24 | 05 | 2022 | Schweiz | Praxis | 6 | 13637 |
24 | 05 | 2022 | Schweiz | Praxis |
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Der Wels – die Meinungen sind gemacht
Auch im Juni konnte man auf petri-heil.ch seine Meinung kundtun. Diesmal ging es um den Wels. Dieser ist schweizweit auf dem Vormarsch, vielerorts gibt es immer mehr und immer grössere Welse. Das Welsfischen hingegen ist noch immer nicht weit verbreitet.
Wir wollten von unseren Lesern wissen, wie sie die Ausbreitung des Welses einschätzen. Ein knappes Viertel der Leserschaft begrüsst das Aufkommen und die steigende Verbreitung der Welse. Rund 40 Prozent sprechen sich hingegen nach Möglichkeit für eine Eindämmung aus. Der Wels ist ja von seinem Verbreitungsstatus her nur ein Teils-Einheimischer: Seine Ausbreitung geht hierzulande langsam aber stetig voran. An einigen Gewässern, bspw. dem Greifen- oder Sihlsee kann man sich das Welsaufkommen nur durch heimlichen Besatz erklären. Sicher begünstigend sind die steigenden Temperaturen, mit denen kommt der grosse Fisch gut zurecht. Zwar ist es nicht so, dass die Bestände explodieren würden, doch wo der Wels einmal drin ist, bleibt er.
«Würde gerne mal»
Das Welsfischen wird noch immer nur von einer kleinen Minderheit der Fischer aktiv betrieben. Viele Teilnehmer der Umfrage sind am Welsfischen interessiert, haben es aber (noch) nicht versucht. Ein Grossteil der Teilnehmer ist auch an der Verwertung der Welse interessiert. 47 Prozent entnehmen ihn, wenn er Küchengrösse hat, was einer Länge von 60 bis zu etwa 150 Zentimeter entspricht, und mehr als ein Drittel entnimmt allfällige Welse grundsätzlich.
Auch Teilnehmer Marc Zubero weist darauf hin, dass der Wels, insbesondere aus klaren, sauberen Gewässern, ein guter Speisefisch ist.
Was den Fang erschwert, sind die häufigen Verbote des Nachtfischens. Besonders im Sommer ist der Wels ein ausgesprochen nachtaktiver Fisch, wie auch der Kommentar von Peter Wenger betont: «Wo man die Welse gezielt befischen möchte – und in einigen Seen spricht man von einer Überpopulation – wäre es von Vorteil, wenn das Nachtfischen auf diese schönen und schmackhaften Fische erlaubt wäre. So würde man einige mehr aus den Gewässern bekommen.»
Die Abstimmung ist geschlossen
Die Ausbreitung des Welses in der Schweiz …
Total Abstimmungen: 214
40% | ... sollte wo möglich eingedämmt werden
36% | ... ist einfach der Lauf der Natur
24% | ... finde ich eine Bereicherung für die Fischerei
Befischst Du gezielt Welse?
Total Abstimmungen: 218
20% | Ja, regelmässig
22% | Ja, gelegentlich
39% | Nein, aber ich fände es spannend
19% | Nein, interessiert mich nicht
Wels gefangen! Und jetzt?
Total Abstimmungen: 214
35% | Ich entnehme ihn grundsätzlich
47% | Ich entnehme ihn wenn er Küchengrösse hat
18% | Wenn möglich setze ich ihn zurück
Wels | Kleine Riesen im Visier
Das Welsfischen wird meistens mit dem Fang der imposanten Riesen verbunden, wie man sie von den Bildern der Spezialisten mit starkem Gerät und (oft) grossem Bizeps kennt. Doch die Mehrheit der wachsenden Welspopulationen besteht aus den kleineren Exemplaren. Diese Fische gezielt zu befischen, lohnt sich nicht nur in Büren an der Aare, wo «Petri-Heil» sich umgesehen hat.
Im Standardwerk «Die Fische der Schweiz» von 1936 schrieb Paul Steinmann: «Der Wels ist zu selten, um für den Sportfischer Bedeutung zu haben.» Damals waren der Bodensee und die drei Jurarandseen die einzigen Schweizer Gewässer mit einem nennenswerten Welsvorkommen. Das hat sich seither stark geändert. In den vergangenen dreissig Jahren haben die Welsbestände in ganz Mitteleuropa stark zugenommen, insbesondere in den Flüssen. In manchen Gewässersystemen wie der Rhone oder dem Po stehen Besatzmassnahmen am Ausgangspunkt für die Bestandesexplosionen, aber vielerorts sind es Lebensraumveränderungen, die den Wels begünstigen. Dazu gehören die ausgedehnten Stauhaltungen der Flüsse mit schwacher Strömung, die Zunahme von karpfenartigen Futterfischen durch Nährstoffeinträge und die steigenden Wassertemperaturen. Zudem sind eine ganze Reihe von neuen Lebewesen aufgetaucht, die gut ins Menü des opportunistischen Allesfressers passen. Dazu gehören die amerikanischen Krebsarten, die Schwarzmeergrundeln im Rhein oder die neu auftretenden Muscheln. Obwohl nach wie vor verhältnismässig wenige Fischer gezielt auf Welsfang gehen, beträgt der statistisch erfasste Jahresertrag in der Schweiz inzwischen um die viertausend Stück. Die tatsächliche Anzahl der gelandeten Welse dürfte noch deutlich höher liegen, bedenkt man, dass viele Fischer die Welse nicht verwerten. Dabei ist der Wels auch ein Speisefisch, und zwar sogar ein richtig guter!
Schweizer Welsvorkommen
Für einen guten Welsbestand bekannte Fliessgewässer sind die Aare ab dem Bielersee, der Rhein zwischen Bodensee und Basel sowie deren grosse Zuflüsse (Limmat, Thur, Töss u. a.). Bei den Seen sind es der Bodensee, das Drei-Seen-Land und neuerdings auch der Greifen- und Sempachersee. Dazu kommen etliche weitere Gewässer mit einem Welsbestand, der künftig stärker fischereiliche Beachtung finden könnte. Zum einen, weil deren Bestände vermutlich zunehmen, aber auch, weil die Popularität der Welsfischerei noch grosses Potential hat in der Schweiz. Es gibt etliche Gewässer mit einem bisher wenig entdeckten und genutzten Welsbestand. Das trifft beispielsweise auf den Zürichsee, den Greifensee, den Hallwilersee, den Sihlsee, den Zugersee, die Tessiner Seen oder den Genfersee zu. Nebst diesen grossen Gewässern gibt es auch zahlreiche «versteckte» Hotspots in Form von kleineren Seen, Stauhaltungen oder Seitengewässern der Flüsse mit überraschend vielen Welsen. Wer sucht, der findet die Bartelträger immer wahrscheinlicher.
In den letzten 20 Jahren hat sich die Anzahl der in der Schweiz gelandeten Welse vervielfacht. Ein grosser Teil dieser Zunahme geht auf Hotspots mit einem besonders ausgeprägten Wachstum der Welspopulation zurück wie etwa der Aare unterhalb des Bielersees, dem Rhein zwischen Bodensee und Basel oder dem Sempachersee. Quelle: fischereistatistik.ch
Welsfischen light
Dass regelmässig Welse als Beifang beim Spinnfischen oder Ansitzfischen gelandet werden, ist kein Zufall. Als opportunistischer Räuber mit einem breiten Nahrungsspektrum schnappt er sich grosse und kleine Köder, die eigentlich für andere Fischarten gedacht sind. Wenn man Pech hat, ist es ein Grosser und der Fisch kann mit der Hecht- oder gar Eglirute nicht gelandet werden. Doch oft gelingt die Welslandung trotzdem, denn die grosse Mehrheit der Bartelträger sind nicht die Riesen. Wenn man es gezielt auf diese Fische abgesehen hat, muss man also nicht zwingend mit dem ganz schweren Geschütz der Grosswelsjäger auffahren. Aber Achtung: Auch die «kleinen» Welse bis zu einem Meter haben Power und kämpfen energisch. Unter die Hecht- oder Karpfenklasse sollte man nicht gehen und dementsprechende Ruten mit ausreichend Rückgrat und Schnüre mit Tragkräften ab 10 kg verwenden. Mit etwas Glück und Können gelingt damit auch die Landung eines grossen Welses. Man staunt immer wieder, wieviel gutes Fischereimaterial heutzutage zu stemmen vermag.
Köder und Präsentation
Zum Ansitzangeln bewährte Köder sind grosszügige Tauwurmbündel und Köderfische. Aber auch Geflügelfleisch, Cervelats, Tintenfisch und Krebse können Welse überzeugen. Einfache Grundmontagen, bei denen die Köder am Blei schlicht auf dem Boden abgelegt werden, funktionieren auch – aber die Fängigkeit kann deutlich erhöht werden, wenn der Köder über dem Grund angeboten wird. Denn der Wels ist eigentlich kein «Gründler» und orientiert sich bei der Nahrungssuche eher nach oben. Montagen mit einem Auftriebskörper (siehe Illustration) steigern die Fangchancen. Eine weitere Möglichkeit ist das Setzen einer Zapfenmontage. Im Sommer begeben sich die Welse regelmässig in Oberflächennähe und ziehen entlang des Ufers herum. In solchen Situationen können flach eingestellte Zapfen besonders erfolgreich sein. Auch mit Kunstködern lassen sich die Welse aktiv befischen. Dabei gilt generell: Der Wels schätzt Köder, die starke Druckwellen erzeugen und auch etwas Radau machen. Gerade die Fluss-Welse gelten als besonders aktive Räuber und lohnen den Versuch mit der Spinnrute («Petri-Heil» berichtete darüber in Ausgabe 09/16). Wer mit dem Boot unterwegs ist, kann die Bartelträger durch Klopfen mit dem Wallerholz anlocken und direkt unter dem Boot einen Köder anbieten mit Blick auf das Echolot, um die aufsteigenden Sicheln und deren Reaktionen zu beobachten. Dabei besonders bewährt haben sich mit Ködern garnierte «Clonk Teaser».
Wels gefangen! Was nun?
«Wie herzig!», rufe ich aus, als ich meinen ersten kleinen Wels aus dem Zihlkanal voller Bewunderung in den Händen halte. Niemals hätte ich diesen Mini-Wels totschlagen können. Ich habe mir vorgestellt, was für ein gewaltiger Fisch aus ihm werden könnte. Und was, wenn ich diesen Fisch als Riese wieder landen würde? Gut möglich, dass ich ihn erneut zurücksetzen würde. Zu umständlich, zu viel Fisch, zu schade um das grosse Tier. Zudem heisst es, die grossen Welse schmecken ohnehin nicht mehr gut. So mancher findet sie auch etwas gruselig anzusehen und kann sich das nicht auf dem Teller vorstellen. Offenbar sind die Widerstände, diese Fischart zu verwerten, grösser als bei anderen Fischen. Das muss nicht sein! Wo der Wels zurechtkommt und sich fortpflanzen kann, ist er keine gefährdete Art und erweitert die Palette an Küchenfischen. Das grätenfreie Fleisch mit neutralem Aroma lässt sich auf vielseitige Weise zubereiten und schmeckt auch heiklen Fischessern. Die Bürener Fischer sind auf den Geschmack gekommen und wissen die Flusswelse auf dem Teller zu schätzen.
6 Kommentare
Antworten an: peter wenger
Bachofner | 03 | 07 | 2022 |
Am Moossee ist Nachtfischen auf Welse nicht nötig. Da beissen Sie massenhaft tagsüber.
Zubero Marc | 28 | 05 | 2022 |
Der Wels ist ein super Fisch zum essen. In einem sauberen Gewässer, wie See, oder Fluss kein Problem. Nachtfischen gezielt nur auf Wels were super????????
Roli Kälin | 30 | 06 | 2022 |
Ich bin Fischer im Sihlsee und wir habe ja der Wels seid einigen Jahren auch im See ich finde es nicht gut der Wels macht im Shilsee den Fischbestand Kapput weil der Sihlsse ist zu klein für den Wels. Leider!!!
Antworten an: Roli Kälin
Bachofner | 03 | 07 | 2022 |
Der Sihlsee ist sicher nicht zu klein für den Wels. Auch macht der Wels den Fischbestand nicht kaputt. Der Sihlsee als Stausee mit zum Teil sehr niedrigem Wasserstand im Winter ist das Hauptproblem für einen stabilen Fischbestand.
Vladi Urban | 21 | 06 | 2023 |
Wenn wir Überpopulation haben, dann wieso nicht nur Nachtfischen erlauben, wie Peter Wenger schreibt, sondern auch riesengroße Welshacken mit Widerhacken und mehr spezielle Ruten für größere Fangwahrscheinlichkeit zu erlauben
peter wenger
Wen mann die Welse gezielt befischen möchte, und in einigen seen sagt mann hätte es eine überpopulation, wäre es manchmal
von vorteil wen das Nachtfischen auf diese schönen und leckeren Fische erlaubt wäre. Dan würde mann auch einige mehr aus den seen bekommen.