Gletscherwasser
09 | 09 | 2025 VideoText & Fotos: Alessandro Belluscio 0296
09 | 09 | 2025 Video
Text & Fotos: Alessandro Belluscio 0 296

Gletscherwasser

«Petri-Heil»-Mitarbeiter Alessandro Belluscio aus Norditalien hat mit Freunden einen Fliegenfischer-Film über das Verschwinden der Gletscher­ gedreht. Seine Gedanken dazu hat er im folgenden Essay zusammengefasst.


Als ich in den 1980er-Jahren aufwuchs, hörte man die ersten Warnungen vor dem Treibhauseffekt. Dazu gab es auch Rezepte, um dereinst das Schlimmste zu verhindern. Es war für uns wie Science Fiction, Lichtjahre von unserem Alltag entfernt. Inzwischen sind die Warnungen Wirklichkeit geworden. Der Treibhauseffekt ist da, er ist zur globalen Erwärmung geworden. Und das stärker, als irgendjemand hätte vorhersagen wollen. Er schreitet unaufhaltsam voran, und er trifft immer mehr, es gibt keine Ausreden mehr. Die böse Geschichte, die uns damals erzählt wurde, ist wahr geworden.

 Beim Fischfang überwiegt die Freude – doch die Sorgen sind nicht aus der Welt zu schaffen.

Beim Fischfang überwiegt die Freude – doch die Sorgen sind nicht aus der Welt zu schaffen.

Wer in den Bergen lebt, dem ist all das unweigerlich aufgefallen. Ungewöhnliche Winter folgen auf ungewöhnliche Sommer. Meistens ist es viel zu warm und oft zu trocken. Und wenn es regnet, oder auch mal schneit, dann oft übermässig stark. Eine Folge davon ist das Sterben der Gletscher. Jahr für Jahr fehlen mehr und mehr Meter und der Rückzug erfolgt immer schneller.

 Für die Film- und Bildaufnahmen wird auf kompakte, leichte Technik gesetzt.

Für die Film- und Bildaufnahmen wird auf kompakte, leichte Technik gesetzt.

Fliegenfischen ist mein liebtes Hobby, meine Leidenschaft. Es ist für mich das Mittel der Wahl, um mich mit der Natur auseinanderzusetzen. Es erfordert viel Beobachtungsgabe, man muss imitieren, warten und für alle Details aufmerksam sein.

Ausüben kann ich es nur mitten in der Natur, im alpinen Ökosystem. So ist das Fliegenfischen ein ideales Mittel, um Veränderungen in der Natur wahrzunehmen.

 Fischend den rasenden Wandel der Bergwelt zu dokumentieren, macht ganz offenbar Freude.

Fischend den rasenden Wandel der Bergwelt zu dokumentieren, macht ganz offenbar Freude.

Jedes Jahr sehen die Gewässer, die ich besuche, anders aus. Wasserstände und Temperaturen spielen verrückt. Murgänge und katastrophale Stürme werden immer häufiger. Und es ist vor allem die verrückte Wärme: Eine Nullgradgrenze, die wochenlang oberhalb von 4000 Metern verharrt und so die Gletscher schneller denn je verschwinden lässt. Was passiert mit den Bächen und Flüssen, wenn dereinst kaum mehr Gletschereis vorhanden ist? Es sind keine schönen Umstände für Wasserinsekten und Fische, und damit auch für uns Fischer.

Die Fische und die anderen Wassertiere versuchen, sich dem drastischen und kontinuierlichen Wandel anzupassen. Sie verändern beispielsweise ihr Brutverhalten. Beim Besuch der Flüsse, Bäche und Bergseen können wir dies direkt beobachten.

 Klettern, waten und fangen: Bergbäche und ihre Bewohner faszinieren.

Klettern, waten und fangen: Bergbäche und ihre Bewohner faszinieren.

 Klettern, waten und fangen: Bergbäche und ihre Bewohner faszinieren.

Klettern, waten und fangen: Bergbäche und ihre Bewohner faszinieren.

Was können wir tun, hier im Kleinen? Was könnte unsere Ängste lindern? Im Prinzip machen wir eigentlich nichts anderes, als die Moderatoren der Dokumentarfilme, damals in den 1980er-Jahren. Wir sprechen die Jugendlichen an, wir zeigen ihnen das Fliegenfischen, weihen sie ein in die Beobachtungen und können vielleicht so das Bewusstsein für die Gefahren und Herausforderungen schärfen. So können wir vielleicht die Reife und damit das Umweltbewusstsein der Jungen beschleunigen. Denn Warten ist keine Option.

 Weniger ist mehr: Bei den Dreharbeiten wird nur das Nötigste eingesetzt.

Weniger ist mehr: Bei den Dreharbeiten wird nur das Nötigste eingesetzt.

Unsere Flüsse, unsere Seen, unsere Gewässer sind leider gefährdet. Der Mensch hat im Lauf der Jahre alles verändert, und jetzt liegt die Verantwortung für die Hoffnung auf eine bessere und weniger tragische Zukunft mehr denn je bei uns, bei allen. Wir sind alle verantwortlich, niemand ist ausgeschlossen.



Der Film auf YouTube

«Glacial Waters – auch eine Fliegen­fischer-Geschichte» entstand nach der Idee von Alessandro Belluscio und Luigi Mautino. Zusammen mit Spacefishing Adventures in Bardonecchia versuchten sie, eine Bestandsaufnahme der Situation in den italienischen Alpen zu machen. Die Szenen wurden zwischen Val Susa und Valtellina realisiert. Es handelt sich um ein selbstproduziertes, unabhängiges Projekt.

 

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