Interview mit Bundesrat Albert Rösti
02 | 07 | 2025 SchweizInterview: Tomasz Sikora & Nils Anderson 1382
02 | 07 | 2025 Schweiz
Interview: Tomasz Sikora & Nils Anderson 1 382

Interview mit Bundesrat Albert Rösti

Herr Bundesrat, sind die Befürchtungen begründet, dass bei Neukonzessionierungen von Wasserkraftwerken nicht mehr der natürliche, sondern der aktuelle Zustand des Gewässers als Referenz gilt? Sind bestehende ökologische Beeinträchtigungen dauerhaft zu akzeptieren?

Ich kann die Befürchtungen nachvollziehen, aber sie sind unbegründet. Das Wasserrechtsgesetz sieht bereits seit 2020 vor, dass für die Festlegung von ökologischen Ersatzmassnahmen bei der Erneuerung von Konzessionen nicht der ursprüngliche Zustand, sondern der aktuelle Zustand massgebend ist. Andere Beeinträchtigungen wie Wassermangel, Hindernisse für Fische oder künstliche Schwankungen sind mit passenden Massnahmen zu reduzieren – dies verlangt das Gewässerschutzgesetz so, und durch diese Massnahmen geht es den Fischen künftig besser als heute. Aber die Förderung der erneuerbaren Energien ist von entscheidender Bedeutung für unser Land, deshalb gilt es auch, den bestehenden Spielraum auszunutzen.

 

Wenn wir Fischer ökologische Beeinträchtigungen nun als gegeben akzeptieren müssen, gibt es dann wenigstens die Möglichkeit, in beeinträchtigten Gewässern die Fischerei anderweitig zu stützen (Stichwort: Regenbogenforelle)?

Wird die Natur an einem Ort beeinträchtigt, ist an einem anderen Ort dafür ein Ausgleich zu schaffen. Für diesen Grundsatz stehe ich ein, und er gilt selbstverständlich auch für die Gewässer und die Fischer. Wir wollen vor allem die einheimischen Fische und ihre Lebensräume schützen. Dazu habe ich mich kürzlich mit dem Fischereiverband ausgetauscht, und der Bundesrat empfiehlt die Motion von Ständerätin Céline Vara, die einen Aktionsplan zugunsten der Fische fordert, zur Annahme. Zum Stichwort Regenbogenforelle: Das Fischen der nicht einheimischen Regenbogenforelle ist unter anderem in abgeschlossenen Berg- und alpinen Stauseen erlaubt.

 

Wir Fischer sind in Sorge um unsere Fischbestände. Nun sind die Gewässerräume noch mehr unter Druck. Dürfen wir im Gegenzug die Fische endlich besser gegen Prädatoren wie Gänsesäger und Kormoran geschützt sehen?

Ich verstehe die Sorgen der Fischer sehr gut – die Fischbestände und die traditionelle Fischerei in unseren Gewässern sind wirtschaftlich, kulturell und für die Natur wichtig.  Der Kormoran darf in der Schweiz gejagt werden, und dies ist Sache der Kantone. Sie können den Bestand durch Jagd, Einzelabschüsse oder Eingriffe der Berufsfischer kontrollieren. Damit können die Kantone die Fischer schon jetzt unterstützen. Der Gänsesäger ist hingegen eine geschützte Vogelart.

 

Angelfischer und Fischereivereine leisten durch ehrenamtliche Arbeit günstige Gewässerraumaufwertungen und damit einen bedeutenden Beitrag zur Biodiversität. Zudem hat die Fischerei eine relevante ökonomische Bedeutung (nicht zuletzt im Tourismus) und ist überdies gut für die psychische Gesundheit. So wird etwa in den USA das Fischen in manchen Bundesstaaten therapeutisch verschrieben. Wie stellen Sie in Ihrer geplanten Gesetzesrevision sicher, dass auch in Fliessgewässern die Fischerei weiterhin lebendig und attraktiv sein wird?

Darin sind wir uns einig: Wenn es den Fischen gut geht, geht es auch der Fischerei und den Menschen gut. Deshalb sind wir dafür besorgt, dass ein Mangel an Restwasser oder an Kies im Flussbett sowie Hindernisse auf der Fischwanderung bei Konzessionserneuerungen reduziert werden müssen. Dies immer in Abwägung auch anderer Interessen wie der Stromproduktion. Dieser Prozess nimmt viel Zeit in Anspruch. Umso mehr gilt meine Anerkennung der ehrenamtlichen Arbeit der Fischer zugunsten der Natur.

 

Es besteht die Sorge, dass der Gewässerschutz in der Schweiz künftig unter dem Primat der Energieproduktion stehen könnte. Wie gedenken Sie, ökologische Mindeststandards weiterhin sicherzustellen, auch wenn dies politisch unbequem ist?

Die Wasserkraft ist für unser Land die wichtigste der erneuerbaren Energien – und sie soll auch in der Zukunft zentral bleiben. Aber sie ist mit Rücksicht auf die Natur zu nutzen. So prüft mein Departement derzeit, wie wir die Wasserkraft in Gewässern mit etwas geringerer ökologischer Bedeutung steigern können. Wertvollere Gewässer werden hingegen weniger angetastet. Die Arbeiten dazu laufen. Mein Ziel ist es, dass zwischen der Energieproduktion und dem Schutz der Natur die Balance stimmt.

 

1 Kommentare


Captain Ricci

02 | 07 | 2025

Albert Rösti wird dafür sorgen, dass seine Lobbyisten-Freunde auch in Zukunft unsere Gewässer vergiften und zupflastern dürfen. Die Fische und die Natur sind im völlig egal. Das hat er in seiner Amtszeit schon mehrfach bewiesen.


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