter Geheimtipp für Liebhaber von grossen Regenbogenforellen und einsamen Stunden am Wasser ist der Bechler River. Der Bechler ist ein Zufluss des Fall Rivers, der den Nationalpark im Südwesten verlässt. Einige Kilometer vor dem Zusammenfluss mäandriert der Bechler über eine traumhaft schöne Ebene. Mit unterspülten Ufern und tiefen Rinnen verfügt dieser Abschnitt über eine perfekte Struktur. Da dieser Ort nur durch einen Marsch von ungefähr 2 Stunden erreichbar ist, wird der Bechler in diesem Bereich nur selten befischt. Die Kampfkraft der Regenbogenforellen ist absolut beeindruckend. Ein Fischer, der nur die Mast-Regenbögler der heimischen Gewässer kennt, kommt aus dem Staunen nicht heraus und schätzt jeden Fisch beim Anbiss mindestens 10-20 cm länger ein. Die Fische verfügen über ein unbändiges Temperament und erstaunliche Flugkünste. Durch den geringen Befischungsdruck ist die Fischerei auch nicht wirklich heikel. Fischer, die den weiten Weg nicht scheuen, erleben dort ihr regenbogenfarbenes Wunder.
Gutes Timing
Möchte man den Yellowstone Nationalpark besuchen und befischen, sollte man sich Gedanken über den besten Zeitpunkt machen. Bis Anfang Juli können die meisten Gewässer noch von Schneeschmelze betroffen sein. Einige Flüsse sind aber schon klar und bieten eine gute Fischerei mit der Trockenfliege. Die Gewässer, die von der Cutthroat Trout zum Laichen aufgesucht werden, sind bis am 15 Juli geschlossen. Im Juli sind dann allmählich alle Fliessgewässer klar und die Insektenschlüpfe erreichen ihren Höhepunkt. Bereits im Juni beginnen die Schlüpfe der Salmonfly. Die Salmonfly ist eine bis zu 5 cm gross werdende Steinfliegenart. Auch grosse Forellen scheinen alle Vorsicht über Bord zu werfen, wenn die Salmonfly anfängt zu schlüpfen. Scharen von Fischern kommen zu dieser Zeit in den Park um dieses Spektakel mitzuerleben. Spätestens Anfang August ist auch an den letzten Gewässern der Spuk vorbei. Wer den Park hauptsächlich wegen dem Madison und dem Firehole besucht, sollte die Monate Juli und August meiden. Ihr Wasser wird zu einem beträchtlichen Teil von heissen Quellen gespeist und zusammen mit der Sommerhitze ergeben sich Wassertemperaturen, die den Forellen den Appetit verderben. Im September sind die grossen Touristenströme abgebrochen und man hat ein bisschen mehr Platz am Wasser. Obwohl auch nicht mehr so viele Insektenarten schlüpfen, ist die Fischerei immer noch gut. Im Oktober hat die Stunde der Streamerfischer geschlagen. Dann steigen die grossen Bachforellen aus den Stauseen in den Madison und den Lewis River und die Chancen auf einen kapitalen Fang stehen besonders gut. Auf jeden Fall sollte man sich bei der Ankunft in einem Flyshop über die Verhältnisse vor Ort und die benötigten Fliegenmuster informieren. Bei dieser Gelegenheit kann man sich auch die Wochenkarte für 25$ besorgen. Die detaillierten Bestimmungen sind auf der Website des Nationalparks einsehbar.
www.nps.gov/yell/planyourvisit/fishdates.htm
0 Kommentare
Keine Kommentare (Kommentare erscheinen erst nach unserer Freigabe)